Einblicke in neue Forschungsergebnisse und Praxisansätze für die Arbeit mit Kindern unter drei bot der restlose ausgebuchte nifbe-Kongress „Die Chancen der ersten Jahre“ im Osnabrücker Schloss. Im Fokus stand dabei auch die Frage, wie das neue Wissen aus der Forschung denn tatsächlich in die Praxis von Aus- und Weiterbildung, Fachberatung und KiTa gelangen und dort in Handeln umgesetzt werden kann.
Die Ergebnisse und Perspektiven des Niedersächsischen Instituts für frühkindliche Bildung und Entwicklung (nifbe) standen im Mittelpunkt eines Hintergrundgesprächs des GRÜNEN-Landtagsabgeordneten Volker Bajus mit nifbe-Direktorin Prof. Dr. Renate Zimmer und Geschäftsführer Reinhard Sliwka.

Diesjährige Preisträger kommen aus Hamburg, Nordrhein-Westfalen (NRW), Rheinland-Pfalz (RLP) und Schleswig-Holstein


Inklusion ist aktuell eine der größten schulpolitischen Aufgaben. Seit im Jahr 2009 in Deutschland die UN-Behindertenrechts-Konvention in Kraft getreten ist, nach der alle Kinder das Recht auf den Besuch einer Regelschule haben, setzen die Bundesländer den gemeinsamen Unterricht in immer größerem Maße um. Die Herausforderungen, die das gemeinsame Lernen an die Schulen stellt, sind dabei groß. Denn jeder Schüler – ob mit oder ohne Behinderung – soll individuell bestmöglich gefördert werden. Dass etliche Schulen dies bereits schaffen, zeigt der Jakob Muth-Preis, mit dem seit 2009 Schulen ausgezeichnet werden, die vorbildlichen inklusiven Unterricht anbieten. Dieses Jahr erhalten drei Einzelschulen – aus Hamburg, Ingelheim (RLP) und Neunkirchen-Seelscheid (NRW) – und ein Schulverbund aus Schleswig-Holstein den Preis. Er ist verbunden mit einem Preisgeld von jeweils 3.000 Euro für die Einzelschulen und 5.000 Euro für den Verbund.
In einem Interview der aktuellen ZEIT  (4-2014) kritisiert der Münchener Kinderpsychiater und Psychoanalytiker  Karl Heinz Brisch einen Ausbau der deutschen Krippenplätze „auf niedrigstem Niveau“. Während internationale Studien einen Betreuungsschlüssel von 1:3 empfehlen, seien in deutschen Krippen Betreuungsschlüssel zwischen  1:6 und 1:8 die Realität. Zusätzlich verschärft werde die Situation durch viele Teilzeitstellen und Schichtdienste, so dass Kinder in der Krippe „wirklich auf hoher See [sind] was emotionale Bindungen, Beziehungen und Sicherheit angeht“. Eine „24-Stunde-Krippe“ wertete er in dieser Hinsicht als „eine Katastrophe“.

Neben einem deutlich besseren Personalschlüssel fordert der Bindungs- und Erziehungs-Experte auch eine „gezielte Ausbildung von ErzieherInnen für den Frühkindbereich“, der ganz besondere Anforderungen gerade im Hinblick auf emotionale Entwicklung und Sicherheit  verlange. Grundsätzlich bescheinigte Brisch den ErzieherInnen in der Krippe eine hohe Motivation, doch sie bräuchten für ihre anspruchsvolle Aufgabe „Begleitung, Supervision, bessere Arbeitsbedingungen […] sowie ein würdiges Gehalt.“

Qualitativ hochwertige Krippe als Schutzfaktor

Unter der Voraussetzung eines sehr guten Personalschlüssels  und einer sehr guten ErzieherInnen-Ausbildung könne die Krippe auch unsichere Bindungserfahrungen von Kindern aus belasteten Familien kompensieren: Wenn Kinder in der Krippe „drei Jahre lang eine sichere Bindung erleben, nehmen sie das als Schutzfaktor für den Rest des Lebens mit“.

