Mit Humor lebt und lernt es sich besser!

Spannende Erkenntnisse aus der Gelotologie (Lachforschung)

Die kindliche Lebensfreude zu fördern, sollte unser wichtigstes pädagogisches Ziel sein. Der humorvolle Mensch blickt hoffnungsvoll in die Zukunft. Er ist sozial attraktiv und gewinnt leichter die Herzen seiner Mitmenschen. Wo gelacht wird, lernt es sich leichter! Die Kinder sind aufgeschlossener und kreativer. Sie lernen und leben unbeschwerter, wir nehmen ihnen den Druck und die Schwere von der Seele. Warum? Ein Blick in unsere evolutionäre und individuelle Vergangenheit liefert interessante Antworten.

Am Anfang steht das Lachen!

Warum um alles in der Welt schütteln wir uns vor Lachen, werfen dabei den Kopf nach hinten und stoßen urkomische Lachlaute aus? Was hat sich die Evolution dabei gedacht? Die stumme Lachmimik gehört sowohl zum archaischen Repertoire des Affen als auch des Menschen. Unseren Vorfahren, die in kleinen Stämmen lebten und noch nicht sprechen konnten, blieb nichts anderes übrig, als akustische Kommunikationssignale zu entwickeln. Unser Überleben in der Frühzeit hing also von unseren friedlichen Lachlauten ab. Sie halfen uns bedrohliche Situationen zu entschärfen ganz nach dem Motto „Ich tue Dir nichts; tue mir bitte auch nichts!“

Bis heute vermag ein Lächeln die Brücke vom Ich zum Du zu schlagen. Diese kommunikative Funktion beschreibt der Humanbiologe Carsten Niemitz sehr treffend: „Lächeln und Lachen sind heute vor allem sozialer Klebstoff. Unser Lachen ist stets das Lachen einer Gruppe. Das freieste Lachen setzt immer ein Gefühl der Gemeinsamkeit, fast möchte ich sagen, der Hehlerschaft mit anderen Lachern voraus.“ Weltweit setzen wir in allen Kulturen die kommunikative, ordnende und befreiende Funktion des Lachens ein. Diese nutzen am häufigsten Kinder; sie lachen im Durchschnitt ca. 400 Mal am Tag, zählt man ihr Kichern und alle Ausdrucksformen ihres Fröhlichseins zusammen. Wir Erwachsene lachen jedoch nur ca. 15 Mal am Tag!

Säuglinge und Kleinkinder nutzen jede sich bietende Situation, um zu lachen. Über das Lächeln und Lachen suchen sie nach Bindung, nach Sicherheit in einer Welt, der sie schutzlos ausgeliefert sind. Ihr Lächeln ist ein angeborenes Wundermittel: Es beginnt mit einem Wohlgefühl, z. B. das Baby ist satt getrunken und schenkt seinem Gönner ein hinreißendes Lächeln. Nun folgt der spannende Augenblick, wo sich Gene und Umwelt verbünden: Erwidert der Gönner dieses Babylächeln, dann kann es sich weiter entwickeln. Und diese Entwicklung des Lächelns und Lachens ist so faszinierend wie kaum eine andere.




Die Kicherschale

„Bitte formt eure Hände zu einer kleinen Schale, so als würdet ihr darin Wasser auffangen wollen. Nun kichert in eure Schale hinein, und verschließt rasch eure Hände. Jetzt wendet euch eurem Nachbarn zu. Kippt euer Kichern vorsichtig in seine Hände!“ Rasch wird so aus einer ernsten eine lächelnde oder kichernde Kinderschar!

Alter: ab drei bis sieben Jahre;
Zeit: ca. fünf Minuten;
Sozialform: Gruppenspiel.



Die erste Brücke vom Ich zum Du (Geburt bis vier Monate)

Schon kurz nach der Geburt setzt der Säugling sein Lächeln im emotionalen Austausch mit seinen engsten Bezugspersonen ein. Damit signalisiert er „Ich bin offen für Kontakt!“ Er schlägt eine erste Brücke vom Ich zum Du. Sogar Fremde vermag sein Lächeln zu entwaffnen; es signalisiert seine Sehnsucht nach sozialer Interaktion. Wer kennt ihn nicht, den faszinierenden Augenblick, an dem ein lächelndes Baby selbst den kühlsten Zeitgenossen wie Eis in der Sonne schmelzen lässt? Alle Eltern warten sehnsüchtig auf den Moment, an dem ihr Baby sie das erste Mal anlächelt. Dann ist es endlich so weit: Das Baby zieht seine Mundwinkel leicht zitternd nach oben und zeigt dem Glückspilz ein seliges, zahnloses Grinsen. Dieses Lächeln bezeichnen Fachleute als Vorlächeln und die Poeten unter uns als Engelslächeln. Leider sind hier keine Engel am Werk sondern nur die Muskeln!

