Resilienz


Das Phänomen der ResilienzResilienz|||||Resilienz kann als "seelische Widerstandsfähigkeit" verstanden werden mit der Fähigkeit Krisen zu meistern und diese als Anlass für Selbstentwicklungen zu nutzen. In der Resilienzförderung geht es speziell darum die Widerstandsfähigkeit von Kindern und Erwachsenen in belasteten und risikobehafteten Lebenssituationen durch schützende Faktoren zu entwicklen, zu ermutigen und zu stärken. Ein verwandter Begriff ist der der Salutogenese.  hat in jüngerer Zeit verstärkt das Interesse entwicklungs- und gesundheitspsychologischer Forschung geweckt. Der Begriff Resilienz bezeichnet eine psychische Widerstandsfähigkeit von Kindern gegenüber biologischen, psychologischen und psychosozialen Entwicklungsrisiken. An das Verständnis von Resilienz sind zwei Bedingungen geknüpft: das Vorhandensein einer signifikanten Bedrohung für die kindliche Entwicklung und eine erfolgreiche Bewältigung dieser herausfordernden Lebensumstände. Positive Entwicklungsverläufe trotz Risikobelastung lassen sich hierbei wie folgt kennzeichnen:

 

  • eine positive Selbst- und Fremdeinschätzung (z.B. Lebenszufriedenheit, positives Selbstbild, Sozialverhalten)
  • Abwesenheit von psychischen Störungen und Risikoverhalten
  • erfolgreiche Bewältigung von Entwicklungsaufgaben.


Ziel der Resilienzforschung ist es, ein besseres Verständnis darüber zu erlangen, welche Bedingungen psychische Gesundheit und Stabilität bei Kindern, die besonderen Entwicklungsrisiken ausgesetzt sind, erhalten und fördern. Dabei stehen folgende Fragen im Vordergrund: Was zeichnet resiliente Kinder konkret aus? Über welche Potentiale und Ressourcen verfügen sie, dass sie im Vergleich zu anderen Kindern schwerwiegende Lebensbelastungen so erfolgreich bewältigen können? Wie können solche Bewältigungskompetenzen wirksam gefördert werden?


Grundsätzlich wird heute davon ausgegangen, dass Resilienz kein angeborenes Persönlichkeitsmerkmal eines Kindes ist, sondern eine Fähigkeit, die im Verlauf der Entwicklung im Kontext der Kind-Umwelt-Interaktion erworben wird. Die Wurzeln für die Entstehung von Resilienz liegen in besonderen schützenden Faktoren bzw. Prozessen innerhalb oder ausserhalb des Kindes. Die Kenntnis dieser schützenden Faktoren ist für die Entwicklung und Konzipierung von Präventions -und Interventionsmaßnahmen sowie für alle Erziehungskontexte von großer Bedeutung: Denn darauf baut sich die Zielprojektion auf, wie wir in unserer alltäglichen Erziehungs- und Bildungspraxis Kinder stärken und unterstützen können, um belastende Lebenssituationen zu bewältigen. Resilienzförderung heißt in diesem Zusammenhang vor allem, jene wichtigen Grundlagen (Person- und Umweltressourcen) zu schaffen, zu festigen und zu optimieren, die es Kindern ermöglichen, bzw. die sie motivieren, selbst weiterzukommen (Aktivierung von Selbsthilfekräften). Frühzeitige Präventionsansätze können vorbeugen, dass ungünstige Bewältigungswege beschritten und stabilisiert werden, die den Umgang mit Belastungen in späteren Entwicklungsabschnitten erschweren. Auf der Basis vorliegender Untersuchungen lassen sich für den Frühbereich insbesondere folgende drei Grundbausteine zur Resilienzförderung benennen:

 

  • eine sichere Basis (mindestens eine stabile, verlässliche Bezugsperson),
  • eine gute Selbstwertschätzung (Selbstvertrauen aufgrund von Kompetenzerfahrung
  • und ein Gefühl der Selbstwirksamkeit, dem Einfluss und Wirken des eigenen Handelns, der eigenen Stärken und Grenzen.

 

Für eine gesunde Entwicklung trotz widriger Lebensumstände braucht es ermutigende und stärkende Erfahrungsräume sowie aufmerksame Erwachsene, die sich für das Kind an sich, für seine Bedürfnisse, Fragen und Wünsche interessieren. Unterstützende Beziehungserfahrungen im Nahumfeld – sog. aufmerksame Dritte (z.B. Erzieher und Erzieherinnen, Lehrer und Lehrinnen, Verwandte, Nachbarn, Freunde) – haben dabei eine elementare Bedeutung.

Die Resilienzforschung steckt noch in den Kinderschuhen – viele Fragen sind noch offen, viel Entwicklungs- und Forschungsarbeit sind noch nötig, um dieses Phänomen der psychischen Widerstandskraft in seiner Komplexität erfassen zu können. Die junge Forschungsrichtung hat jedoch bereits neue Türen geöffnet: Türen, die insbesondere einen Perspektivenwechsel möglich machen, weg von dem traditionellen Defizit-Ansatz hin zu einem Kompetenz- bzw. ressourcenorientierten Ansatz.


Literatur

  • Luthar, S. (2006): Resilience in development. In: Cicchetti, D./Cohen, D. J. (Hg.), Developmental Psychopathology. New York, 740-795.
  • Opp, G./Fingerle, M. (Hg.) (2007): Was Kinder stärkt. München.
  • Wustmann, C. (2009): Resilienz. Berlin.

 


Copyright-Hinweis:
Dieser Text ist urheberrechtlich geschützt. © 2011 Verlag Julius Klinkhardt. Quelle: Klinkhardt Lexikon Erziehungswissenschaft (KLE), hg. v. Klaus-Peter Horn, Heidemarie Kemnitz, Winfried Marotzki und Uwe Sandfuchs. Stuttgart, Klinkhardt/UTB 2011, ISBN 978-3-8252-8468-8. Nutzung mit freundlicher Genehmigung des Verlags. Das komplette Klinkhardt Lexikon Erziehungswissenschaft erhalten Sie im UTB-Online-Shop (Link s.u.)


Zum Weiterlesen:

Resilienz-Entwicklung bei Kindern unter drei