Die für eine bessere Betreuung notwendigen Investitionen bewertet Brisch als „Klacks, wenn man vorausschauend denkt […]. Wir haben sonst die Kinder später in der Therapie, aber da muss man viel mehr investieren, um neue emotionale Erfahrungen im Gehirn zu verankern. […] Wenn wir vorbeugend früh das Geld ausgeben würden, dann hätten wir Renditen wie sonst nirgendwo.“

Fachbeitrag zum Personalschlüssel

Homepage Karl Heinz Brisch

Neue Studie der Katholischen Hochschule NRW


Eine umfangreiche Studie zu den Berufsbelastungen von Erzieherinnen hat Professor Johannes Jungbauer von der Katholischen Hochschule NRW Aachen durchgeführt und fast 850 Erzieherinnen zu den speziellen Belastungen ihres Berufes befragt.


Das Ergebnis der Untersuchung ist alarmierend, denn viele Erzieherinnen und Erzieher sind extrem Burnout-gefährdet. Stressquelle Nummer eins der Berufsbelastungen für Erzieherinnen ist die mangelhafte Personalausstattung in den Einrichtungen. Das hat zur Folge: Zu große Gruppen, ein unzureichender Betreuungsschlüssel, Zeitdruck und Mehrarbeit wegen erkrankter Kolleginnen.

Weitere Stressoren im Kita-Alltag sind der Geräuschpegel in den Gruppenräumen und die umfangreichen Dokumentationspflichten. Kinder mit deutlichen Disziplinproblemen, einem zusätzlichen Betreuungs- und Förderbedarf und Verhaltensauffälligkeiten stellen ebenfalls starke Berufsbelastungen der Erzieherinnen dar. Viele der befragten Erzieherinnen beklagten auch die überhöhten Ansprüche mancher Eltern oder deren Neigung, Erziehungs- und Bildungsaufgaben an die Kita zu delegieren.

Die Studie zeigt aber auch, dass trotz aller Berufsbelastungen Erzieherinnen ihren Job lieben. Schwierige Kinder bewerten sie zwar als anstrengende Herausforderung, viel größeren Stress aber bereiten ihnen zu große Gruppen und gleichzeitig zu wenig Mitarbeiterinnen.

Trotz aller Belastungen lieben ErzieherInnen ihren Job

Je größer die Berufsbelastungen der Erzieherinnen und Erzieher sind, desto stärker sind ihre gesundheitlichen Beschwerden. Bei ihnen liegen die Werte für die Verdachtsdiagnose Burnout deutlich über dem Normwert. Fast ein Fünftel der befragten Personen (18,9 Prozent) leidet sogar unter sehr starken beruflichen Stressbelastungen und gilt damit als Hochrisiko-Gruppe für Burnout. Und fast 15 Prozent der Befragten gaben an, unter deutlichen bis starken psychosomatischen und psychischen Beschwerden zu leiden. „Die von uns analysierten Daten zeigen, dass bei hoher Stressbelastung auch die Betreuungsqualität leidet“, mahnt Prof. Jungbauer. „Strukturell mangelhafte Arbeitsbedingungen, z.B. im U3-Bereich, gehen damit letztlich auf Kosten der Kinder.“

Ein gesundheitsförderlicher Kita-Arbeitsplatz zeichnet sich aus durch ein realistisches, zu bewältigendes Arbeitspensum; ausreichend Zeit für die Kinder; eine angemessene Gruppengröße in Abhängigkeit vom Alter der betreuten Kinder; angemessene Möglichkeiten für Pausen und Erholung sowie tragfähige Lösungen bei Personalausfall. Prof. Jungbauer sieht die Politik hier in der Pflicht: „Schließlich geht es um die Zukunft unserer Kinder.“

