Kon-Lab-Methode

Kon-Lab ist ein Sprachförderprogramm, das von Zvi Penner im Konstanzer Labor entwickelt worden ist. Es ist das derzeit mit am häufigsten eingesetzte Programm zur Sprachförderung in Kindertagesstätten (Koch 2011; Viernickel et al. 2013). Das Programm soll mehrmals pro Woche ergänzend zum Alltag in der Gruppe durchgeführt werden; eine Abstimmung der Übungen auf den jeweiligen Sprachstand der Kinder ist nicht vorgesehen (List 2010).


Penner geht davon aus, dass die Schwierigkeiten von Kindern im Zweitspracherwerb mit denen vergleichbar sind, die Kindern mit Auffälligkeiten beim Erstspracherwerb zeigen: Beide Gruppen hätten Probleme dabei, aus dem „Sprachbad" im Alltag sprachliche Regeln zu erschließen. Diese Schwierigkeiten hängen Penner zufolge mit „Defiziten im Bereich der ProsodieProsodie|||||Sammelbegriff für die Merkmale Betonung, Dauer, Lautstärke, Intonation, Rhythmus und Tempo. zusammen (Penner 2006: 4). Mit Hilfe von Spielen sollen den Kindern daher gezielt Informationen angeboten werden, die ihnen dabei helfen, die entsprechenden Regeln zu erwerben. Dies erfolgt in Form einer „Inputförderung": Sätze, aus denen die entsprechenden Regeln erschlossen werden können, werden vorgesprochen und mit den Kindern ritualartig wiederholt (Knippers o.J.). Ein Beispiel für die Bildung des Plurals: „Das ist ein Hund. Das ist auch ein Hund. Das sind zusammen zwei Hunde." (ebd.).

 

Umstrittene Wirksamkeit


Die Wirksamkeit des Programms wurde von Penner im Rahmen einer Interventionsstudie überprüft und positiv bewertet. Die Ergebnisse dieser Studie sind Schneider et al. zufolge jedoch sehr kritisch zu sehen (Schneider et al. 2013): So wurden in erster Linie sprachliche Teilleistungen untersucht, die sehr eng auf die in der Intervention geförderten Kompetenzen abgestimmt waren (z.B. Pluralbildung). Zudem fehlen wichtige Angaben zur Methodik der Studie und eine Veröffentlichung der Ergebnisse in einer vom Autor unabhängigen Publikation (ebd.).


Eine externe Evaluation unterschiedlicher Sprachfördermaßnahmen, in der u.a. auch das Programm Kon-Lab berücksichtigt wurde, erfolgte im Rahmen des Projekts EVAS (Evaluationsstudie zur Sprachförderung von Vorschulkindern). Wie die Ergebnisse der Evaluation zeigen, erzielten die ein Jahr lang mit einem speziellen Sprachförderprogramm geförderten Kinder mit Sprachförderbedarf keine besseren Leistungen als Kinder, die nicht an einem Programm teilgenommen hatten (Gasteiger-Klicpera et al. 2010). Auch in einer Studie von Schwab et al. konnte nicht nachgewiesen werden, dass sich eine Förderung mit dem Programm signifikant auf die sprachlichen Leistungen auswirkt (Schwab et al. 2013).

 

Literatur:

  • Knippers, Katharina: Sprachförderung mit der Kon-Lab Methode nach Zvi Penner. Online: http://katharina-knippers.de/sites/default/files/Kon-Lab-Fruehe-Sprachfoerderung.pdf (31.07.2015)
  • Koch, Katja (2011). „Sprichst du schon Deutsch oder müssen wir dich noch fördern?" – Sprachförderung als Herausforderung für den Elementarbereich. Soziale Passagen, Bd. 3, Heft 2, 235-251.
  • Lisker, Andrea (2011). Additive Maßnahmen zu vorschulischen Sprachförderung in den Bundesländern (Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte, WiFFWiFF|||||WiFF ist ein Projekt des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, der Robert Bosch Stiftung und des Deutschen Jugendinstituts e.V. Die drei Partner setzen sich dafür ein, im frühpädagogischen Weiterbildungssystem in Deutschland mehr Transparenz herzustellen, die Qualität der Angebote zu sichern und anschlussfähige Bildungswege zu fördern. Expertisen, Band 41). München: DJI.
  • List Gudula (2010). Frühpädagogik als Sprachförderung. Qualitätsanforderungen für die Aus- und Weiterbildung der Fachkräfte (Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte, WiFF Expertisen, Band 2). München: DJI.
  • Penner, Zvi & Fischer, Andreas & Krügel, Christian (2006). Von der Silbe zum Wort. Rhythmus und Wortbildung in der Sprachförderung. Troisdorf: Bildungsverlag EINS.
  • Gasteiger-Klicpera, Barbara – Werner Knapp, Werner & Kucharz, Diemut (2010). Abschlussbericht der Wissenschaftlichen Begleitung des Programms „Sag´ mal was – Sprachförderung für Vorschulkinder". Online: http://www.ph-weingarten.de/zep/Projekte/Abschlussbericht_Sprachfoerderung_Landesstiftung_PH_Weingarten.pdf (31.07.2015)
  • Schneider, Hansjakob – Becker-Mrotzek, Michael – Sturm, Afra – Jambor-Fahlen, Simone – Neugebauer, Uwe – Efing, Christian & Kernen, Nora (2013). Wirksamkeit von Sprachförderung. Expertise. Zürich: Bildungsdirektion des Kantons Zürich.
  • Schwab, Susanne – Gasteiger-Klicpera, Barbara – Patzelt, Doreen, Riemenschneider, Ingo C. –Knapp, Werner & Diemut Kucharz, Dietmut (2014). Effekte sprachlicher Förderung sowie sozialer Aspekte auf sprachliche Lernzuwächse bei Kindern mit und ohne Migrationshintergrund im Vorschulalter. Lernen und Lernstörungen, 3, 39 – 51.
  • Viernickel, Susanne – Nentwig-Gesemann, Iris – Nicolai, Katharina – Schwarz, Stefanie & Zenker, Luise (2013). Schlüssel zu guter Bildung, Erziehung und Betreuung – Bildungsaufgaben, Zeitkontingente und strukturelle Rahmenbedingungen in Kindertageseinrichtungen. Online: http://www.der-paritaetische.de/uploads/tx_pdforder/expertise_gute_bildung_2013_Kapitel_1-3_web.pdf (31.07.2015)



Weitere Beiträge zum Thema:


Sprachstandserhebungen im Fokus Niedersachsen

Alltagsintegrierte Sprachbildung