Neues Buch aus der nifbe-Forschungsstelle Begabungsförderung befreit den Begriff "Haltung" aus dem Nebulösen


Cover HaltungMal aus dem alltäglichen Gebrauch gefolgert: Was man von sich selbst und anderen an Haltung erwartet, scheint irgendwie etwas mit dem aufrechten Gang des mündigen Bürgers zu tun zu haben. Irgendwie. Zumindest das kennen wir: Haltung bewahren (z. B. angesichts von Verlust oder Enttäuschung) – eine (bestimmte) Haltung einnehmen (z. B. zu politischen Ereignissen oder anderen Zumutungen) – einen Mangel an Haltung feststellen (z. B. in unangemessen erscheinenden Aktionen und Reaktionen) - nicht zu reden vom militärischen Gebrauch: Haltung annehmen. Gerade unter pädagogisch Tätigen scheint die Haltung (eine bestimmte!) als Postulat an das pädagogische Handeln eine Renaissance zu erleben: „Alle Schulstrukturreformen nützen nichts, wenn sich nicht die Haltung der Lehrerinnen und Lehrer verändert“, oder „Inklusion ist eine Frage der Haltung“.  Immer ist der Mangel an inhaltlicher Klärung des Begriffs evident.

Kongress zeigt Herausforderungen und Potenziale auf


CoverAuf dem Weg zur Inklusion sind schon wichtige Schritte gemacht, aber das Ziel ist noch weit entfernt und  die Bewältigung der Gesamtstrecke  „ein Generationenprojekt“ – dies wurde einmal mehr auf dem gemeinsam vom BeltzForum, der Stadt Wolfsburg und der Wolfsburg AG veranstalteten Kongress „Inklusion und Sprache“ deutlich. Denn, wie Kongressleiter Dr. Karl Gebauer zur Begrüßung ausführte, gehe es bei der Inklusion um nichts weniger als die Gleichwürdigkeit aller Menschen und die Anerkennung von Vielfalt in all ihren Facetten in einem nicht selektierenden Bildungssystem. Dafür sind gravierende Paradigmenwechsel in den Rahmenbedingungen und normativen Vorgaben und natürlich in den Köpfen aller Beteiligten notwendig. Eine entsprechende professionelle Haltung und Beziehungsgestaltung, so zeigten viele Kongressbeiträge, spielt bei der Umsetzung der Inklusion eine entscheidende Rolle. „Inklusion ist immer nur bruchstückhaft und schrittweise zu realisieren, aber vieles ist auch unter schwierigen (Rahmen-) Bedingungen möglich“ resümierte Prof. Dr. Annedore Prengel vor den  über 400 TeilnehmerInnen des Kongresses den derzeitigen Inklusionsprozess.
16 Forschungsprojekte haben in den vergangenen drei Jahren die Professionalisierung frühpädagogischer Fachkräfte in KiTa-Praxis, Aus- und Weiterbildung sowie Fachberatung untersucht. Im Rahmen der sogenannten „AWiFF“-Förderlinie des Bundesministeriums für Bildung und Forschung wurden die Projekte dabei mit 7,5 Millionen Euro gefördert. 18 Universitäten, acht Hochschulen und drei außeruniversitäre Forschungseinrichtungen beteiligten sich an diesem Programm. Die Ergebnisse wurden jetzt auf einer hochkarätig besetzten Tagung der Weiterbildungsinitiative frühpädagogischer Fachkräfte (WiFF) in der Berliner Repräsentanz der Robert Bosch-Stiftung vorgestellt. "Über 80 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, darunter 43 Promovierende, waren an den Projekten beteiligt und haben einen wichtigen Beitrag zur empirischen Bildungsforschung im Bereich Frühpädagogik geleistet", so Antje Scharsich, Leiterin des Referats Frühe und allgemeine Bildung am BMBF, bei ihrer Begrüßung.
