Digitalisierung und Medienbildung in der KiTa

Die Corona-Pandemie hat für einen digitalen Schub auf allen gesellschaftlichen Ebenen gesorgt und auch die KiTas haben während der ersten Lockdown-Phase verschiedenste digitale Formate erprobt, um mit Eltern, Kindern und untereinander im Team in Kontakt zu bleiben. Doch immer noch wird das Thema der (digitalen) Medienbildung in KiTas kontrovers diskutiert. In der kostenlosen nifbe-Vortragsreihe „KiTa in Corona-Zeiten“ gab Sabine Eder, Geschäftsführerin von Blickwechsel e.V. jetzt einen Überblick zum Stand der Digitalisierung und Medienbildung in KiTas und bot den rund 200 Teilnehmer*innen dabei eine Fülle von wertvollen Hinweisen und Praxis-Tipps. Moderiert wurde die von einem regen Austausch begleitete Veranstaltung von den nifbe-Transfermanagerinnen Svenja Rastedt und Anna-Victoria Warnecke.


„Die Digitalisierung in der KiTa findet im Schneckentempo statt“ konstatierte Sabine Eder zu Beginn ihres Vortrags – nicht zuletzt auch, weil „die Politik in den letzten 10-20 Jahren geschlafen hat“ und die Kitas bei entsprechenden Digitalisierungs-Initiativen immer wieder vergessen wurden. Oft stünden in der Diskussion auch mehr die Gefahren und Risiken im Vordergrund statt der Chancen und Möglichkeiten.
Wie eine Mentimeter-Abfrage ergab, bedeutet Digitalisierung so auch heute für viele Fachkräfte noch „Neuland“, „Herausforderung“ und „fehlende Infrastruktur“ – aber ebenso auch ein „Feld der Kreativität“, „Neue Möglichkeiten“ oder ein „lebensweltliches Herangehen“.

"Von, mit und über Medien lernen"

Auch unter dem Aspekt, dass digitale Medien heute von Anfang an für Kinder zur Lebenswelt gehören, stellte sich für Sabine Eder bei der Digitalisierung und Medienbildung in der KiTa nicht die Frage des „ob“, sondern die Frage des sinnvollen „wie“. „Es geht in der KiTa darum von, mit und über die Medien zu lernen“ unterstrich die Medienpädagogin. Digitale Medien seien ein „wunderbares Instrument“ und eine „wertvolle Ergänzung“ für die pädagogische Arbeit mit den Kindern in der KiTa sowie auch in der Zusammenarbeit mit Eltern.

Wie Sabine Eder ausführte, lernen Kinder spielerisch durch „Ausprobieren, Nachahmen und auch das Übernehmen von Mustern und Normen aus der Umwelt“. Beim Einsatz von Medien in der KiTa gehe es „nicht um Daddeln, sondern um den zielgerichteten Einsatz von Medien“ und ein „goldener Weg“ sei dabei das „kreative Gestalten mit Medien“. Verbunden mit einem guten Konzept hätten digitale Medien in der KiTas „ein großes positives Potenzial“.

Digitale Kinderrechte gewährleisten

In eine kleinen Exkurs führte Sabine Eder den Teilnehmer*innen auch unsere heutige Medienwelt vor Augen, die sich einerseits in einer technischen Digitalisierung und andererseits in einer umfassenden sozial-kulturellen Transformation zeige. Die Welt der Kinder und Eltern sei heute mit Handy, Tablet und Laptop zunehmend digital und zeige mit „Sensor-Windeln“, „Interaktiven Puppen“ oder dem „Digitalen Töpfchen“ auch bedenkliche Auswüchse. Sie verwies an dieser Stelle auch auf die „Digitalen Kinderrechte“, die sich in eine Trias aus „Teilhabe“, „Schutz“ und „Befähigung“ aufteilen. Um diese Rechet zu gewährleisten „müssen wir Eltern zu medienkompetenten Partnern machen“ sagte sie und in der KiTa zum Beispiel auch „Eltern-Kind-Nachmittage“ oder „Elternabende“ rund um dieses Thema anbieten.

