Gute Beziehungen für erfolgreiche Bildung

ES SIND DIE KLEINEN DINGE

Ein freundliches Guten Morgen, täglich draußen spielen und eine entspannte Atmosphäre beim Essen. Mit kleinen Maßnahmen können pädagogische Fachkräfte die Qualität in ihrer Einrichtung jeden Tag verbessern.

Erfolgreiche Bildungsprozesse in Kitas brauchen gute Beziehungen zwischen Fachkräften und Kindern. Die Qualität von Interaktionen ist entscheidend für die gute Gestaltung von Lern- und Entwicklungsprozessen der Kinder. Um diese Interaktionsqualität sichtbar zu machen und weiterzuentwickeln, braucht es Instrumente zu deren Beobachtung. Hierfür hat das Staatsinstitut für Frühpädagogik in München einen Qualitätskompass entwickelt, der verschiedene Bereiche der pädagogischen Arbeit in den Blick nimmt und positive, kindorientierte Interaktionsbeispiele aufführt.

Bei dem „Qualitätskompass zur Beobachtung und Reflexion der pädagogischen Qualität in Kindertageseinrichtungen – Inklusive Bildungs- und Beziehungsgestaltung sichtbar machen“ handelt es sich um eine Entwurfsversion, aus der Beispiele herausgegriffen wurden. Er unterscheidet vier Blickwinkel: wertschätzende Atmosphäre, differenzierte Lernumgebung, dialogorientierte Bildungsunterstützung und kooperative Qualitätsentwicklung.

Wertschätzende Atmosphäre


Atmosphäre der Wertschätzung und Geborgenheit
  • Der Umgang mit den Kindern ist freundlich. Die Erzieher lächeln die Kinder an, lachen häufig mit ihnen und zeigen eine zugewandte, offene Körperhaltung.

Positive Kommunikation und respektvoller Umgang
  • Die pädagogische Fachkraft wendet sich dem Kind aufmerksam zu, wenn es mit ihm spricht. Sie beugt sich nach vorne, dreht sich zum Kind hin und schaut es an. Auch geht sie zu einem Kind hin, wenn sie mit ihm sprechen möchte.

Einfühlsame Gestaltung von Begrüßung und Verabschiedung
  • Die pädagogische Kraft begrüßt jedes Kind und dessen Familie freundlich. Sie zeigt, dass sie sich freut, die Kinder zu sehen. Sie lächelt, spricht mit freundlicher Stimme, geht auf Eltern und Kinder zu, wenn diese ankommen.

Bedürfnis nach gesunder Ernährung
  • Es herrscht eine entspannte Atmosphäre bei den Mahlzeiten. Die Erzieher sind geduldig bei Unsauberkeiten oder wenn Kinder langsam essen. Beim Füttern mit der Flasche halten sie das Kind im Arm.

Bedürfnis nach Ruhe und Schlaf
  • Die pädagogische Fachkraft achtet auf eine ruhige, entspannte Umgebung und Atmosphäre für Kinder, die schlafen oder sich erholen wollen: Sie verdunkelt den Raum und sorgt für Ungestörtheit und ausreichend Platz für jedes Kind.

Bedürfnis nach Körperpflege und Hygiene
  • Eine vertraute Bezugspädagogin wickelt in ruhiger und freundlicher Atmosphäre die Kinder oder begleitet sie zur Toilette. Sie bevorzugt in der Wickelsituation, wenn möglich, den direkten Körper- und Hautkontakt, anstatt die ganze Zeit Handschuhe zu verwenden.

Dialogorientierte Bildungsunterstützung


Exploration anregen
  • Die pädagogische Fachkraft greift konkrete Fragen, Aussagen und Ideen der Kinder als neue Lernanlässe auf: Sie sucht gemeinsam mit den Kindern Antworten auf deren Fragen und verfolgt diese weiter: „Warum leuchten die Sterne?“ – „Habt ihr Ideen, wo wir auf Toms Frage eine Antwort finden könnten? Wo könnten wir nachsehen? Wen könnten wir fragen?“

Höhere Denkprozesse anregen
  • Die Erzieher versuchen ko-konstruktiv Denk- und Lernprozesse der Kinder anzustoßen. Sie sollen nicht auf die bloße Vermittlung von Fakten oder die reine Wissensabfrage fokussiert sein, sondern wollen die persönliche Sichtweise der Kinder wissen. Sie stellen viele offene Fragen, fragen nach und wollen genauer wissen, wie das Kind gedacht hat und gehen dem nach.

