Leitung: Prof. Dr. Ulrike Graf


Die Grundschule

Eine Gemeinschaftsschule für alle Kinder zu sein - diese Gründungsidee konnte die Grundschule seit 1919 über die politischen Systeme hinweg bis heute beibehalten. Sie setzt das unentgeltliche Recht des Kindes auf Bildung um, das zuletzt in der Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen 1989 formuliert ist. Sie war und ist ein Beitrag zur Chancengerechtigkeit in unserer Gesellschaft. Mit dem Schuljahr 2013/2014 wird die Gemeinschaftsidee durch das ebenfalls von den United Nations begründete Recht auf Inklusion erweitert (§ 24 Behindertenrechtskonvention) und stellt die konzeptionelle Weiterentwicklung besonders im Bereich der Heterogenität vor neue Herausforderungen. An den Ansprüchen der Chancengerechtigkeit im Sinne eines humanen wie eines gesellschaftlichen Anliegens ist die Grundschularbeit immer wieder neu zu orientieren.

Mit der Einschulung tritt das Kind erstmals in eine Institution ein, in der es sich für weitere Bildungswege qualifiziert und sich insofern den Anforderungen stellen muss. Aufgrund der Prägekraft früher Bildung und Förderung ist der Übergang vom Elementar- zum Primarbereich zu einem wichtigen Feld bildungspolitischer Konzeptionen und Projekte geworden.

Im Sinn dieser fundamentalen gesellschaftlichen Bedeutung der Grundschule greifen wir  Fragen der Gestaltung von Bildungsangeboten für Kinder im institutionellen Kontext der ersten und bisher einzigen konsequenten Gemeinschaftsschule im deutschen Bildungssystem auf.

 

Forschungsschwerpunkte

Als Teil der Forschungsstelle Elementar- und Primarpädagogik widmen wir uns Themen am Übergang vom Elementar- zum Primarbereich wie solchen, die in beiden Institutionen auf ihre je eigene Weise beheimatet sind. Zwei Themenstränge stehen dabei im Fokus:

Zum Einen wird die Diskussion um Angebotsstrukturen in institutionen-übergreifenden Kontexten insofern weitergeführt, als in der ersten berufsqualifizierenden Phase gemeinsame Aufgabenkontexte von Kindern im Vorschulalter und des ersten Schuljahres erprobt werden. In dieser konzeptionellen Weiterentwicklung gemeinsamer Qualifikationsausschnitte werden zwei Dialogbereiche der Interprofessionalität einbezogen: Einerseits arbeiten Studierende unterschiedlicher Studienrichtungen daran, Aufgabenangebote für gemischte Gruppen aus Kindergarten- und Grundschulkindern zu gestalten. Andererseits werden Gruppen aus kooperierenden Einrichtungen im Übergang zu diesen Angeboten eingeladen.

Das pädagogisch-didaktische Thema einer Aufgabenkultur, die Kindern in ihren individuellen Weltzugängen wie den Bildungsaufträgen beider Einrichtungen gemäß sind, steht dabei im Zentrum von Beobachtung und Reflexion. Der an der Universität Osnabrück stattfindende Kinder-Campus-Tag bietet die  Erprobungsplattform, in der mittels qualitativen Zugängen Aspekte der Lernbegleitung durch die Studierenden videografisch dokumentiert und qualitativ untersucht werden. Dabei interessiert insbesondere, inwiefern in den lernbegleitenden Aktivitäten aktuelle Erkenntnisse über das Lernen des Kindes umgesetzt werden.

Die Primarpädagogik nutzt hierbei die Forschungs- und Lernwerkstatt „Bildung im Alter von 3 bis 10 Jahren“, die von den Forschungsstellenleitern der Elementar- und Primarpädagogik im Rahmen ihrer Arbeitsgebiete an der Universität Osnabrück zur Zeit etabliert wird.

Geplant ist der Aufbau einer Online-Plattform mit Aufgabenangeboten, die KollegIinnen in Kindergärten und Grundschulen in zweifacher Richtung nutzen können: als Downloadangebot für die eigene Kooperationsarbeit und als Forum, in das sie Angebote, die sich in ihrer Übergangsarbeit entwickelt haben, einstellen können.

Neben diesem didaktischen Thema widmen wir uns  zum anderen Themen der Persönlichkeitsbildung. Zur Zeit wird in ethnografischen Ansätzen erforscht, inwiefern das Unterrichten des Schulfachs Glück in der Grundschule sich auf das Gesamtprofil des professionellen Handelns der betreffenden Lehrkräfte auswirkt. In diesem Themenfeld kooperieren wir auch  mit dem Fritz-Schubert-Institut in Heidelberg.