Der Gesetzentwurf der Bundesregierung zur Fortsetzung und Weiterentwicklung des KiTa-Qualitäts- und Teilhabeverbesserungsgesetzes (20/12771) wird von Sachverständigen als nicht ausreichend empfunden, um die im Koalitionsvertrag angekündigte Qualitätsentwicklung mit bundesweiten Standards zu erreichen. Das wurde bei einer öffentlichen Anhörung des Familienausschusses am Montag, 23. September 2024, deutlich. Positiv vermerkten die Sachverständigen, dass sich der Bund 2025 und 2026 mit jeweils zwei Milliarden Euro an den Kitakosten der Länder beteiligen will. Kritik gab es aber an der Höhe der Fördersumme und dem eingeschränkten Förderzeitraum, der keine langfristigen Planungen ermögliche.
Im Jahr 2004 entstanden in Deutschland die ersten kindheitspädagogischen Studiengänge und damit eine große Aufbruchstimmung für die Akademisierung der frühkindlichen Bildung. Innerhalb kurzer Zeit sprossen zahlreiche neue Studiengänge aus dem Boden und heute sind es rund 90 – davon 14 Masterstudiengänge. Zum zwanzigjährigen Jubiläum fand nun an der Alice Salomon Hochschule in Berlin eine zweitägige Kooperations-Tagung statt, um das Erreichte zu bilanzieren, zu reflektieren und nach vorne zu blicken.
Bei der digitalen Vorstellung des Berichts „Bildung in Deutschland 2024“ konstatierten die Autor*innen eine zunehmender Heterogenität der Familien und Kindern in der frühen Bildung. Das sei verbunden mit „starken soziale Disparitäten“: Es „zeigen sich Ungleichheiten entlang sozialer Differenzlinien, etwa in besseren Teilhabechancen für Kinder aus privilegierten Familien (z B Kinder von Eltern mit höherer Bildung oder ohne Einwanderungsgeschichte).

Hochschuldidaktische Entwicklungen in kindheitspädagigischen Studiengängen in Niedersachsen

Im Jahr 2004 entstanden in Deutschland die ersten früh- und kindheitspädagogischen Studiengänge. Der Landesstudiengangstag in Niedersachsen nimmt dieses 20-jährige Jubiläum zum Anlass, kritisch, innovativ und vernetzt auf hochschuldidaktische Entwicklungen der Kindheitspädagogik zu blicken.

Kita-Qualitätsbündnis veröffentlicht Forsa-Umfrage zur Kindertagesbetreuung in Deutschland

Das System der Kindertagesbetreuung ist in der Krise. Probleme wie Personalmangel wiegen schwer, die Anforderungen wachsen. Das ist das Ergebnis einer Forsa-Umfrage zur Kinderbetreuung in Deutschland, den das Kita-Qualitätsbündnis aus Arbeiterwohlfahrt (AWO), Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und Verband Katholischer Tageseinrichtungen (KTK) - Bundesverband jetzt in Berlin vorgestellt hat. „Die Politik muss endlich bei der frühkindlichen Bildung Prioritäten setzen“, verlangen die drei Bündnisorganisationen.
Wie können Fachberater*innen in dem schon seit Jahren durch vielfache Krisen und Herausforderungen geprägten KiTa-Feld einen eigenen inneren Kompass für eine professionelle Begleitung und Beratung entwickeln? Diese Frage stand im Zentrum einer gemeinsamen Fachtagung von ver.di und der Bundesarbeitsgemeinschaft Bildung und Erziehung in der Kindheit (BAG-BEK) in Berlin. Moderiert wurde die Tagung von Friderike Pankoke aus der BAG-BEK, die zu Beginn auch Mit-Veranstalterin Elke Alsago wegen einer dringenden familiären Angelegenheit entschuldigen musste.
Die Selbstregulationskompetenzen von Kindern und Jugendlichen sind entscheidend für ihr Wohlergehen und ihre Entfaltungsmöglichkeiten, insbesondere ihre psychische und körperliche Gesundheit, Bildung und soziale Teilhabe. Sie umfassen kognitive, emotionale, motivationale und soziale Fähigkeiten, die es erlauben, eigene Ziele zu erreichen und flexibel auf Veränderungen zu reagieren. Aber viele junge Menschen stehen vor erheblichen Herausforderungen wie psychischen und körperlichen Problemen, Zukunftsängsten und Schulschwierigkeiten.

Wissenschaftler*innen aus unterschiedlichen Disziplinen veröffentlichen Aufruf zum Handeln gegen die „Kita-Krise“

 
Zustand und Zukunft des Systems der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung (FBBE) in Deutschland sind alarmierend. Zahlreiche wissenschaftliche Daten und Berichte aus der Praxis belegen: Das System ist stark belastet und steht kurz vor dem Kollaps.

Vor diesem Hintergrund haben vier Wissenschaftler_innen aus unterschiedlichen Disziplinen Mitte Juli einen Aufruf zum Handeln gegen die „Kita-Krise“ initiiert, der heute mit über 300 Mitzeichnungen veröffentlicht wurde. Der Aufruf „Überlastung, Stress und Erschöpfung in vielen Kitas: Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler schlagen Alarm und fordern die Politik zum schnellen Handeln auf“ richtet sich an politisch Verantwortliche, insbesondere auf Bundesebene.
 
Die vier Initiator_innen des Aufrufs sind Dr. Rahel Dreyer, Professorin für Pädagogik und Entwicklungspsychologie der ersten Lebensjahre an der Alice Salomon Hochschule Berlin, Dr. Jörg Maywald, Honorarprofessor für Kinderrechte und Kinderschutz an der Fachhochschule Potsdam, Dr. med. Michael Schulte-Markwort, Professor für Kinder- und Jugendpsychiatrie an der Medical School Hamburg und Ivonne Zill-Sahm, Professorin für Erziehung und Bildung im frühen Kindesalter an der Evangelischen Hochschule Dresden.
 
„Seit der Corona-Pandemie hat die Arbeitsbelastung von pädagogischen Fachkräften in Kitas stetig zugenommen. Sie gehören zu den Berufsgruppen mit den meisten Krankentagen, insbesondere wegen Erkrankungen der Psyche. Die psychische Gesundheit der Fachkräfte wirkt sich nachweislich auf die Gesundheit der Kinder aus. Die Kinder sind häufig gestresst und zeigen Formen von Erschöpfung und Unwohlsein – und das liegt unter anderem am Personalmangel und an überfüllten Gruppen“, so Prof. Dr. Rahel Dreyer.
 
Dr. med. Michael Schulte-Markwort ergänzt: „Auch in den Familien sind die Belastungen enorm gestiegen. Nach den großen Einschränkungen durch die Kita-Schließungen während der Corona-Pandemie bringt nun die Kitakrise mit reduzierten Öffnungszeiten bis hin zur Schließung von Gruppen und ganzen Einrichtungen viele Familien ans Limit. Es gibt klare Hinweise auf erhöhte Spannungen in den Familien und einen Anstieg familiärer Gewalt.“
 
Der aktuelle Kita-Bericht des Paritätischen Gesamtverbandes unterstreicht die alarmierende Situation in den Kitas. Er zeigt sehr deutlich, dass sich zwischen 2021 und 2023 die Rahmenbedingungen in den meisten Einrichtungen drastisch verschlechtert haben. 68 Prozent der Befragten können mit dem tatsächlichen Personalschlüssel nicht angemessen auf die Bedürfnisse der Kinder eingehen. Insbesondere Kitas in benachteiligten Sozialräumen gaben an, davon besonders betroffen zu sein.
 
Prof. Dr. Jörg Maywald: „Die aktuelle Situation widerspricht grundlegend den Grundbedürfnissen und Rechten von Kindern: Kinder brauchen stabile Bezugspersonen in verlässlichen Strukturen, die pädagogisch qualifiziert sind und passgenau auf die individuellen Bildungs- und Entwicklungsbedürfnisse von Kindern eingehen können. Die Folgen für Kinder, Eltern, Fachkräfte und die gesamte Gesellschaft sind jetzt schon durch eine Zunahme psychischer Auffälligkeiten sowie eine wachsende Bildungslücke fast irreparabel.“
 
Prof. Ivonne Zill-Sahm betont: „Um den drohenden Zusammenbruch des Systems abzuwenden, sind jetzt erhebliche Investitionen und mittelfristig eine kontinuierliche Erhöhung der Ressourcen für das System der FBBE nötig. Die bildungsökonomische Forschung der letzten Jahre hat gezeigt, dass vor allem frühkindliche Bildungsangebote langfristig wirksam sind, weil Kinder davon über ihr gesamtes Leben profitieren. Dies hat auch positive volkswirtschaftliche Auswirkungen, da jeder investierte Euro durch zum Beispiel höhere Steuer- und Sozialversicherungseinnahmen drei- bis vierfach für die Gesellschaft zurückkommt.“
 
In ihrem Aufruf zum Handeln gegen die „Kita-Krise“ fordern die Initiator_innen, zusätzliche Finanzierungsmittel für weitere Qualitätsverbesserungen aufzuwenden, das Qualitätsentwicklungsgesetz endlich auf den Weg zu bringen und die sogenannte „Gesamtstrategie Fachkräfte in Kitas und Ganztag“ des BMFSFJ um kurzfristige Maßnahmen zu ergänzen sowie mit einem Sondervermögen finanziell ausreichend auszustatten. Außerdem fordern sie, in Bundesländern, wo ein Rückgang der Kinderzahlen zu verzeichnen ist, die freiwerdenden Ressourcen in die Verbesserung des Fachkraft-Kind-Schlüssels zu investieren, Kitas mit einem hohen Anteil von Kindern, die besonders von sozialer Benachteiligung betroffen sind, personell und materiell besser auszustatten sowie die Zusammenarbeit mit Wissenschaft und Forschung zu stärken, um den Qualitätsprozess kritisch-konstruktiv begleiten zu lassen.
 
Den Aufruf finden Sie hier: https://www.ash-berlin.eu/fileadmin/Daten/News/2024/2024_08_27_Aufruf_aus_der_Wissenschaft_zur_Kitakrise.pdf

Quelle: Presseinfo ASH


Gutachten des DIW zeigt Bedeutung auf

Die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung Deutschlands hängt maßgeblich von den Kindern ab. Damit stellen staatliche Ausgaben für die Förderung von Kindern grundsätzlich auch Investitionen in die Zukunft dar.

Allerdings wird dies im politischen Diskurs häufig noch zu wenig gesehen und bei Haushaltsentscheidungen berücksichtigt. Das vorliegende Gutachten soll einen Beitrag dazu leisten, dies zu ändern, indem es aufzeigt, welche ökonomische Bedeutung die Investitionen in Kinder haben. In Auftrag gegeben hat es das Deutsche Komitee für UNICEF beim Institut der deutschen Wirtschaft.

11. nifbe-Fachtag Fachberatung

So wie in vielen anderen Berufssparten steht auch in der Fachberatung ein einschneidender Generationenwechsel an. Wie können hier nun die Übergänge gestaltet und das immense und häufig eher implizite Wissen der ausscheidenden Fachberater*innen gesichert werden? Diese Fragen standen im Fokus des 11. und schon frühzeitig ausgebuchten nifbe-Fachtags Fachberatung im Stephansstift Hannover.