Auf großes Interesse ist die Qualifizierungsinitiative „Integrative Erziehung und Bildung in Kindertageseinrichtungen" gestoßen: 779 sozialpädagogische Fachkräfte aus über 760 Kindertagesstätten haben sich für die im März 2014 gestartete Zusatzqualifikation angemeldet, die vom Kultusministerium zur Verfügung gestellten 1,5 Millionen Euro sind damit voll ausgeschöpft.
Was brauchen Jungen, um besser lernen zu können? Mit dieser Frage beschäftigten sich Kitas und Schulen über einen Zeitraum von drei Jahren in dem von der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung geförderten Programm "Junge Junge".
Die Ursachen für Übergewicht und Adipositas bei Kindern werden üblicherweise in Bewegungsmangel und zu kalorienreichem  Essen gesehen – das im Rahmen des nifbe geförderte Forschungsprojekt „Zum Lebensalltag adipöser und stark übergewichtiger Kinder sozial benachteiligter Familien“ zeigte nun  auf, dass für eine Lösung des Problems die ganze Familie in den Blick genommen werden muss. Dies wird pädagogischen Fachkräften nun auch in einer Fortbildung vermittelt.
In Kooperation mit dem nifbe ist jetzt an der Universität Osnabrück das „KinderWerk“, eine Forschungs- und Lernwerkstatt für Kinder im Alter von drei bis zehn Jahren, eröffnet worden. Die Federführung bei der Realisierung hatten Prof. Dr. Ulrike Graf und Prof. Dr. Hilmar Hoffmann, die neben ihren Universitätsprofessuren auch gemeinsam die nifbe-Forschungsstelle Elementar- und Primarpädagogik leiten.
gipfelsturm2 200Unter dem Motto „Jede(r) ist begabt“ nahmen jetzt 11 MitarbeiterInnen der nifbe-Forschungsstelle Begabungsförderung am vierten „Osnabrücker Gipfelsturm“ teil.  Zehn Kilometer galt es vom Osnabrücker Marktplatz bis zum Piesberg zu bezwingen und eine besondere Herausforderung bildeten 185 Höhenmeter und 269 Treppenstufen ganz zum Schluss. Auch wenn das mit nifbe-grünen T-Shirts ausgestattete Team nicht ganz vorne mit dabei war, erregten sie doch viel Aufmerksamkeit beim Publikum und fühlten sich alle als SiegerInnen.
Egal ob mathematische Formeln, Grammatikregeln oder Französischvokabeln – gerade für Kinder und Jugendliche gilt das Lernen in der Schule manchmal als saure Pflicht. „Nur wenn man es falsch macht und Lernen mit Pauken verwechselt“, sagt Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer, Ärztlicher Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Ulmer Universitätsklinikum und Leiter des ZNL TransferZentrum für Neurowissenschaften und Lernen in Ulm. Der renommierte Hirnforscher entschlüsselt, was beim Lernen im Gehirn passiert und entwickelt zusammen mit Psychologen und Pädagogen Strategien, die den Lernprozess optimieren. Ziel ist es, die Erkenntnisse der Hirnforschung langfristig mit pädagogischen Fragestellungen zu verknüpfen und somit für den Schulunterricht besser nutzbar zu machen. Was geschieht bei der Informationsverarbeitung im Gehirn? Wie können Emotionen und Bewegungen den Lernprozess beeinflussen? Und warum sollen Kinder direkt nach dem Vokabeltraining lieber auf das Fernsehen verzichten?
Zu einem Hintergrundgespräch besuchten die beiden SPD-Landtagsabgeordneten Frank Henning und Claus Peter Poppe jetzt das Niedersächsische Institut für frühkindliche Bildung und Entwicklung (nifbe). Nifbe-Direktorin Prof. Dr. Renate Zimmer und –Geschäftsführer Reinhard Sliwka erläuterten den beiden Besuchern die Strukturen und Ergebnisse des auf den drei Standbeinen „Forschung, Vernetzung und Transfer“ aufgestellten Instituts.