Krippe


Als eigenständige und altersspezifische institutionelle Betreuungsform für Kinder im Alter bis drei Jahren entstand die Krippe im Europa der 1840er Jahre. Seit ihrem Entstehen ist sie durch ein sozialpädagogisches Doppelmotiv gekennzeichnet. Dieses umfasst das Ermöglichen mütterlicher Erwerbstätigkeit einerseits und die Beaufsichtigung, Pflege, Erziehung – heute auch Bildung – von Säuglingen und Kleinkindern andererseits. Kennzeichnend für die Entwicklung der Krippe sind drei Phasen: eine auf die Reduktion von Betreuungslücken orientierte, eine sozialhygienisch-bevölkerungspolitische und eine zunehmend psychologisch-pädagogische.

Säuglinge und Kleinkinder werden heute nicht mehr nur in reinen Krippen betreut, sondern auch in altersgemischten Gruppen oder Krippengruppen in Kindergärten. Ohne allgemeingültigen Rechtsanspruch ist die Betreuung von Kindern im Krippenalter in Deutschland mit einer Quote von 12,1% (Stand 2006) gering verbreitet, wobei neben Stadt-Land- vor allem extreme Ost-West-Unterschiede existieren. Diese Unterschiede lassen sich vor allem durch den Krippenausbau in der Deutschen Demokratischen Republik erklären, wo auch für die 0-3jährigen Kinder fl chendeckende Versorgung bestand. Allerdings sind hier nach der Wende vor allem im Krippenbereich Plätze abgebaut worden. Die Krippe hat zwar offiziell ihren Nothilfecharakter verloren, aber gesellschaftliche Diskussionen reichen von absoluter Ablehnung bis zu bedenkenloser Befürwortung. Forschungsergebnisse weisen mehrheitlich darauf hin, dass eine qualitativ gute Krippenbetreuung positive Auswirkungen auf die Entwicklung der Kinder hat. Allerdings bleiben noch viele Fragen offen. Diese beziehen sich auf die Effekte von Krippenbetreuung, die Ausdifferenzierung und Überprüfung spezifischer pädagogischer Programme und Qualitätsanforderungen sowie eine adäquate Qualifizierung der Fachkräfte. Aktuelle (familien-)politische Maßnahmen, z.B. mit dem Tagesbetreuungsausbaugesetz den quantitativen und qualitativen Ausbau zu forcieren, sind erste Schritte, um sich einigen der offenen Fragen zu stellen und dem Betreuungs-, Erziehungs- und vor allem auch dem Bildungsanspruch von Krippenbetreuung gerecht zu werden.



Literatur

  • Ahnert, L./Schnurrer, H. (2006): Krippen. In: Fried, L./Roux, S. (Hg.): Pädagogik der frühen Kindheit. Weinheim, Basel, 302-312.
  • Roßbach, H.-G. (2005). Effekte qualitativ guter Betreuung, Bildung und Erziehung im frühen Kindesalter auf Kinder und ihre Familien. In: Sachverständigenkommission Zwölfter Kinder- und Jugendbericht (Hg.): Bildung, Betreuung und Erziehung von Kindern unter sechs Jahren. München, 55-176.


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Dieser Text ist urheberrechtlich geschützt. © 2011 Verlag Julius Klinkhardt. Quelle: Klinkhardt Lexikon Erziehungswissenschaft (KLE), hg. v. Klaus-Peter Horn, Heidemarie Kemnitz, Winfried Marotzki und Uwe Sandfuchs. Stuttgart, Klinkhardt/UTB 2011, ISBN 978-3-8252-8468-8. Nutzung mit freundlicher Genehmigung des Verlags. Das komplette Klinkhardt Lexikon Erziehungswissenschaft erhalten Sie im UTB-Online-Shop (Link s.u.)

 



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