Quelle: Pressemitteilung der Katholischen Fachhochschule NRW
Psychomotorische Förderung stärkt das Selbstvertrauen von Kindern. Mit diesem Ergebnis schließt die Forschungsstelle Bewegung und Psychomotorik des Niedersächsischen Instituts für frühkindliche Bildung und Entwicklung (nifbe) an der Universität Osnabrück seine Studie zur Wirkung psychomotorischer Förderung ab. Die Studie legt offen, dass bestimmte Bereiche des kindlichen Selbstkonzepts durch die Förderung positiv beeinflusst werden. Hierzu zählen beispielweise die Bereiche Selbstsicherheit, körperliche Effizienz und der Umgang mit Ängsten.
Mit dem Schulbeginn kommt es besonders darauf an, richtig sprechen zu können. Doch immer mehr Kinder haben damit Probleme. Vor allem Jungen brauchen vor dem Schulbeginn Unterstützung: 2012 war jeder vierte Sechsjährige in sprachtherapeutischer Behandlung. 2007 lag der Anteil erst bei etwa 20 Prozent. Das berichtet der aktuelle Heilmittelbericht 2013 des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO). "Wir beobachten, dass Jahr für Jahr mehr Kinder für eine gesunde, altersgerechte Entwicklung vorübergehend therapeutische Unterstützung brauchen", sagte Helmut Schröder, stellvertretender WIdO-Geschäftsführer.
Neue Forschungsergebnisse der University of Western Sydney zeigen, dass kleine Jungs Gegenstände mit Gesichtern lieber mögen als Maschinen, was die Theorie der angeborenen Vorliebe von Babys für „mädchenhafte“ oder „Macho“- Spielzeuge in Frage stellt.

Forscher des MARCS Institut Babylab an der University of Western Sydney haben die Vorlieben von vier und fünf Monate alten Babys getestet, indem sie ihnen Bilder von männlichen und weiblichen Personen und Puppen sowie von Autos und Öfen gezeigt haben.

Die Forscher maßen dann, wie lange der Blick der Babys auf die jeweiligen Gegenstände gerichtet war und berechneten daraus die Vorlieben der Babys.

Online-Befragung der nifbe-Forschungsstelle Begabungsförderung


Im Schulgesetz ist verankert, dass sich Eltern und Schule sowohl den Erziehungs- als auch den Bildungsauftrag für die Kinder teilen. Wir möchten erfahren, wie Eltern die Verteilung von Verantwortung sehen und was die Kinder durch die Grundschule erreichen sollen. Hierbei möchten wir von Eltern wissen, welche Erwartungen sie an den Umgang der Lehrkräfte mit ihrem Kind haben. Zu diesem Zweck führt die Forschungsstelle Begabungsförderung des Niedersächsischen Instituts für frühkindliche Bildung und Entwicklung (nifbe) eine Online-Befragung durch. Zielgruppe sind Eltern von Kindern, die bereits die Grundschule besuchen oder bald eingeschult werden. Mit der Teilnahme an der Befragung können Eltern einen Beitrag dazu leisten, durch mehr Transparenz die Kommunikation zwischen Eltern und Lehrern zu verbessern.

Informationen für gehörlose Eltern:

http://www.gehoerlosenverband-niedersachsen.de


Zur Online-Befragung
In der nifbe-Forschungsstelle Bewegung und Psychomotorik ist unter der Leitung von Prof Dr. Renate Zimmer ab 2010 das Beobachtungsverfahren BaSiK (Begleitende alltagsintegrierte Sprachentwicklungsbeobachtung in Kindertageseinrichtungen) entwickelt und in den Bundesländern Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Hessen erprobt worden.

Ab Januar 2014 wird BaSiK nun in einer überarbeiteten Fassung im Rahmen eine Modellprojektes der Bund-Länder-Initiative "Bildung durch Sprache und Schrift" (BiSS) unter dem Titel Alltagsintegrierte Sprachbildung durch Bewegung im Kreis Herford eingesetzt.