Die an das englische Modell der „Early Excellence Centres“ angelehnten Familienzentren sind in Deutschland auf dem Vormarsch und in Niedersachsen nimmt die Landeshauptstadt Hannover dabei eine Vorreiterrolle ein. Auf einer in Kooperation von Stadt Hannover und dem nifbe veranstalteten und restlos ausgebuchten Fachtagung wurden jetzt die konzeptionellen Grundlagen der Familienzentren vorgestellt, praxisnahe Einblicke gegeben und die ersten Erfahrungen und Ergebnisse miteinander diskutiert.

Hannovers Oberbürgermeister Stephan Weil wertete die Familienzentren nach den bisherigen Erfahrungen als „Erfolgsmodell“. Es sei „eine gesellschaftliche Schlüsselaufgabe, jedem Kind die bestmögliche Chance zu geben, um seine Talente zu entfalten“ und dabei dürften die Eltern nicht „ausgeblendet werden“. 2006 startete die Stadt daher ein trägerübergreifendes Programm, in dessen Rahmen sich bis jetzt 19 KiTas auf den Weg zum Familienzentrum gemacht haben - die meisten davon an Orten mit sozial schwieriger Lage. Wie der stellvertretende Fachbereichsleiter Stefan Rauhaus ausführte, werden diese mit jährlich 40.000 Euro zusätzlich gefördert. Unterstützt durch gemeinsame Fortbildungen, die maßgeblich von der „Heinz und Heide-Dürr-Stiftung“ gefördert werden, durchliefen sie einen gemeinsamen Entwicklungsprozess, in dessen Rahmen beispielsweise die sozialräumliche Vernetzung vorangetrieben und ein gemeinsames Beobachtungssystem etabliert wird.

"Die ganze KiTa verändert sich"


Die systematische und individuelle Beobachtung stellte auch Prof. Dr. Sabine Hebenstreit-Müller vom Pestalozzi-Fröbel-Haus (PFH) als Kern-Element des Early Excellence Center-Ansatz dar. Als erste adaptierte das PFH das in den 80er Jahren in England entwickelte Konzept, in dem fortschrittliche Kleinkindpädagogik mit integrierter Elternbildung verbunden wird, für den deutschen Raum. Grundsätzlich gehe es darum, „Kinder wahrzunehmen in dem, was sie können und ihre Stärken und Kompetenzen in das Zentrum zu rücken“. Dafür seien in dem Pilotprojekt in der Berliner „KiTa Schillerstraße“ verschiedene Beobachtungsinstrumente eingeführt und entwickelt worden – insbesondere die Leuvener Engagiertheitsskala, aber auch Schemata, Bildungs- und Lerngeschichten und das Berliner Bildungsprogramm. Die im Team diskutierten Beobachtungen dienten dann auch für den Austausch mit den Eltern, der mindestens zweimal im Jahr intensiv geführt würde.
„Die ganze Kita“, so Hebenstreit-Müller, „verändert sich durch den EEC-Ansatz, aber Veränderungen brauchen auch ihre Zeit“. Gerade angesichts eines im Vergleich zu England „eklatant schlechteren BetreuungsschlüsselBetreuungsschlüssel||||| Der Betreuungsschlüssel gibt an wieviele Personen, für die Betreuung anderer Personen zur Verfügung stehen. Es wird meist in dem Format angegen 1:n, um zu verdeutlichen, dass eine Persone für eine bestimmte Anzahl n Personen zuständig ist. Der Betreuungsschlüssel wird auch als Personalschlüssel angegeben, oder im Bereich der Schule, als Klassengröße. Bei Vorgaben zu Betreuungsschlüssel spielen auch die Qualifikationen der betreuuenden Personen  eine Rolle. s“ seien kleine Schritte erforderlich und es müsse ganz genau abgewägt werden, was mit den vorhandenen Ressourcen zu leisten sei.
 

Einen beeindruckenden Einblick in die Arbeit eines EEC in Großbritannien gab Mark Lambert aus Wolverhampton. Ziel sei es hier, sich eng mit vielen Einrichtungen aus Bildung, Beratung und Sozialhilfe zu vernetzen und einen „nahtlosen Übergang von der KiTa bis zum Beruf“ zu gewährleisten. Es gehe aber nicht darum, die Probleme von Familien zu lösen, sondern „Empowerment“, also Hilfe zur Selbsthilfe, zu leisten. In diesem Prozess komme es ganz entscheidend auf die „Haltung“ der ErzieherInnen und LehrerInnen an und daher laute seine Maxime: „Wenn du die Welt verändern willst, dann verändere dich selbst“.


In zehn verschiedenen Workshops konnten die 250 TeilnehmerInnen im Anschluss sich vertiefend mit der aktuellen Arbeit ausgewählter Hannoveraner Familienzentren, aber auch mit der sozialräumlichen Vernetzung, „Sprachförderprogrammen“ oder „Elternbildungskonferenzen“ beschäftigen und gemeinsam darüber diskutieren.
 

Deutlich wurde auf der Tagung, dass der EEC- bzw. Familienzentren-Ansatz die Chance für Innovation, Professionalisierung und - durch eine enge Erziehungs- und Bildungspartnerschaft der ErzieherInnen mit den Eltern - insbesondere auch der Prävention bietet. Überzeugt von diesem Ansatz äußerten viele TeilnehmerInnen konkretes Interesse, sich mit ihren Einrichtungen ebenfalls auf den Weg zu einem Familienzentrum zu machen und wünschten sich dafür Beratung und Unterstützung.
 

Für das nifbe kündigte Koordinatorin Heike Engelhardt daher auch eine „Expertenrunde Familienzentren“ als landesweite Plattform für den Austausch und die gemeinsame Entwicklung von praxistauglichen Unterstützungs- und Implementierungs-Konzepten an. Es gehe darum, sich über Rahmenbedingungen und Qualitätsstandards zu verständigen. Heike Engelhardt steht im nifbe darüber hinaus auch gerne als Ansprechpartnerin rund um das Thema „Familienzentren“ zur Verfügung.

Kontakt Heike Engelhardt:

Tel. 0511 168 461 31
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