Was braucht die KiTa für (digitale) Medienbildung?

In der Folge zeigte Sabine Eder auf, was KiTas benötigen, wenn sie sich auf den Weg zur (digitalen) Medienbildung machen. Dabei gehe es zunächst gar nicht um technisches Equipment, sondern notwendig sei als erster Schritt ein Brainstorming im Team zu der Frage „Was wollen wir erreichen?“ Ein zweiter Schritt sei eine Bestandsaufnahme dessen, was in der KiTa schon an Medienbildung geschieht und was an technischer Ausstattung vorhanden ist. Ziel der Medienbildung in der KiTa müsse es dabei sein, so Sabine Eder, „vom Konsumieren zum Gestalten zu kommen“ und auch ein kritisches Bewusstsein über unsere mediengemachte und -manipulierte Welt zu vermitteln.

Wie die Medienpädagogin ausführte, sei Medienbildung zunächst aber auch „ohne Strom“ und digitale Geräte möglich führte die Medienpädagogin aus – z.B. durch das „gemeinsame Sprechen über Medien und Medienerlebnisse“, durch das „Zeichen von Medienheldinnen“ oder auch durch das analoge Basteln von Mediengeräten wie Fernseher oder Tablet.

Im Hinblick auf die technische Ausstattung hob Sabine Eder das Tablet als ein echtes Multifunktionswerkzeug zum kreativen Lernen, kreativen Gestalten oder auch zum Entdecken und Forschen hervor. Mit dem Tablet könnten Kinder beim kreativen Gestalten Selbstwirksamkeit erleben, mit pädagogischer Begleitung eigene Ideen kooperativ umsetzen und Gesprächsanlässe schaffen oder mit digitalen Apps Erfolgserlebnisse „wie beim Bauen mit Bauklötzen“ verzeichnen. Mit klaren Zeitvorgaben könnte aber auch die Selbstregulation in der Mediennutzung verstärkt werden.

Idealerweise würde ein Tablet in der KiTa ergänzt um ein Stativ, Lautsprecher, Mikrofon oder auch eine Endoskopie-Kamera und ein digitales Mikroskop. Welche Kinder-Apps auf dem Tablet für was geeignet sind, zeigt eine Datenbank des DJI auf.

Urheberrecht und Datenschutz

Die Medienbildung in der KiTa ist heute untrennbar mit Fragen des Urheberrechts und des Datenschutzes verknüpft. Wie Sabine Eder abschließen ausführte, schütze die neue Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) wirksam die Persönlichkeitsrechte des Einzelnen, stelle aber gleichzeitig insbesondere kleiner Organisationen wie KiTas vor große Herausforderungen. Unabdingbar sei es so bei Foto-, Video- oder auch Audioaufnahmen (auch für die Lern- und Entwicklungsdokumentation) eine schriftliche Einwilligung beider Elternteile zu haben. Dies könne idealerweise gleich bei der Aufnahme des Kindes in die KiTa geschehen. Wichtig seien darüber hinaus der Schutz der Daten und auch das Löschen der Daten, wenn ein Kind die KiTa verlassen hat. Zur verlässlichen Information rund um den Datenschutz empfahl Sabine Eder eine Handreichung des Landes Baden-Württemberg sowie eine Fragen-Antworten-Website des Landes Rheinland-Pfalz.

Digitale Pinnwand mit vielen Infos

Eine ganze Reihe von weiteren wertvollen Informationen rund um die Medienbildung in KiTas hat die Referentin auch auf einem Padlet für die Teilnehmer*innen und alle anderen Interessierten zusammen gestellt. Weiter diskutiert werden kann das Thema auch im nifbe-Forum.

Karsten Herrmann