Dieses Engelslächeln geschieht so unbewusst wie das Strampeln der Baby-Beinchen oder das Zappeln seiner Ärmchen. Es ist entgegen allen Interpretationen der überglücklichen Eltern leider nur ein Reflex, der meist im Schlaf, wenn das Baby vollkommen entspannt ist, zu beobachten ist. Erst mit etwa acht Wochen lächelt das Baby gezielt die Personen in seiner Umwelt an, die es liebevoll versorgen. Es erkennt nun die elterlichen Stimmen und kann zwischen ihnen und den Gesichtern einen Zusammenhang herstellen. Jetzt beginnt eine Wechselwirkung, die in allen Kulturen zu beobachten ist: Ein Lächeln wiegt das Baby in Sicherheit und löst zugleich beim entzückten Betrachter den Schlüsselreiz der Verantwortung aus. Mit etwa zwölf Wochen hat es so viel Freude am Lächeln, dass es dieses auch Fremden schenkt, die es anstrahlen. Nun freut es sich über jede Kleinigkeit, es gluckst und kichert bei jedem kleinsten Spaß.




Spieglein, Spieglein an der Decke!

Babys lieben es, wenn sie z. B. auf der Wickelkommode liegen, nach oben zu schauen und etwas Interessantes zu beobachten. Wenn Eltern Spiegelfliesen an die Decke kleben, dann kann das Baby sich beim Wickeln genüsslich anschauen und nach Herzenslust Grimassen schneiden.

Alter: ab Geburt bis ca. zwei Jahre;
Zeit: drei bis fünf Minuten;
Sozialform: Einzelspiel.



Der erste Dialog (fünf Monate bis zwei Jahre)

Am Ende des vierten Monats lacht das Baby zum ersten Mal und zwar laut heraus. Dieses Lachen entsteht zunächst über Körperkontakt, z. B. wenn die Mutter das Baby liebevoll knuddelt und dabei lustige Geräusche macht. Es vermag nun mit seinem Lachen jeden Menschen zu verzaubern. Die Wissenschaft erklärt dies mit dem Kindchenschema: Rundes Gesicht, große Augen, hohe Stirn, dicke Pausbacken, kleine Stupsnase und ein Lächeln auf den Lippen. Schon rufen wir entzückt: Oh, wie süß!

Ab dem fünften Lebensmonat reagiert das Baby stark auf die Augen seines Betrachters. Kann es sie nicht mehr sehen, hört es auf zu lächeln. Nun sprechen die Fachleute in der Beziehung zwischen Kind und Bezugsperson von Alternation und Ko-Aktion. Bei der Alternation beobachtet das Baby die Bezugsperson und reagiert auf bestimmte Reize (Stimme, Mimik, Berührung) lachend. Bei der Ko-Aktion lachen beide Personen gleichzeitig und machen eine emotional stärkere Erfahrung als bei der Alternation.

Bekanntes von Fremden zu unterscheiden vermag das Kleinkind circa ab dem sechsten Monat. Nun reagiert es zwar ängstlich auf Fremde aber auf seine Mutter mit einem strahlenden Lachen. Erst mit einem Jahr kommt es zu Lachreaktionen auf komische Ereignisse z. B. wenn ihm der Papa spaßig die Zunge raus streckt. In dieser Zeit können Kleinkinder noch nicht über sprachliche Witze lachen, vielmehr amüsieren sie sich über urkomische Dinge aus ihrer Umwelt.




Ene Mene Miene!

Ab dem dritten Lebensmonat gibt es für ein Kind kaum etwas Lustigeres als ein wechselhaftes Mienenspiel. Auf dem Schoß sitzend oder auf dem Rücken liegend beobachtet es die Gesichtsmimik der Eltern und hat einen Riesenspaß daran, die Palette der Grimassen – vom Wangen aufplustern, Nase rümpfen bis hin zum Zunge heraus strecken – nachzuahmen. Dieses mimische Spiel zwischen Eltern und Kind ist ein wundervoller emotionaler Dialog. Eltern sollten sich täglich diese kleine Minute des großen Glücks gönnen.

