Offener Kindergarten als kindzentrierter Pädagogischer Ansatz

Eine 25-jährige Entwicklung und ihr Bezugsrahmen

Inhaltsverzeichnis

  1. Der O.K. ist in seinem Kern ein Beziehungsansatz
  2. „Freiheit ist die Basis von allem – Weg und Ziel“

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Nach seiner rund 25-jährigen kontinuierlichen Entwicklung hat der Offene Kindergarten (OK) in niedersächsischen Bereichen zu einer Gestalt gefunden, die einen zeitgemäßen Ansatz darstellt. Das meint in erster Linie, dass die Grundannahmen der Reformpädagogik und heutige Erkenntnisse wissenschaftlicher Forschung umgesetzt werden, vor allem aus der Entwicklungspsychologie und der Hirnforschung. Das führte zu einer konsequenten Kindzentrierung.

 

Eine solche pädagogische Gestaltung ist ohne kooperatives Wirken, schrittweises Vorgehen und offenes Miteinander im Team auf der Basis guter Arbeitsbeziehungen, gemeinsamer Verantwortung und regelmäßiger Reflektion nicht denkbar. Offene Kindergärten verstehen sich als lernende Organisationen, die das Wohlbefinden der Kinder, ihre Freiheiten zur Eigenaktivität und das gemeinsame Leben und Lernen in den Mittelpunkt stellen.

Welcher Bezugsrahmen sich dabei inzwischen herausgebildet hat, zeigt folgendes Schema:



Die Mitte verdeutlicht, dass Kinder Selbstgestalter oder aktive Gestalter ihrer Entwicklung sind und dadurch ihre autonomen Kräfte ausüben und entwickeln. Sie werden es

  • als Akteure, indem sie durch eigenständiges aktives Handeln Kompetenzen erwerden,
  • als Konstrukteure ihrer Wirklichkeit (Reggio), indem sie aus ihren Erfahrungen Rückschlüsse ziehen und ständig ihre Sicht von der Welt verändern und so ihr Wissen aufbauen (Selbstbildung),
  • als Baumeister ihres Lebens (M. Montessori), indem sie sich originär in 100 Sprachen (Reggio) zum Ausdruck bringen und eine einmalige unverwechselbare Persönlichkeit sind und werden.


Erzieherinnen verstehen sich als Selbstgestalter oder aktive Gestalter ihrer Pädagogik. Im Bewusstsein ihrer eigenen Autonomie und im Prozess mit einer unendlichen offenen Geschichte gestalten sie einen Lern- und Lebensraum für Kinder und Erwachsene. Sie sind
 

  • für Kinder tätig, sichtbar mit der Gestaltung eines kindgerechten Lebens- und Lernraumes, weitgehend unsichtbar in der offenen, achtsamen, dialogischen Beziehungsgestaltung,
  • mit Kindern tätig, indem sie vielfältig einbezogen werden und der Kindergarten sich nach und nach zur Kinderstube der Demokratie entwickelt,
  • mit allen Kindern tätig, indem die Aussonderung von Kindern vermieden wird und die Versschiedenheit zur Normalität werden kann (Inklusion).


Der offene Kindergarten hat eine gute Bodenhaftung. Die Teams ringen und bemühen sich darum, für alle Kinder gute Entwicklungsbedingungen zu schaffen. Herausgekommen ist aufgrund der Handlungsfelder und der damit verbundenen Erfahrungsvielfalt eine umfassende Bildungsplattform und ein Lebensraum durch Gemeinschaft der Kinder untereinander und mit den Erwachsenen. Der Offene Kindergarten kann auch als Einladung für Kinder gesehen werden, sich auf das Leben einzulassen, begleitet und unterstützt von Erwachsenen, die zugleich Vorbild sein wollen. Das bedeutet, dass auch die Erziehenden sich auf Lebensthemen einzulassen haben, die sie in sich entdecken und hier eine Herausforderung erkennen.



Im Herbst 2011 erschien das von Gerhard Regel und Uwe Santjer herausgegebene Buch "Offener Kindergarten konkret in seiner Weiterentwicklung". Hierin ist nicht nur erkennbar, wie Offene Kindergärten ihre Aufgaben in ihrer Vernetzung mit Eltern, Schule und Gemeinwesen erweitern, sondern auch, wie Teams qualitativ ihr Verständnis der Kindzentrierung umsetzen. Mit freundlicher Genehmigung des EB-Verlags folgen hier die leicht angepassten Kapitel zum Beziehungsansatz und zur Freiheit: