Mehrsprachigkeit in der Kindheit

Perspektiven für die frühpädagogische Praxis

Mittels Sprache beginnen Kinder, ihre Welt zu erfassen und zu ordnen. Sie lernen sprechen, um sich zu verständigen, d. h. ihre Eindrücke mit anderen zu teilen, ihre Bedürfnisse deutlich zu machen und ihre Interessen zu verfolgen. Sprache prägt auf diese Weise ihre Identität und ist Teil ihrer Persönlichkeit.

Heute wachsen jedoch immer mehr Kinder mit mehreren und mitunter ganz verschiedenen Sprachen auf, die alle eng mit ihrer Identität verbunden sind und alle gleichermaßen ihre Persönlichkeit formen. Bildungsorte sind daher herausgefordert, die gesamte kindliche Persönlichkeit anzuerkennen,  wertzuschätzen sowie in ihrer Entwicklung zu unterstützen. Damit geht einher, dass bereits in der  Kindertageseinrichtung keine Sprache ausgeblendet werden darf. Ein professioneller Umgang der frühpädagogischen Fachkräfte mit Mehrsprachigkeit bedeutet wahrzunehmen und zu respektieren, dass die jungen Kinder sich nicht mittels einer Sprache allein verständigen, sondern mit allen ihnen zur  Verfügung stehenden Sprachen sowie darüber hinaus mit nonverbalen Mitteln kommunizieren. Noch zu oft erleben allerdings mehrsprachige Kinder die Kindertageseinrichtung als einsprachigen Ort, an dem ihre Familiensprache nicht berücksichtigt wird und ihre bislang erworbenen Sprachkompetenzen keine Rolle spielen.

Vor diesem Hintergrund eröffnet die vorliegende, auf ethnographischer Forschung basierende, WiFFWiFF|||||WiFF ist ein Projekt des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, der Robert Bosch Stiftung und des Deutschen Jugendinstituts e.V. Die drei Partner setzen sich dafür ein, im frühpädagogischen Weiterbildungssystem in Deutschland mehr Transparenz herzustellen, die Qualität der Angebote zu sichern und anschlussfähige Bildungswege zu fördern.-Expertise Band 46 von Argyro Panagiotopoulou einen vertieften Einblick in die Praxis einer „gelebten Mehrsprachigkeit“ junger Kinder. Weder innerhalb ihres Familienalltags noch während ihres Aufenthalts  in der Kindertageseinrichtung verwenden sie die ihnen zur Verfügung stehenden Sprachen streng  getrennt voneinander. Vielmehr mischen sie diese ganz individuell im Dienste einer ihren Interessen  nützlichen Kommunikation und Interaktion.

Konzept des Translanguaging

In diesem Zusammenhang beschäftigt sich die Autorin eingehend mit dem Phänomen des Translanguaging. Der Begriff beschreibt das Mischen von Sprachen, welches von mehrsprachigen Personen selbstverständlich angewendet wird, um ihren Anliegen umfassend und erfolgversprechend Ausdruck zu verleihen. Als pädagogisches Konzept kann Translanguaging dazu beitragen zu zeigen, wie wichtig das gegenseitige Verständnis und die Wertschätzung der spezifischen Sprachkompetenzen sind, da diese einer stets komplexen und kontextualisierten Verständigung dienen.


Download WiFF-Expertise Mehrsprachigkeit


Ein Interview mit Argyro Panagiotopoulou zu Mehrsprachigkeit in der Kita finden Sie im Youtube-Kanal von WiFF.




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