Tipp: Sollte sich das Kind mal über eine Grimasse erschrecken, dann sollte es beruhigend angelächelt werden. Übrigens: Witzige Worte vertragen sich gut mit Grimassen; wenn Eltern jedes Mal vor Spielbeginn dem Kind Ene mene, miene ins Ohr flüstern, wird es vor Vergnügen quietschen.

Variante: Kinder brauchen täglich die Zuversicht, geliebt zu werden und wollen dies auch körperlich spüren. Aus Ene mene, miene können später andere Schmuserituale entstehen, z. B. die morgendliche Kuschelminute oder die abendliche Schmusezeit.

Alter: ab dem dritten Monat bis drei Jahre;
Zeit: drei bis fünf Minuten;
Sozialform: Paarspiel.




Von der Banane am Ohr (zwei bis drei Jahre)

Im Alter von etwa zwei Jahren beginnen Kleinkinder sich für witzige Situationen in ihrer Umgebung zu interessieren. Sie finden es nun komisch, wenn Dinge nicht zusammenpassen. So kann ein Bär, der eine Hose trägt, ein grölendes Gelächter auslösen, ebenso ein sprechendes Brot in einer Kindersendung. Ganz besondere Freude haben Zwei- bis Dreijährige daran, widersinnige Dinge zu tun, z. B. sich in einen Pappkarton zu setzen und eine Autofahrt zu simulieren oder mit einer Banane am Ohr zu telefonieren.

In dieser Altersphase kann das Lachen auch ein Zeichen der Erleichterung sein, nachdem Spannung und Angst überwunden wurden, z. B. beim beliebten Kuckuck-Spiel: In Anwesenheit des Kindes versteckt sich der Erwachsene ganz oder hält seine Hände vors Gesicht, um danach plötzlich wieder aufzutauchen. Ist dieser Augenblick kurz genug, so ist das Kind ein wenig verunsichert, aber die Freude über das plötzliche Wiederauftauchen der geliebten Person überwiegt. Als Reaktion auf diese überwundene Anspannung lacht es lauthals. Bleibt der Erwachsene jedoch zu lange in seinem Versteck verborgen, so überwiegt die Angst des Kleinkindes und anstelle des befreienden Lachens folgt ein herzzerreißendes Weinen. Dann hilft auch kein rasches Wiederkommen aus dem Versteck mehr, denn jetzt ist dieses Spiel für das Kind nicht mehr komisch sondern sehr beängstigend.

Vom Körperklamauk zum Sprachwitz (drei bis sechs Jahre)

Nun kommt die Zeit des Körperklamauks, der kleinen Clownerien und der Grimassen. Jetzt beginnt auch das lustige Spiel mit der Welt der Worte und Bezeichnungen: Ein Hund wird nun zur Katze, die Nase wird als Ohr bezeichnet und ein Löffel ist plötzlich eine Schaufel. Erwachsene sollten mitlachen und das Kind nicht korrigieren. Es hat großes Vergnügen daran, mit diesen frisch erworbenen Wörtern zu experimentieren. Ohne Sinnzusammenhang reiht es sie aneinander, nur um den Lusteffekt des Reimes zu erleben.

„Es benützt nun das Spiel dazu, sich dem Drucke der kritischen Vernunft zu entziehen“, wie der Psychoanalytiker Sigmund Freud meint und es entwickelt eine „Lust am befreiten Unsinn“. Voller Freude erfindet es lustige Geschichten und Witze. Zu unserem großen Erstaunen enthalten diese Witze keine Pointe. So berichtete mir eine Erzieherin aus Bielefeld: „Auf meine Frage, ob jemand einen Witz erzählen kann, antwortete ein vierjähriges Mädchen: Klar! Da liegt eine Gabel auf dem Stuhl.“ Die anwesenden Kinder fanden das äußerst amüsant und übertrumpften sich mit weiteren Spaßsätzen. Und so kann tage- und wochenlang derselbe Witz oder dieselbe komische Geschichte bei den Kindern kursieren ohne dass die Lachwirkung nachließe. Dies wäre unter Erwachsenen undenkbar!

Für Kindergartenkinder ist es sehr wichtig zu erfahren, dass sie andere Kinder zum Lachen bringen. So erfahren sie: Der Andere hat Interesse an mir und an dem, was ich sage und tue. Mein Ansehen in der Gruppe steigt, und ich bin beliebt. Daher ist jetzt das gemeinsame Lachen wichtiger als das Lachen über eine gelungene Pointe.

Nun bildet sich auch allmählich das Gelächter der Geschlechter heraus: Jungen frotzeln und lachen lauter und direkter. Sie versuchen, sich mit frechen Pointen zu überbieten. Die Mädchen kichern darüber und erzählen sich bunt ausgeschmückte Phantasiegeschichten mit lustigen Details. Dabei lachen sie – im Gegensatz zu den Jungen – auch über sich selbst. Hier kristallisiert sich bereits heraus, was Wissenschaftler so zusammenfassen: Männlicher Humor lebt von der Konkurrenz, weiblicher vom Wunsch nach Bindung. Zwischen fünf und sechs Jahren setzen Kinder ihr Lachen vermehrt strategisch ein. Nun lachen sie Andere bewusst an aber auch aus. Dieses Auslachen gibt ihnen ein Gefühl der Stärke und Überlegenheit.




Kurt Kitzel geht auf Reise!

Wenn Kurt Kitzel auf Reisen geht, ist das herzhafte Lachen garantiert! Denn nun verkündet der Spielleiter: „Kinder, heute ist Kurt Kitzel bei mir angekommen, und er ist ganz wild darauf, seine Reise bei euch fortzusetzen.“ Und schon kitzelt der Spielleiter ein Kind und sagt nach kurzer Zeit: „So, nun will Kurt Kitzel weiterreisen, bitte reiche ihn an ein anderes Kind weiter.“ Und schon beginnt eine lustige Kitzel-Kettenreaktion.

Tipp: Bevor der reiselustige Kurt Kitzel an die Kinder weitergeben wird, sollte erzählt werden, wie er sich heute fühlt: Mal ist er sehr sanft und zärtlich und mal sehr zappelig und ausgelassen.

Variante: „Ein kleiner Krabbel-Krümel geht in den Hort. Krabbelt hier, krabbelt dort, rasch läuft er fort!“ Nun wird das Krabbeln im Kreis weitergegeben.

Alter: ab ein Jahr bis sechs Jahre;
Zeit: drei bis fünf Minuten;
Sozialform: Einzel-, Paar- oder Gruppenspiel.




Nun blüht die Wortkomik (sieben bis zehn Jahre)

Nun stehen erneut Wortspiele im Mittelpunkt der kindlichen Humorentwicklung, jetzt sind sie jedoch etwas anspruchsvoller. Die Grundschulkinder verstehen nun komplexere sprachliche Kompositionen und Mehrdeutigkeiten. Sie haben Spaß an diverser Wortkomik, unsinnigen Übertreibungen, Scherzfragen, witzigen Reimen und Zungenbrechern. Nun können sie Nichtübereinstimmendes, also Inkongruenzen, als spaßig entlarven und Paradoxien in einer witzigen Pointe genießen.

Etwa im siebten Lebensjahr fangen Kinder an ihren individuellen Humor zu entwickeln. Er wird zwar im Laufe ihres Lebens noch variieren und sich markanter ausprägen, aber die Grundpfeiler des späteren Humors werden jetzt gesetzt. Der nun leicht individualisierte Humor spielt auch bei der Freundeswahl eine wesentliche Rolle. Kinder, die über gleiche Witze und Begebenheiten lachen, schließen besser Freundschaften.




Lustige Zungenbrecher

Wenn Schnecken an Schnecken schlecken, merken Schnecken zu ihrem Schrecken, dass Schnecken nicht schmecken.

Zwanzig Zwerge zeigen Handstand, zehn im Wandschrank, zehn am Sandstrand.



Wegweiser für einen humorvollen Weg

Eine humorvolle Erziehung gibt uns wichtige Einblicke in die kindliche Entwicklung, in Stärken und Schwächen und in emotionale, kognitive, soziale und sprachliche Kompetenzen. Entscheidend für einen humorvollen Erziehungsstil ist unsere positive Einstellung zu Fehlern. Kein Mensch ist fehlerfrei! Wichtig ist, dass wir aus Fehlern lernen und dies am besten mit einer liebevollen Nachsicht und einem humorvollen Augenzwinkern. Wir sollten vermeiden, ein Kind lachend oder grinsend auf seine Fehler aufmerksam zu machen, denn es spürt die Verachtung und fühlt sich bloßgestellt. Besser ist es, gemeinsam über den Fehler zu lachen. Dabei sollte niemals über den Menschen gelacht werden, der den Fehler begangen hat!

