Profil zeigen: Qualitätsorientierte Öffentlichkeitsarbeit

Hat sich das Image der pädagogischen Fachkräfte in der Öffentlichkeit positiv entwickelt? Ob und wie das Bild der Pädagogin und der Kita profitiert, sind Komponenten einer gelingenden Öffentlichkeitsarbeit. Qualitätsorientierte Öffentlichkeitsarbeit in der Kindertageseinrichtungen bedeutet: Transparenz, Reflexion und permanente Weiterentwicklung. Eine Auseinandersetzung mit Qualitätsentwicklung und wirksamer Öffentlichkeitsarbeit ist daher regelmäßig dringend angezeigt.

Jede Kindertagesstätte hat sich – wie jede andere Institution auch – im Laufe ihrer Existenz ein ganz bestimmtes „Image“ erworben. Dabei kann es passieren, dass Personen, deren Meinung über diese betreffende Institution angefragt ist, im ersten Augenblick ihrer Einschätzung voller Hochachtung gute oder sogar beste Bewertungen abgeben, vielleicht aber auch die Nase rümpfen oder achselzuckend ihre Schultern heben und äußern, dass sie bisher kaum etwas Näheres/ Konkretes von diese Kita erfahren, wohl aber „dieses oder jenes, wenn auch nichts Genaueres“ über die Kita gehört haben.

Klare Informationen

Über viele Jahrzehnte führte die Kindertagesstättenpädagogik ein eher unspektakuläres Dasein, bis neue pädagogische Arbeitsansätze ab den 70er und 80er Jahren des letzten Jahrhunderts eine dringend notwendige, nachfolgende Qualitätsdiskussion ab den 90er Jahren, eine bis heute widersprüchlich geführte Diskussion zum „Bildungsverständnis in der Elementarpädagogik“ mit Beginn des 21. Jahrhunderts und vor allem eine thematisch orientierte Fokussierung ab Mitte des ersten Jahrzehnts dieser Zeit auf die Wissenschaftsfelder der Neurobiologie und die Bindungsforschung, die Inklusion und die Aufnahme/ Integrationsbemühungen von Flüchtlingskindern für neue, veränderte Zielrichtungen und deutlich erweiterte Aufgaben sorgten.

Kindertageseinrichtungen sind gesellschaftlich betrachtet äußerst bedeutsame, eigenständige Fachinstitutionen mit einem gesetzlich klar definierten Auftrag und die dort tätigen Fachkräfte mit einer zunehmenden Hochschulausbildung sind weder Hilfskräfte im Auftrag einer Schulpädagogik noch Tagesanimateure, die ihre Arbeit nach eigenen Vorstellungen und Vorlieben individuell gestalten können/dürfen. Dennoch herrscht in der Öffentlichkeit oftmals eine eher diffuse Vorstellung über die Vielfältigkeit des Berufes und über die enormen Heraus- und Anforderungen vor, die auf die Elementarpädagogik einströmen.

Vielleicht liegt es daran, dass elementarpädagogische Fachkräfte bisher zu wenig für eine breit angelegte, umfassende und offensiv gestaltete Öffentlichkeitsarbeit beigetragen oder in der Öffentlichkeit ein sehr uneinheitliches, vielleicht auch ein teilweise unprofessionelles Bild vermittelt haben. Umso bedeutsamer ist es daher, dass Kitas ihr eigenständiges, unverwechselbares Profil, ihren überaus bedeutsamen Beitrag für eine gesellschaftliche Weiterentwicklung, ihre nicht zu ersetzende Wertigkeit im Hinblick auf die nachhaltige Persönlichkeits- und spätere Schulentwicklung der Kinder sowie ihren Anspruch auf eine gesellschafts- und berufspolitische Wertschätzung zum Ausdruck bringen: klar und unmissverständlich formuliert, allumfassend dargestellt, kontinuierlich und aussagestark in die Öffentlichkeit transportiert.

Darstellung von Qualität

Öffentlichkeitsarbeit leitet sich nicht aus einem Selbstzweck ab, der in sich selbst begründet ist oder einer notwendigen Rechtfertigung entspringt oder die sich lediglich aus der geforderten und vollständigen Bearbeitung eines Qualitätsinventariums ergibt.

