Planung im pädagogischen Alltag

„Wie gestalten wir unsere pädagogische Arbeit?“ Eine einfache Frage mit vielen Möglichkeiten, die je nach Überzeugung, Konzeption oder Persönlichkeit beantwortet werden kann. Da gibt es vorgefertigte Planungshilfen, Beobachtungsbögen mit Aufgaben zur Entwicklungsunterstützung und jede Menge Angebote von „außen“, die offerieren, den Kita-Alltag mit Inhalten zu füllen. Auch wenn manche Inhalte z. B. vom Träger oder der konzeptionellen Ausrichtung her der Einrichtung vorgeschrieben werden, so bleibt die Umsetzung und somit die Planung dem Team, Kindern, Eltern und der Einrichtungsleitung überlassen.

Die folgenden 8 Impulse sollen Sie einen Schritt näher zur gelingenden Planung bringen.

Schritt für Schritt geplant

Ziele
Beginnen wir mit dem Ende des Weges, den Zielen. Zu hochgesteckte Ziele sind ebenso schwierig umsetzbar wie zu niederschwellige Ziele, die einen nicht motivieren. Ob ein Ziel funktionieren kann, zeigt sich oftmals am „ersten Schritt“. Daher empfiehlt es sich das Ziel in so kleine und unkomplizierte Schritte zu unterteilen, dass morgen (bzw. zeitnah) mit dem ersten Schritt begonnen werden kann: „Was ist mein erster Schritt, mit was fange ich morgen an, dieses Ziel zu erreichen?“ Und auch wer schnell etwas verändern möchte, sollte bedenken, dass Ziele in kleine, überschaubare und machbare Schritte aufgeteilt werden müssen. Schließlich sollte jeder, für den das Ziel gesteckt ist, die Schritte nachvollziehen und mitlaufen können.

Struktur, Planung vs. Spontanität und Flexibilität
In welchen Bereichen brauche ich eine klare Struktur und zu welchen Zeiten eine klare Planung, um im Kita-Alltag souverän agieren zu können? Genauso wichtig wie dieser Gedanke ist dann die folgende Frage: Wann kann ich flexibel und spontan auf die Bedarfe der Kinder eingehen? Je nach Persönlichkeit ist es wichtig die Reihenfolge der Fragen zu erkennen: Denn auch die hauptsächlich spontan agierende Erzieherin braucht bisweilen klare Strukturen und Ziele ebenso wie die Kinder auch.

Fragen abwarten
Ja, Kinder dürfen Zeit haben! Zeit, um sich mit etwas zu beschäftigen, um zu „gucken“, Dinge zu entdecken und ihre Interessen zu offenbaren. Wir als Pädagogen können uns auf dieses „Zeit-Haben“ einlassen und aushalten, bis den Kindern eine Frage einfällt, der sie nachgehen möchten.

Vertrauen und Freiräume
Vertrauen in die kindliche Neugier und die eigenen Kompetenzen zu haben, ist etwas Elementares, aber ungeheuer Wichtiges in puncto Planung. „Die Kinder zeigen uns schon, was sie brauchen und was sie interessiert, wir müssen nur genau hinsehen und ihnen das Gefühl geben, dass sie sich uns mit ihren Fragen offenbaren dürfen“, erzählte eine Erzieherin beim Planungsgespräch. Planung ist wichtig, ebenso wie sich Freiräume zu erlauben. Auch Freiräume können und bei vollen Tagesabläufen müssen sie sogar geplant werden. Wann haben Kinder und Erzieherinnen Freiräume, spontan und je nach Situation Interessen und Bedarfen nachzugehen?

Konkret
Aufgaben und Kompetenzbereiche im Team zu verteilen macht Sinn, so dass man beim Erarbeiten eines Projekts nicht von Machtkämpfen oder dem fortwährenden Abstecken von Kompetenzbereichen gehindert wird.

Mit- und Selbstplanen
Um Kindern die Planung zu überlassen oder sie bei der Planung mit einzubeziehen, müssen diese sich in der Kita so sicher fühlen, dass sie ihre Persönlichkeit zeigen, sich einbringen möchten und äußern können, worin ihre Interessen liegen. Hilfreich hierfür sind transparente Strukturen und unterstützende Erzieherinnen, die Kindern diese Sicherheit geben. In der Planung wie auch in der Reflexion gilt es als Erzieherin zu hinterfragen, in welchen Bereichen Kinder mit- und selbst planen können.

Planungsstrategie
Stellen Sie sich das Kita-Jahr als einen Kuchen mit 12 Stückchen (pro Monat eines) vor: In wie vielen Monaten ist schon etwas geplant, z. B. durch Feste und Projekte? Wie viel Platz für situatives, bedürfnisorientiertes Handeln ist innerhalb des Jahres? Überlegen Sie dann auch im Team, worauf Sie Prioritäten legen und was evtl. zugunsten des am „Kindorientierten- Handeln“ vom Kuchen weggelassen werden kann. Zu bedenken ist auch: Wer am Anfang des Jahres „urlaubserholt“ plant, steckt manchmal zu hohe Ziele, wer am Ende des Jahres „urlaubsreif“ plant, steckt die Ziele evtl. zu niedrig. Deshalb macht es Sinn, immer wieder Zielüberprüfungszeitpunkte einzuplanen, um zu reflektieren, ob die Zieldefinierung passt.

„Aus Erfahrungen und Träumen schöpfen“
Es waren einmal Kinder, die in ihrer Entwicklung optimal unterstützt wurden, motivierte Erzieherinnen, Eltern, mit denen Erziehungspartnerschaft gelebt wurde, und ein Träger, der stolz die gelungene Arbeit „seiner“ Kita präsentierte. Dies ist kein Märchen? Sie haben dies so schon erlebt? Dann schöpfen Sie aus Ihren Planungserfahrungen und überlegen Sie gemeinsam im Team: Was macht für uns eine gute, gelingende Planung aus? Wann hatten wir zuletzt das Gefühl, dass in unserem Kita-Alltag alles rund, d. h. nach unseren Zielen und Überzeugungen lief? Sollten Sie das noch nicht erlebt haben, schütteln Sie die imaginäre Glaskugel und stellen Sie sich Ihre Ziele konkret vor: Wie würde Ihrer Meinung nach die Zielvorstellung eines gelungenen Kita-Alltags aussehen? Was müsste demnach in der Planung berücksichtigt werden? Was ist hiervon machbar? Träumen ist schließlich erlaubt und bestimmt ist tatsächlich etwas umsetzbar.

Herausforderungen & Chancen


„Entrümpeln“: Bevor etwas Neues geplant wird, ist es sinnvoll, einen Blick auf bereits Bestehendes zu werfen und zu überlegen:
  • Was können wir entrümpeln, um Platz für etwas Neues zu schaffen?

Beteiligung: Bei der Planung sollten natürlich die Personen beteiligt werden, die das Ziel gemeinsam erreichen sollen. Wichtig dabei ist aber im Vorfeld die Überlegung, in welchen Bereichen eine Planungsbeteiligung und Mitbestimmung sinnvoll ist. Dabei sollte Überforderung vermieden werden. Diese findet dann statt, wenn z. B. die Konsequenzen der Planungsinhalte für die Person, die mitentscheiden oder selbst bestimmen soll, nicht absehbar sind. Unterforderung ist für die Personen frustrierend, da die Planungsinhalte, die sie mit- bzw. selbstbestimmen „dürfen“, für sie zu niederschwellig sind und das Gefühl des „Nicht-wichtig-Seins“ vermitteln.
  • Wie können Zielgruppen adäquat an der Planung beteiligt werden bzw. welche Bereiche können sie selbst- oder mitbestimmen?

Zielgruppen-Blick: Wer ein Ziel definiert, sollte dabei alle Zielgruppen, die von der Zielerreichung betroffen sind, im Blick behalten.
  • Ist diese Zielerreichung für uns als Team, aber auch für Kinder, Eltern und evtl. den Träger von Vorteil?

„Sinnvolle“ Ideen: Bevor die Diskussion im Team für ein neues Ziel beginnt, ist es von Vorteil, eine Gedankensammlung zu gestalten, bei der jeder seine Ideen – zunächst ohne jede Bewertung – einbringen kann. Um sich die Ideen besser vorstellen zu können und diese mit allen Sinnen erfahrbar zu machen, lohnt es sich, Ideenstückchen auf mehreren Sinnesebenen zu sammeln: Dinge, die Ideen sicht-, fühl- und hörbar werden lassen.
  • Welche Dinge werden mit meiner/unserer Idee auf mehreren Sinnesebenen in Zusammenhang gebracht?

Teamstärkung: Die Planung kann selbstverständlich zur Teamstärkung genutzt werden. Hier werden Ideen gesammelt und gemeinsam ausgewertet.
  • Wie können wir den gemeinsamen Weg nutzen, damit jeder im Team seine Kompetenzen einbringen kann und wir als Team miteinander das Ziel erreichen?

„Glaskugel-Motivation“: Das Team steckt sich ein Ziel und möchte, dass alle Teammitglieder motiviert mitarbeiten. Die beste Motivation ist eine attraktive Aussicht auf das erreicht Ziel vorab. Hier eignet sich der Blick in eine „Glaskugel“.
  • Wir stellen uns vor, wir haben unser Ziel erreicht: War es so erstrebenswert, wie wir es uns vorgestellt haben? Müssen wir noch etwas verändern, damit es erstrebenswerter wird?

„Reflexionssteine“: Auf dem Weg der Zielerreichung sollten regelmäßig „Reflexionssteine“ eingebaut werden. Diese dienen zur Überprüfung, ob das Ziel noch erstrebenswert ist oder ob eine andere Richtung eingeschlagen werden muss.
  • Wie erstrebenswert ist das Ziel an dieser Stelle für alle Beteiligten?

„Hurra!“: Ist ein Ziel erreicht, sollten Motivation, Ausdauer und Engagement dieses Wegs auch „gesehen“ werden.
  • Wann haben wir unser Ziel erreicht? Wie feiern wir es?

Vorfreude: Nach der Zielerreichung ist vor der nächsten Zielerreichung! Erfahrungen und Wegabschnitte sollten deshalb reflektiert werden.
  • Was können wir bei der nächsten Planung optimieren? Was war schon optimal? Wie geht es nach der Zielerreichung weiter, um die Qualität, die durch das Ziel entstanden ist, beizubehalten?


Übernahme des Fachbeitrags mit freundlicher Genehmigung aus klein & groß 06/16, S. 56-59


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