Vor allem sollten wir nicht vergessen, auch mal über uns selbst zu lachen. Denn „wer sich selbst auf den Arm nimmt, erspart anderen die Arbeit“ meinte schon der wunderbare Humorist Heinz Erhardt. Aber Humor lässt sich nicht verordnen – weder therapeutisch noch pädagogisch. Kaum eine menschliche Verhaltensweise ist so sehr auf Authentizität angewiesen. Wir können nicht auf Knopfdruck von einer ernsten Person zu einem humorvollen Pädagogen mutieren. Aber Lernen ist ja bekanntlich ein lebenslanger Prozess! Im Folgenden einige Wegweiser für den Humorweg:

  • Fassen Sie humorvolle Bemerkungen oder kleine Frechheiten nicht sofort als Angriffe auf Ihre Person und Ihre Autorität auf.
  • Mit einer heiteren Aussprache erreichen Sie erfahrungsgemäß mehr als mit hartem Befehlston. Ein herzliches Lächeln bringt so manches Eis zum Schmelzen!
  • Humor wirkt befreiend: Eine witzige Bemerkung reicht oftmals, um eine angespannte Situation zu entspannen. Das Lachen bringt rasch den Perspektivenwechsel.
  • Keine Sorge: Wenn Sie humorvoll reagieren, so bedeutet dies noch lange nicht, dass sich Kinder bei Ihnen alles erlauben dürfen. Sie werden feststellen, dass sich Regeln viel besser als humorvoll-souveräne Autoritätsperson umsetzen lassen.
  • Eine humorvolle Erziehung steht auf diesen Grundpfeilern: Vertrauen, Güte, Mitgefühl und Wertschätzung. Schon ein kleines Augenzwinkern und ein verstohlenes Lächeln hinter der Hand stärken Ihre Verbundenheit zum Kind und geben beiden Zuversicht.
  • Schärfen Sie Ihren Sinn für das Wesentliche; lernen Sie auch Kleinigkeiten zu wertschätzen, den Augenblick zu genießen und über Neues zu staunen. So erhalten Sie Ihre eigene Freude und stärken zugleich die der Kinder. Richten Sie so oft es geht Ihren Blick auf das Unbeschwerte und Komische im Leben.
  • Erleben Sie, wie wertvoll ein freudiges Miteinander ist. Spielen, Kitzeln und Lachen lockern den Zusammenhalt einer Gruppe.
  • Gehen Sie mit humorvollem Beispiel voran: Sie lassen sich gerne mal kitzeln, mit Ihnen kann man sich biegen vor Lachen.
  • Betrachten Sie das Leben nicht nur durch eine ernste Brille. Denn so schaden Sie nicht nur den anderen, sondern vor allem sich selbst!
  • Vermeiden Sie bei Kindern unter sechs Jahren jegliche Form von Ironie oder Sarkasmus. Denn sie können noch nicht damit umgehen.
  • Wo gelacht wird, lernt man leichter. Meist geht es nämlich nur um eines: Lockerlassen und den Kindern Druck von der Seele nehmen!
  • Vergessen Sie nicht: Lachen ist ansteckend! Wenn Sie nicht lachen, wie sollen es dann die Kinder lernen?


Ein Appell für mehr Humor

Wenn Sie im Alltag die ernsthafte Brille öfters gegen die humorvolle eintauschen möchten so setzen Sie die Verwandten des Lachens – das Lächeln und das Schmunzeln – oft und vielerorts ein. Starten Sie den Tag mit einem Lächeln, nehmen Sie es mit in Kindergarten und Schule, schmunzeln Sie es in Stresssituationen und schlafen Sie mit einem selbstkritischen Schmunzeln auf den Lippen ein.

Haben Sie den Mut, Gewohntes zu hinterfragen und Ungewohntes zu wertschätzen! Erleben Sie, wie viel Freude es macht, gemeinsam mit Kindern und Kollegen alltägliche, langweilige Verrichtungen in komische, glückliche Momente zu verwandeln: Das Zähneputzen wird zum lustigen Werbespot; das Mittagessen zu einer witzigen Kochsendung, der Suppenlöffel zum kreativen Telefonhörer, das Einschlafen zu einer humorvollen Erlebnisreise.

