nifbe-Tagung diskutiert, was die Kleinen und Kleinsten brauchen

Ministerpräsident Christian Wulff hat sich klar für die weitere Förderung des Ende 2007 gegründeten und zunächst auf fünf Jahre angelegten Niedersächsischen Instituts für frühkindliche Bildung und Entwicklung ausgesprochen. „Ich werde mich nachhaltig für eine Finanzierung nach 2012 einsetzen“, sagte Wullf anlässlich einer Fachtagung des nifbe in Hannover und unterstrich: „Das Institut ragt heraus, es ist einzigartig in Deutschland.“ Wenn Forschung und Wissenstransfer weiter so energisch betrieben würden, könne Niedersachsen bald das führende Bundesland bei der frühkindlichen Bildung mit den besten Krippen und Kindertagesstätten sein.

Ministerpräsident Christian Wulff und Wissenschafts-Minister Lutz Stratmann stellen nifbe-Buch vor

Begeistert zeigte sich Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff von dem vom Niedersächsischen Institut für frühkindliche Bildung und Entwicklung (nifbe) jetzt heraus gegebenen Bild-Text-Band „Auf die ersten Jahre kommt es an“.


Mit 32 ästhetisch anspruchsvollen Bildern von Bettina Meckel und kurzen Begleittexten zeigt dieses Buch, wie Kinder die Welt entdecken, sich entwickeln und zentrale Kompetenzen und Fertigkeiten erlangen. „Jedes einzelne Bild“, so Wulff, „regt dazu an, sich eigene Gedanken über die kindliche Bildung und Entwicklung zu machen und lässt spüren, welches Potenzial in unseren Kinder steckt. Auf unmittelbare Weise spiegeln sich hier Neugierde und Forschergeist, Herausforderung und Selbstwirksamkeit, Kreativität und Begabungsentfaltung wider“

Zu einem ersten gemeinsamen Erfahrungsaustausch kamen jetzt fünf nifbe-Transfer- und Forschungs-Projekte zum Themenbereich „Naturwissenschaften, Technik, Mathematik und Handwerk“ in Hannover zusammen. Unter der Moderation von nifbe-Koordinatorin Heike Engelhardt stellten sie ihre jeweiligen Ansätze vor und diskutierten angeregt über die bisherigen Erfahrungen, Stolpersteine und positive Entwicklungen in ihren Projekten.

Mit zehn von Michaela Kruse-Heine gestalteten Plakaten hat die Forschungsstelle Begabungsförderung des nifbe die Vielfalt und Dynamik von Talenten und Begabungen illustriert. Sie beziehen sich dabei auf Howard Garnder und sein Konzept der multiplen Intelligenzen.

Welche Rolle spielt die Beziehung in der individuellen Begabungsförderung? Diese Frage stand im Fokus einer Tagung der nifbe-Forschungsstelle „Begabungsförderung“, an der über 200 ErzieherInnen, LehrerInnen und andere pädagogische Fachkräfte teilnahmen.
 

In seinem Grußwort umriss nifbe-Geschäftsführer Reinhard Sliwka zunächst den Begabungsbegriff der Forschungsstelle, der davon ausgehe, „dass jedes Kind Begabungen und Talente hat, die erkannt, unterstützt und gefördert werden müssen“. Im Fokus der täglichen Arbeit stehe die Frage, wie die individuelle Begabungsförderung in der Praxis der KiTa, aber auch in der Grundschule umgesetzt werden könne. Unter dem Stichwort der „Chancengerechtigkeit“ wies Reinhard Sliwka auf die enorme gesellschaftliche Bedeutung der individuellen Förderung hin: „Auch im Hinblick auf die demografische Entwicklung dürfen wir kein Kind verloren geben und alles daran setzen, die einzelnen Stärken und Begabungen auszuschöpfen.“


Was sind die drängendsten Probleme und Herausforderungen in einem sich rasant wandelnden Kita-Alltag? Was erwartet die Praxis sich dabei vom nifbe und welche Erfahrungen hat sie bisher mit diesem Institut gemacht, das sie einbeziehen und unterstützen möchte? Unter dem Motto „Mit dem Ohr an der Praxis?!“ standen diese Fragen auf der Tagesordnung eines „Runden Tisches“ der nifbe-Ko-Stelle mit zwölf Kita-Leiterinnen aus Niedersachsen.

Bildungspläne zwischen Verbindlich- und Beliebigkeit

Jedes der 16 Bundesländer in Deutschland hat mittlerweile einen eigenen Bildungs- oder Orientierungsplan für die (früh-) kindliche Bildung und Erziehung vorgelegt. Doch so unterschiedlich ihr Umfang – in Nordrhein-Westfalen sind es schmale 16, in Bayern stolze 480 Seiten - so unterschiedlich sind sie in Entwicklung, Intention und Umsetzung. In einem nifbe-Expertenworkshop diskutierten daher jetzt rund 60 Länder-VertreterInnen aus den Ministerien, der Bildungs-Administration und wissenschaftlichen Begleitung sowie der Praxis den derzeitigen Stand der Dinge sowie Anforderungen an erfolgreiche Reformprozesse durch die Bildungspläne.

Kindertagesstätten (Kitas) sind inzwischen mehr als reine Betreuungsorte und übernehmen wichtige Bildungs- und Erziehungsaufgaben. Zu diesem Urteil kommen rund 800 Eltern, Nicht-Eltern und Kita-Fachkräfte, die vom TÜV Rheinland im Auftrag der Deutsche Telekom Stiftung befragt wurden. Allerdings gehen die Erwartungen an die in der Kita zu vermittelnden Bildungs- und Erziehungsinhalte bei den Befragten sehr weit auseinander.

In Kooperation mit der Integrationsbeauftragten des Landes Niedersachsen, Honey Deihimi, fand jetzt die mit knapp 200 TeilnehmerInnen ausgebuchte Tagung „Stärkung interkultureller Kompetenz im frühkindlichen Bereich“ des nifbe Regionalnetzwerk Mitte in Hannover statt. Mit der Tagung sollte an bisherige Aktivitäten und Erkenntnisse angeknüpft und wichtige Impulse für die weitere praxisbezogene Arbeit in diesem Themenfeld gegeben werden.

„Die Sprache ist die Form, das Gewand und die Gestalt des Geistes“ (Fjodor Dostojewski)


Unter dem Titel „Sprachförderung in der KiTa – Programm oder Alltag“ führte das nifbe jetzt seine 1. „Landesweite Expertenrunde Sprache“ mit über 40 TeilnehmerInnen aus Ministerien, Wissenschaft, Aus-, Fort- und Weiterbildung sowie der Praxis durch. Nach der Vorstellung von vier Praxis- und Forschungsprojekten diskutierten die ExpertInnen in Workshops wie Sprachförderung in der KiTa optimal gestaltet werden kann.
 

Zur Einführung zitierte die nifbe-Koordinatorin Maria Korte-Rüther eine Feststellung des Deutschen Bildungsrates von 1970: Demnach solle es in der Sprachförderung mehr um das Erfinden von Situationen gehen, die zum Sprechen locken und anregen, als um rein formale Sprachübungsprogramme. „Eine“, so Korte-Rüther, „höchst aktuelle Forderung, die uns zu der Frage führt, was in der Zwischenzeit passiert ist.“