Öffentlichkeitsarbeit ist auch nicht deswegen ein bedeutsames Arbeitsfeld der Elementar- oder Primarpädagogik, weil irgendwelche Menschen der Überzeugung waren bzw. sind, dass diese Tätigkeit mit einer professionellen Pädagogik verknüpft sein muss.

Öffentlichkeitsarbeit gehört vielmehr zur Elementarpädagogik, weil es berufspolitisch sinnvoll und gesellschaftspolitisch erforderlich ist, diese einzigartige Pädagogik in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Öffentlichkeitsarbeit ergibt sich also aus dem Zusammenhang notwendiger Erfordernisse.

Duale Zielorientierung

Wenn eine gestaltete Öffentlichkeitsarbeit wirklich erfolgreich sein möchte, dann muss der Blick aller MitarbeiterInnen stets in zwei Richtungen verlaufen:

nach innen: in das Zentrum der Einrichtung selbst, die unterschiedlichen und vielfältigen Aufgaben, die bisherigen Stärken und Schwächen sowie ihre unverwechselbaren Besonderheiten

und

nach außen: ausgerichtet auf die vielen Ansprechpartnerinnen, die mit der Einrichtung direkt und indirekt im Kontakt stehen, die kurz-, mittel- und langfristigen Ziele und die ständig neuen Aufgaben, die sich durch die Weiterentwicklung einer ständig neuartigen, sich in immer kürzeren Abständen wandelnden Realität ergeben.

Öffentlichkeitsarbeit orientiert sich daher stets an 3 konkreten Nah-, Fern- und Richtzielen

  1. Herstellung einer Transparenz im Innen- und Außenbereich bezüglich der Ziele, Aufgaben, Besonderheiten und Ansprüche.
  2. Steigerung des Ansehens der Einrichtung/des Berufsbildes in der Öffentlichkeit.
  3. Aufbau, Ausbau und kontinuierlichen Pflege eines Vertrauens im Innenbereich und zur Öffentlichkeit.

Ziele, Ansprüche und Aufgaben leiten sich dabei aus einer sorgsamen Analyse bisheriger Erfahrungen, eigenen und fremden Erwartungen, besonderen Bedürfnissen und aktuellen Notwendigkeiten ab, die eine entsprechende Weiterentwicklung bestimmter Arbeitsbereiche erforderlich macht.

Damit die für eine qualitätsorientierte Öffentlichkeitsarbeit notwendigen Merkmale immer stärker zu einer neuen Praxis werden, haben elementarpädagogische Fachkräfte ihre bisherige Öffentlichkeitsarbeit immer wieder sorgsam zu betrachten. Diese
  • differenzieren die einzelnen, unterschiedlichen Aufgabenfelder, um Arbeitsanfängen und Weiterführungen eine (neue) Struktur zu geben;
  • helfen dabei, diffuse Visionen für eine verbesserte Öffentlichkeitsarbeit in konstruktive, praktisch gestaltete Bahnen zu lenken;
  • unterstützen Mitarbeiterinnen schließlich dabei, notwendige Planungsvorhaben in konstruktive und vor allem nachhaltige Arbeitsschritte zu wandeln.

Analyse der Ist-Situation

Vor jeder Neugestaltung bzw. Weiterführung der bisherigen Öffentlichkeitsarbeit steht eine Ist-Analyse, um Stärken zu entdecken und Schwächen zu orten.


Eine Tabelle zur Bestandsaufnahme und Sollvorhaben zur Öffentlichkeitsarbeit finden Sie hier zum Download


Herausforderungen der Öffentlichkeitsarbeit

Wenn auf der einen Seite von Mitarbeiterinnen immer noch – und zu Recht – der Umstand beklagt wird, dass Kitas in der Öffentlichkeit entweder als Beschäftigungsort für Kinder und mit einer frühpädagogischen Kaderschule für besonders effektives Lernen angesehen und verwechselt werden sowie diese eine „Zuarbeiteraufgabe für die Grundschule“ zugeschoben bekommt, wenn elementarpädagogische Fachkräfte, auch heute noch, von einigen politischen Mandatsträgern/ Eltern/ Menschen in der Öffentlichkeit und einem großen Teil der Presse wie in der Vergangenheit als „Kindergärtnerinnen“ bezeichnet werden und zudem die Elementarpädagogik im Vergleich zum „Bildungssystem Schule“ einen untergeordneten Wert erhält – was sich auch durch die Bezahlung ausdrückt –, dann hat sie es noch nicht geschafft, ihrer Aufgaben und ihren eigenständigen Erziehungs-, Bildungs- und Betreuungsauftrag kompetent nach außen zu tragen. Daher geht es um Transparenz – auch im Kollegium selbst!