Sehnen Sie sich nach Augenblicken des gemeinsamen Lachens, gehen Sie alltäglich auf die Pirsch nach humorvollen Anlässen. Tauschen Sie mit Ihren Mitmenschen komische Erlebnisse oder Witze aus, erfinden Sie heitere Geschichten und Wortspiele, schlüpfen Sie in witzige Rollen, und blödeln Sie herum. Bemühen Sie sich auch ernsten und ärgerlichen Situationen etwas Humorvolles abzugewinnen. Warten Sie nicht nach dem Motto „Später werde ich mal darüber lachen“. Lachen Sie sofort! Erleben Sie die befreiende Kraft des Selbsthumors und der Selbstironie. Schauen Sie sich von außen Ihr alltägliches Verhalten an; greifen Sie in Gedanken zu einem Vergrößerungsglas, und betrachten Sie darunter Ihre eigenen destruktiven Gedanken, Marotten und Eitelkeiten. Lachen Sie darüber, oder schmunzeln Sie nachsichtig und liebevoll. Pflegen Sie ein geselliges Leben und Ihre Freundschaften. Betrachten Sie Ihre Mitmenschen auch unter dem Aspekt des Humors, denn Lachen ist ansteckend. Treffen Sie sich oft mit humorvollen Menschen, und schützen Sie sich vor den weit verbreiteten Bedenkenträgern, Trauerklößen und Untergangsaposteln.

Zaubern Sie ein Lächeln auf die Münder Ihrer Mitmenschen: Verteilen Sie stärkendes Lob, kleine Komplimente und Aufmerksamkeiten. Was kann schon passieren? Ein Lachen wird ertönen und keine Sorge, für den nötigen Ernst können Sie, wenn genug geblödelt wurde, mit klaren Grenzen rasch wieder sorgen.

Geistreicher Humor und freudiges Lachen haben der heute weit verbreiteten Tyrannei des Leistungsdrucks viel Lebenswichtiges entgegenzusetzen. Die täglich auf uns einprasselnden Informationen aus der medialen Welt geben uns selten Anlass zum Lachen. Die viel gerühmte Leichtigkeit des Seins, die Spontaneität, die Freude am Unvollkommenen und Fehlerhaften sind aus dem 21. Jahrhundert wie weggepustet. Jetzt machen kalter Perfektionismus und verbitterte Leistungsgier richtig ernst.

Der humorvolle Mensch blickt hoffnungsvoll in die Zukunft. Er ist sozial attraktiv und gewinnt leichter die Herzen seiner Mitmenschen. Wo gelacht wird, lernt es sich leichter! Die Kinder sind dann aufgeschlossener und kreativer. Kurzum: Sie lernen und leben unbeschwerter, wir nehmen ihnen den Druck und die Schwere von der Seele. Was gibt es Schöneres zu tun als Pädagoge?


Sprichworte zum Humor


Mit deiner Rede kannst du lügen, mit deinem Lachen nicht!
(Indisches Sprichwort)

Humor zu haben ist die Lust, zu lachen, wenn´s zum Weinen ist.
(Wilhelm Busch)

Lachen und Lächeln sind Tore und Pforte, durch die viel Gutes in den Menschen hinein huschen kann.
(Christian Morgenstern)

Humor ist der Regenschirm der Weisen!
(Erich Kästner)


Literatur

  • Bergson, H. (1900): Das Lachen. Meisenheim am Glan 1948, Paris.
  • Freud, S. (2001): Der Witz und seine Beziehung zum Unbewussten, Frankfurt am Main.
  • Krenz, A. (2011): Handbuch für Erzieherinnen (65. Ausgabe), München.
  • Liebertz, C. (2016): Das Schatzbuch des Lachens, München.
  • Niemitz, C. (2005): Alle Menschenaffen lachen. Interview in: Planet Wissen vom 4.11.2005.



Zum Weiterlesen:

  • Charmaine Liebertz: Schatzbuch des Lachens. Grundlagen, Methoden und Spiele für eine Erziehung mit Herz und Humor. Burckhardthaus-Laetare Verlag München 2016 (1.Auflage)


Übernahme des Beitrag mit freundlicher Genehmigung aus frühe kindheit 5-2016, S. 37 -41




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