Am Mittwochnachmittag (15.04.2020) haben Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten der Länder gemeinsam über Lockerungen der in der Corona-Krise erlassenen Beschränkungen beraten. Neben anderen Lockerungen sollen so die Schulen ab dem 4. Mai wieder schrittweise geöffnet werden – entgegen den Empfehlungen der Leopoldina sollen dabei die Oberstufen und Abschlussklassen sowie die vierten Klassen der Grundschulen den Anfang machen. KiTas sollen weiterhin geschlossen bleiben, die Notbetreuung aber für weitere Berufs- und Bedarfsgruppen ausgeweitet werden – konkretere Vorgaben und Regelungen dazu gibt es aber noch nicht, sind aber noch im Laufe der Woche zu erwarten.

Zu dem Beschluss, KiTas und die ersten drei Jahrgänge der Grundschulen weiter geschlossen zu halten, sagte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder, man könne kleinen Kindern nicht zumuten, Mundschutz zu tragen und anderen Vorlagen gerecht zu werden.

Niedersachsen Ministerpräsident Stephan Weil bittet die Kinder und Jugendlichen in Niedersachsen noch um Geduld, was die Wiederaufnahme des Schul- und Kitabetriebes anbelangt: „Ich kann mir vorstellen, dass viele von Euch froh wären, wenn Kitas und Schulen schon bald wieder öffnen würden. Leider werden wir aber erst in zweieinhalb Wochen mit einigen wenigen Klassenstufen beginnen können und die Kleineren müssen länger warten als die Größeren. Ich hoffe, dass wir bei einem günstigen Verlauf dann nach und nach diese Angebote ergänzen können".

Vor dem Beschluss des Bundes und der Bundesländer hatte Bundesamilienministerin Franziska Giffey vor einer "Zweiklassen"-Lösung gewarnt und für eine teilweise Öffnung der Kinderbetreuungseinrichtungen noch vor den Sommerferien plädiert. Sie sprach sich im ARD-Morgenmagazin für eine "schrittweise Rückkehr zur Normalität" aus. Auf die Frage, ob sie sich der Forderung nach geschlossenen Kitas bis zum Sommer anschließe, sagte die SPD-Politikerin, sie halte dies nicht für einen guten Weg.

Neben den Kindern mit Eltern in sogenannten systemrelevanten Berufen, für die bereits eine Notbetreuung geschaffen wurde, müssten laut Giffey vielmehr Vorschulkinder und Kinder berufstätiger Alleinerziehender bevorzugt wieder betreut werden. Auch für Kinder aus schwierigen familiären Verhältnissen sei der Besuch einer Kindertagesstätte wichtig; ebenso für Kinder, die vor dem Eintritt in die Grundschule stünden.

Wenn gemäß der Empfehlung der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina maximal fünf Kinder in einem Raum von einer Erzieherin betreut werden sollten, wäre es möglich, etwa ein Drittel der bestehenden Betreuungsplätze wieder anzubieten, erklärte Giffey. Das wären rund 1,1 Millionen. Die Ministerin nannte als Voraussetzung, dass in den Kitas entsprechende Schutzausstattungen vorhanden sind und Hygienestandards eingehalten werden können.



Karsten Herrmann