Bindung und Kultur (nifbe-Themenheft 1)

Die Bindungstheorie geht davon aus, dass das Herstellen von Bindung – dem emotionalen Band zwischen Säugling und seinen wesentlichen Bezugspersonen - ein lebensnotwendiges Bedürfnis darstellt. Die Bindungstheorie ist eine der einflussreichsten Theorien der Entwicklungspsychologie; eine Vielzahl von Präventions-, Förder-, und Interventionsprogrammen basieren auf ihren Annahmen.

Eine kritische Betrachtung der Bindungstheorie offenbart jedoch, dass die Bindungstheorie in ihren Annahmen auf die Werte und Normen euroamerikanischer Mittelschichtfamilien zugeschnitten ist. Mittelschichtfamilien repräsentieren aber nur einen geringen Teil der Weltbevölkerung, die Mehrheit der Weltbevölkerung lebt traditionell als Bauern, Viehzüchter, Nomaden oder Jäger und unterscheidet sich in ihren Normen und Werten deutlich von den Idealen der Mittelschichtfamilien.

In unserer Forschung zeigen wir, dass Aufbau, Regulation und Funktion von Bindung in kulturell unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen auch unterschiedlich ausfällt. Praktische Implikationen ergeben sich im Hinblick auf Migrantenfamilien in Deutschland, die zum Großteil aus nichtwestlichen, traditionell lebenden Bevölkerungsgruppen stammen; wenn wir sie und ihre Kinder verstehen wollen, müssen wir akzeptieren, dass es verschiedene Wege gibt, Kinder erfolgreich zu erziehen. Erfolgreiche Bildungs- und Förderprogramme sollten daher einer kultursensitiven Konzeption von Bindung folgen.


Im Fokus des vorliegenden Themenheftes, das wir Ihnen untern zum Download anbieten, stehen dabei folgende Aspekte:

  • Die Annahmen der ethologische Bindungstheorie
  • Das erste Lebensjahr von Säuglingen in verschiedenen kulturellen Kontexten
  • Kulturspezifische Bindungsorganisation
  • Praktische Implikationen



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