Wenn manche Eltern von den elementarpädagogischen Fachkräften annehmen, dass es in der Pädagogik eher um die unreflektierte Fortsetzung einer begonnenen Familienerziehung gehe und dafür keine besondere Ausbildung nötig sei (Aussage eines Vaters: „Das könnte ich auch, hier mit Kindern spielen, basteln, turnen und kleine Lernprogramme anbieten!“), dann wird den elementarpädagogischen Fachkräften keine Professionalität zugestanden. Dabei ist es möglich, dass auch die Einrichtung – vertreten durch alle MitarbeiterInnen – wenig oder gar nichts an öffentlich wirksamen Informationen und Aktionen dazu beigetragen hat, dass eine unverwechselbare Professionalität zu erkennen war.

Öffentlichkeitsarbeit kann dabei helfen, diese Situation zu verändern. Daher geht es um die Steigerung des beruflichen Ansehens!

Eine gebührende Aufmerksamkeit und eine damit in der Öffentlichkeit wertschätzende Beachtung werden nur dann erreicht, wenn bestimmte Aktionen, Aktivitäten und ein verbindlich-freundliches Auftreten immer wieder für andere erfahrbar sind. Natürlich darf das Ganze nicht in einem ständigen Aktionismus enden! Wir kennen es aus der Kommunikationspsychologie, dass auf der einen Seite zwar die Inhalte bedeutsam sind, auf der anderen Seite aber auch die Beziehungsebene nicht unterschätzt werden darf. Wenn Ziele erreicht werden sollen, muss gewissermaßen auch das Herz angesprochen sein. Zum anderen geht es in der Öffentlichkeitsarbeit nicht um irgendwelche punktuellen „Spots“, bei denen nur dann die Öffentlichkeit gesucht wird, wenn aktuelle Notwendigkeiten dazu drängen, bestimmte Kontakte aufzunehmen oder Arbeitsschwerpunkte urplötzlich zu installieren. Öffentlichkeitsarbeit lebt aus einer qualitätsgeprägten Kontinuität heraus – fachlich begründet und beziehungsfreundlich in die Öffentlichkeit transportiert. Daher geht es um den Aufbau und die Pflege einer respektvollen Vertrauensebene zur Öffentlichkeit mit langfristiger Wirkung!

Qualitätsmerkmale einer offensiven Öffentlichkeitsarbeit


Öffentlichkeitsarbeit muss
  • Neugierde und Interesse wecken, interessant und lebendig gestaltet sein!
  • durch Kontinuität gekennzeichnet sein!
  • ein hohes Maß an Aktualität besitzen!
  • sowohl gegenwartsorientiert als auch perspektivisch ausgerichtet sein!

Öffentlichkeitsarbeit ist
  • eine agierende, keine reagierende Tätigkeit!
  • stets ein geplanter und strukturierter Vorgang!
  • immer eine Kombination aus einer Sach- und Beziehungspflege!

Öffentlichkeitsarbeit
  • will Einfluss nehmen und Meinungen gestalten!
  • baut gezielt Berührungsängste/ Vorurteile ab!
  • muss ein fester, selbstverständlicher Bestandteil der Elementarpädagogik sein!


Vielfältige Aktivitäten

Eine aussagekräftige Elementarpädagogik verfolgt das Ziel, ihr unverwechselbares Profil
  • durch eine fachkompetente und werteorientierte Kommunikation im Innen- und Außenbereich zu verdeutlichen

und
  • eine öffentliche Präsenz mit aussagekräftigen Dokumentationsbeispielen nach außen zu transportieren.