Gemeinsames Denken und Handeln gestalten
  • Die pädagogische Fachkraft ist engagiert in die Ak¬tivitäten der Kinder eingebunden. Sie spielt mit den Kindern, spricht mit ihnen über ihre Aktivitäten und fügt Ideen hinzu; sie geht von einem Lernbereich zum anderen und beteiligt sich an den Spielen der Kinder, beispielweise spielt sie die Rolle der Kundin im Rollenspielbereich und fragt: „Wie viel kosten denn die Äpfel?“

Gespräche anregen und weiterführen
  • Die Kinder führen mit den Erziehern viele wech¬selseitige Gespräche. Wenn ein Kind zum Beispiel von einem Traum erzählt, reagieren sie nicht nur mit „Aha“, sondern fragen weiter nach: „Wie genau hast du das im Traum dann gemacht?“ oder „Und wie ging es dann weiter?“

Sprachliche Vielfalt gestalten
  • Die Eltern werden darin bestärkt, mit ihrem Kind in der Sprache zu sprechen, die sie am besten können. Die Mitarbeiter wissen, welche Sprachen mit dem Kind zu Hause gesprochen werden und empfehlen den Eltern, mit ihrem Kind in ihrer Familiensprache zu sprechen, zu spielen, vorzulesen, zu singen und die Umgebung zu erkunden.


LiteracyLiteracy|||||Literacy in der frühen Kindheit und im Übergang zur Schule ist ein
Sammelbegriff für kindliche Erfahrungen und Kompetenzen rund um Buch-,
Erzähl-, Reim-und Schriftkultur
-Entwicklung unterstützen

  • Die pädagogische Fachkraft liest den Kindern täglich in kleinen Gruppen vor.

Differenzierte Lernumgebung

Gestaltung der Räume
  • Die Kita wählt Mobiliar für Spiel und Pflege, das allen Kindern eine selbstständige Nutzung ermöglicht, beispielsweise niedrige, offene Regale für Spiel- und Lernmaterialien; Tritthöckerchen am Waschbecken; Trittleiter am Wickeltisch und spezielles Mobiliar für Kinder mit Behinderungen. Für kleine Kinder gibt es Stühle, die ein selbstständiges Aufstehen und Hinsetzen ermöglichen, anstatt sie auf Hochstühlen anzuschnallen.

Tagesstruktur und flexibler Tagesablauf
  • Die pädagogische Fachkraft sorgt im Tagesablauf für eine Balance zwischen fester Struktur und Flexibilität, die sich an den aktuellen Bedürfnissen der Kinder orientiert: Sie bietet einen regelmäßigen Morgenkreis, Dialoggruppen, feste Vorlese-, Erzähl-, oder Musikeinheiten und gemeinsame Mahlzeiten an. Sie passt die Dauer von Ritualen wie dem Morgenkreis und sonstiger Aktivitäten der Aufmerksamkeitsspanne der Kinder an.

Arbeitsorganisation und flexible Gruppenbildung
  • Die Kita ermöglicht, dass Nachbarskinder auf Wunsch dieselbe Gruppe besuchen können. Kinder können auch im Laufe des Kita-Jahres die Gruppe wechseln.

Unterstützung aller Kinder zur Selbstbestimmung und Mitverantwortung
  • Die Kinder bestimmen selbst, was sie tun und gestalten wollen: Sie kneten und malen, was sie wollen. Wenn Kinder zum Beispiel gerade eine Brücke bauen, lenken die Erzieher die Aktivität nicht in ihre Richtung, indem sie sagen: „Wir bauen jetzt einen Turm“.

Kooperative Qualitätsentwicklung


Organisation von Zeit und Abläufen als Voraussetzung für Interaktionsqualität
  • Die Erzieher schaffen organisatorische Voraussetzungen für positive Interaktionen mit und zwischen Kindern. Sie gestalten Zeit und Abläufe so, dass die körperlichen und seelischen Grundbedürfnisse der Kinder befriedigt werden können, damit keine Stresssituationen entstehen und die Interaktionsqualität nicht leidet.

Vorbildliche Interaktion im Team
  • Die pädagogische Fachkraft zeigt, dass sie sich in der Zusammenarbeitmit ihren Kollegen wohlfühlt und bietet so ein Modell für die Interaktionen zwischen den Kindern an: Sie lächelt häufig und zeigt Freude und Begeisterung für die Arbeit mit den Kindern. Mit ihren Kolleginnen und anderem Personal in der Kita interagiert sie freundlich sowie respekt- und vertrauensvoll. Sie ist offen und flexibel für deren Ideen, ermutigt sie dabei und bittet ihre Kollegen um Rat oder Unterstützung.

Interaktionsqualität in der Bildungspartnerschaft mit Familien
  • Die Familie wird als primärer Bildungsort für das Kind wertgeschätzt. Die Eltern werden als Experten für ihr Kind angesehen, die wissen, was ihr Kind mag und wofür es sich interessiert.

Übernahme des Beitrag mit freundlicher Genehmigung aus:
Meine Kita – Das didacta Magazin für die frühe Bildung, Ausgabe 1/2018, S. 8-11, www.meinekitaclub.de



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