Positionspapier Niedersächsischer FachberaterInnen

Seit 2015 begleitet das nifbe die niedersächsischen FachberaterInnen bei der Entwicklung eines gemeinsamen Professionsverständnisses. Nach einem Wahrnehmen und Kennenlernen der ganz unterschiedlichen Ausprägung von Fachberatung und eine Annäherung an Kernkompetenzen von Fachberatung entstand im November 2016 schließlich ein Positionsppaier, das jetzt gemeinsam mit Trägern und Politik diskutiert werden soll.


Positionspapier


1. Die niedersächsischen FachberaterInnen verstehen Fachberatung als notwendige, fachlich eigenständige Ebene im Feld der frühkindlichen Bildung (der Betreuung, Bildung und Erziehung von Kindern im Rahmen von Kindertageseinrichtungen). FachberaterInnen ist bewusst, dass sie ein Teil des Unterstützungssystems für Kindertageseinrichtungen sind und dass das gesamte System sich in einem Prozess der ProfessionalisierungProfessionalisierung|||||Eine Professionalisierung findet im weiteren Sinne statt wenn die Entwicklung einer privat oder ehrenamtlich ausgeübten Tätigkeit zu einem  Beruf wird. Im Rahmen der Professionalisierung werden häufig Qualitätsverbesserungen und Standardisierungen erreicht. Professionalisierung bedeutet auch die Entwicklung eines Berufs zu einer Profession, darunter wird meist ein akademischer Beruf mit hohem Prestige und Anerkennung verstanden.   befindet.

2. FachberaterInnen sind ExpertInnen für Entwicklungen im Feld der frühkindlichen Bildung. Sie beobachten und bündeln fortlaufend sich verändernde Bedarfe bei pädagogischen Fachkräften ebenso wie bei Eltern und Kindern. Fachberatung wird zu einem Motor der professionellen Entwicklung des gesamten Feldes und gibt fachliche Impulse an die relevanten Akteure des Feldes auf sozialräumlicher, kommunaler, regionaler und Landesebene (Träger, Jugendhilfe, Fachschulen, Erwachsenenbildung, Hochschulen, Politik etc.). Professionalisierung des gesamten Feldes

3. Fachberatung sorgt für die kontinuierliche, konkrete Weiterentwicklung der Qualität der pädagogischen Arbeit in den Kindertageseinrichtungen. Dabei berücksichtigt sie die dynamischen Wandlungsprozesse im Feld der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung. Das professionelle Handeln von FachberaterInnen basiert auf einem fachlich fundierten Selbstverständnis und geht vom Recht aller Kinder auf eine hochwertige Bildung, Betreuung und Erziehung aus.

4. Das berufliche Handeln von Fachberatung vollzieht sich in einem Spannungsfeld von rechtlichen Vorgaben, Aufträgen und Sichtweisen der Träger, dem eigenen fachlichen Anspruch und Selbstverständnis sowie den konkreten, formulierten Bedarfen und Interessen der Einrichtungen. FachberaterInnen müssen dieses Spannungsfeld fortlaufend austarieren und die verschiedenen Perspektiven integrieren oder begründet zurückweisen.

5. Die alltägliche, begleitende und beratende Arbeit von FachberaterInnen richtet sich primär an die Einrichtungsleitungen. Die Teams, die einzelnen ErzieherInnen und die Eltern können direkte AdressatInnen der Arbeit sein; dies hängt von den Ressourcen und der organisatorischen Struktur von Fachberatung auf kommunaler Ebene resp. vom jeweiligen Träger ab.

6. Fachberatung zielt darauf ab, dass die Einrichtungen die Unterstützung erhalten, die sie benötigen, um ihre jeweiligen Aufgaben erfüllen zu können. Fachberatung organisiert bspw. Fortbildungsmaßnahmen, Coaching, Supervision, Fallberatungen u.ä. oder gibt den Einrichtungen Unterstützung bei der Selbstorganisation. Je nach spezifischen professionellen Kompetenzen, Ressourcen und der jeweiligen Position können FachberaterInnen solche Aufgaben auch selbst durchführen.

7. Fachberatung strukturiert die Vielfalt von formulierten Anforderungen, politischen und rechtlichen Vorgaben, neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen, Veranstaltungs- und Qualifizierungsangeboten usw. Sie sorgt für Orientierung und Entlastung, indem sie diese Vielfalt für die Einrichtungen resp. mit den Einrichtungsleitungen sortiert, filtert und einordnet.

8. Fachberatung arbeitet vernetzt und fördert Vernetzung:
  • FachberaterInnen gestalten die trägerinterne und trägerübergreifende Vernetzung der Einrichtungen resp. Einrichtungsleitungen
  • FachberaterInnen selbst sind auf kommunaler und regionaler Ebene mit anderen FachberaterInnen sowie AnsprechpartnerInnen in Hochschulen, Fachschulen, Erwachsenenbildungseinrichtungen und anderen, vor Ort relevanten Akteuren, vernetzt
  • FachberaterInnen sind auf überregionaler, Landes- und Bundesebene untereinander vernetzt

9. Fachberatung arbeitet aus einer Haltung heraus, die die selbstbewusste Professionalisierung von Einrichtungsleitungen und Fachkräften umfasst („Empowerment“). Partizipation und Transparenz sind zwei wesentliche Merkmale der Arbeit mit den Einrichtungen.

FachberaterInnen verfügen über ein systematisch ausgebildetes fachlich-inhaltliches Wissen sowie über ein hohes Maß an Systemkompetenz und sozialer Kompetenz. Im Sinne der Selbstfürsorge sind personale Kompetenzen von hoher Bedeutung.

Fachberatung reagiert flexibel und reflexiv auf unterschiedliche und wechselnde Ansprüche und Bedarfe und ist in der Lage spezifische Beratungsanforderungen zu koordinieren, zu delegieren oder auch begründet zurückzuweisen.

Die kontinuierliche Reflexion und ggf. Veränderung der eigenen Sichtweisen und Methoden ist ein integraler Bestandteil der Arbeit. Vor- und Nachbereitungszeiten, eigene Weiterbildung, Coaching oder Supervision sowie der intra- und interdisziplinärinterdisziplinär|||||Unter Interdisziplinarität versteht man das Zusammenwirken von verschiedenen Fachdisziplinen. Dies kann auch als „fächerübergreifende Arbeitsweise“ verstanden werden, z.B wenn Psychologen, KinderärztInnen, ErzieherInnen und Lehrende zusammen an einer Fragestellung arbeiten.e Austausch sind ausdrückliche Anteile der Arbeitszeit.

(Stand: 16.11. 2016)



Den Prozess zum Positionspapier können Sie über folgende Beiträge näher verfolgen:

Quo vadis Fachberatung?

Fachberatung auf dem Weg zum Professionsverständnis

Fachberatung im Aufbruch

Fachberatung gestaltet ihre Zukunft

Fachberatung zwischen Wunsch und Wirklichkeit


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