Dabei nutzen die elementarpädagogischen Fachkräfte möglichst viele, unterschiedliche Formen der Öffentlichkeitsarbeit, um die hohe Bedeutung der pädagogischen Arbeit für die Entwicklung der Kinder (und deren Familien) sowie ihre gesellschaftspolitische Wertigkeit zu dokumentieren. Kindertagesstätten präsentieren dabei ihre konzeptionellen Grundsätze/ Richtlinien und ihre aktuelle, schriftlich fixierte Konzeption/ ihr Leitbild, ihre regelmäßigen Projektdokumentationen und ihre neuesten Jahresberichte. Sie arbeiten zeitweilig an Fachpublikationen mit und sorgen durch ihr öffentliches Engagement auch auf politischer Ebene für ein kinderfreundliches (entwicklungsförderliches) Umfeld. Ihre Teilnahme an Fachsymposien und Kongressen, ihre Kontaktpflege mit den Ausbildungsstätten (Fach-/Hochschulen) und die vielfältigen, öffentlichen Darstellungen (Ausstellungen/ Mitwirkungen bei Aktionen), die Außenrepräsentanz bei Projekten und die Mitwirkung bei kommunalen/ gemeindlichen Aktionen prägen ein Bild von der Institution, die ihr professionelles Selbstverständnis klar, nachvollziehbar und offensiv auf den Punkt zu bringen versucht. Nicht zuletzt dadurch schaffen es die Fachkräfte, das traditionell geprägte Bild einer „Kindergärtnerin“ aufzuheben und das einer professionellen Fachkraft mit einem hohen Fachwissen und einer gut ausgeprägten Handlungs- und Sozialkompetenz zu stabilisieren. Öffentlichkeitsarbeit ist stets spannend, lebendig und aufregend. Sie schafft gezielt und aktiv Situationen, die in der Öffentlichkeit mit einer interessierten Spannung wahrgenommen werden und dazu reizen, mehr über dieses hoch bedeutsame Arbeitsfeld in Erfahrung bringen zu wollen.

Schlussbemerkung

Die Elementarpädagogik ist in einem ständigen Entwicklungsprozess begriffen und neue gesellschaftliche Herausforderungen sowie neue wissenschaftliche Erkenntnisse fordern zum ständigen und notwendigen Überdenken bisheriger Positionen auf. Die Öffentlichkeit hat einen berechtigten Anspruch darauf, an diesen Veränderungen, die sich in den elementarpädagogischen Einrichtungen niederschlagen, teilzuhaben. Wenn es die Elementarpädagogik schafft, selbst in dieser Entwicklungsbewegung zu bleiben, starre, tradierte und/ oder (heimlich) wirksame, normierte Mechanismen (selbst)kritisch zu hinterfragen und bei Notwendigkeit zu verändern sowie neue Strukturen zu bilden, dann ist damit die wesentliche Grundlage für eine qualitätsgeprägte Öffentlichkeitsarbeit gelegt, getreu dem Motto: „Wer sich selbst bewegt, kann auch Vieles in Bewegung bringen“. Die Kinder haben es verdient – in gleichem Maße wie die Fachkräfte selbst.

Literatur

  • Krenz, Armin: Professionelle Öffentlichkeitsarbeit in Kindertagesstätten. Bildungsverlag EINS, 2009
  • Krenz, Armin: Qualitätssicherung in Kindertagesstätten. Kieler Instrumentarium für Elementarpädagogik und Leistungsqualität - K.I.E.L. Ernst Reinhardt Verlag, 2001
  • Kresnicka, Tina: Marketing und Öffentlichkeitsarbeit in Kindertagesstätten. (Kitapraxis) Kommunal- und Schul-Verlag, 2011
  • Lindner, Ulrike: Das sind wir! Das können wir! Das wollen wir! Wirkungsvolle Eltern- und Öffentlichkeitsarbeit für die Kita. Verlag an der Ruhr, 2012
  • Redaktionsteam Don Bosco Medien: So geht das: Öffentlichkeitsarbeit in der Kita. Don Bosco Verlag, 2014

Übernahme des Fachbeitrags mit freundlicher Genehmigung aus klein & groß 04/16, S.16 - 19


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