Eltern im Übergang

- Abstract zu einer Diplomarbeit -

 

Die verschiedenen PISA-StudiePISA-Studie||||| In der PISA- Studie der OECD werden alle drei Jahre seit 2000 in den Mitgliedsstaaten der OECD die alltags- und berufsrelevanten Fähigkeiten von 15- Jährigen durch Testfragen gemessen. Die mittelmäßigen bis schlechten Ergebnisse 2001 in Deutschland führten dazu, dass vielfach von einem PISA-Schock geredet wurde.  n haben in Deutschland für einen heilsamen Schock in Bezug auf das enge Verhältnis von Bildungserfolg und sozialer Herkunft gesorgt. Seitdem ist – mit einem stark erwachten Interesse an den Möglichkeiten der frühkindlichen Bildung – auch der Übergang von der Kindertageseinrichtung in die Grundschule in das Blickfeld von PraktikerInnen und WissenschaftlerInnen geraten.

 

Dieser Übergang, der unnötige Brüche in den kindlichen Bildungsbiographien erzeugen kann, besser aber verhindern sollte, wird mittlerweile in den meisten Bundesländern durch neue Konzepte gestaltet. Auch Niedersachsen hat mit dem Modell-projekt „Das letzte Kindergartenjahr als BrückenjahrBrückenjahr|||||Das vom Niedersächsischen Kultusministerium aufgelegte Programm "Das letzte Kindergartenjahr als Brückenjahr zur Grundschule" beinhaltet ein Übergangsmanagement von der Bildungs- und Erziehungsarbeit in Kindestageseinrichtungen zu Grundschulen und leistet einen Beitrag zur Anschlussfähigkeit der beiden Bildungsbereiche. Es werden 50 Beratungsteams eingesetzt und zwei mal 250 Modellprojekte gestartet. In den Beratungsteams und Modellprojekten arbeiten Fachkräfte aus Kindergarten und Schule gemeinsam an einem für alle Kinder gelingenden Übergang in die Grundschule. Damit diese Aufgabe geleistet werden kann, werden die Fachkräfte aus dem Elementar- und dem Primarbereich gemeinsam fortgebildet.  zur Grundschule“ ein theoretisch fundiertes, über fünf Jahre finanziell gefördertes und dabei wissenschaftlich begleitetes und evaluiertes Rahmenkonzept geschaffen, das von vielen Kindergärten und Grundschulen in Kooperationsprojekten umgesetzt wurde und wird.

 

Neben den Kindern als Hauptpersonen und den ErzieherInnen und LehrerInnen als BegleiterInnen und UnterstützerInnen der Kinder sind auch die Eltern in mehrfacher Hinsicht am Übergangsgeschehen beteiligt: Als vertrauteste Personen und erste Erziehungs- und Bildungsinstanz fördern und unterstützen sie ihre Kinder von Beginn an. Mit wachsendem Bewusstsein für die Schlüsselfunktion, die Bildungsabschlüsse für eine sozial befriedigende Verortung in unserer Gesellschaft spielen, liegt ihnen die Bildungskarriere ihrer Kinder am Herzen; hierfür engagieren sie sich und zeigen ihre Bildungsambitionen bereits im Elementarbereich. Auf der anderen Seite erleben Eltern den Übergang wie ihre Kinder als Bewältigende, die sich mit einer neuen, vielfach fremden Situation und einer ungewissen Zukunft in der Institution Schule konfrontiert sehen. Hier entstehen Unsicherheiten in Bezug darauf, wie das Übergangsgeschehen aussieht, welche Erwartungen an die Kinder und an die Eltern gestellt werden und welcher Beitrag von ihnen zum Gelingen desselben geleistet werden kann.

 

In eben diesem Spannungsfeld steht die unten in der Gesamtfassung zu Download angebotene Diplomarbeit „Eltern im Übergang. Die Rolle und Beteiligung von Eltern im Prozess des Übergangs vom Kindergarten in die Grundschule am Beispiel des niedersächsischen Modellprojekts ‚Das letzte Kindergartenjahr als Brückenjahr zur Grundschule‘ “: Eltern tragen Verantwortung für ihre Kinder und möchten informiert und beteiligt werden, wenn es um die neue Situation Schulanfang geht. Gleichzeitig erleben sie einen starken Druck, der durch neue Erziehungsparadigma und die eigenen und fremden Ansprüche an sie und ihre Kinder entsteht.

 

Die TransitionsforschungTransitionsforschung|||||Der Begriff Transition wird generell für Übergange des menschlichen Lebens zum Wechsel eines sozialen Statuses in einen anderen verwendet. In der frühkindlichen Bildung wird von Transition hauptsächlich gesprochen beim Übergang von Krippe in die KiTa oder von KiTa in die Grundschule. Transitionsforschung beschäftigt sich mit den zu erforschenden Gegebenheiten dieser individuellen Übergänge. beschäftigt sich mit pädagogischen und psychologischen Theorien, die Übergangsprozesse und ihre Bewältigungsmöglichkeiten beschreiben. Auf dieser Basis wird der Übergang in die Grundschule als ein normativnormativ|||||Normativ  bedeutet normgebend, somit wird etwas vorgeschrieben, dass Normen, Regeln oder ein „Sollen“ beinhaltet.er, also von fast allen Menschen unserer Gesellschaft erlebter Prozess, beschrieben. Eine Operationalisierung leistet das Transitionsmodell (Griebel und Niesel 2004), das den Übergang als ko-konstruktiven Prozess von Kindern, Eltern und professionellen PädagogInnen sowie ihre jeweiligen Bewältigungs- und Unterstützungsaufgaben beschreibt.

 

Ein zentraler Begriff im Transitionsgeschehen ist das historisch-pädagogische Konstrukt der ‚Schulfähigkeit‘. Von der Idee der biologischen Reife als Voraussetzung für die Einschulung (Kern 1963) entwickelte sich der Begriff bis heute zu dem der ‚Anschlussfähigkeit‘ (Kammermeyer 2001), das die individuellen Bildungsprozesse der Kinder und die Abstimmung der Bildungs- und Lerninhalte zwischen Kindertagesstätte und Schule in den Blick nimmt. Dabei sind die Vorstellungen vielgestaltig und manchmal schwer zu durchschauen. Hier ist die Perspektive der Eltern bedeutsam, für die Transparenz ein wichtiger Faktor im Transitionsprozess ist.

 

Ein relativ neuer, aber zentraler Gedanke in der Übergangsgestaltung ist das Expertentum der Eltern hinsichtlich ihrer Kenntnis des Kindes und des eigenen familiären Bildungsgeschehens. Das Prinzip der „Eltern als Experten“ erfährt Akzeptanz durch institutionelle und rechtliche Bestimmungen, besonders in der Form einer Erziehungs- und Bildungspartnerschaft. Diese beschreibt eine vertrauensvolle Beziehung, die der Unterstützung der Kinder dient und durch einen intensiven Austausch, gegenseitige Offenheit und Wertschätzung und gemeinsame Überlegungen zur Förderung der Kinder gekennzeichnet ist. Die Verankerung dieser Partnerschaft in der täglichen Praxis von Kindertagesstätten und Schulen ist aber noch die Ausnahme, da ausreichende Ressourcen und finanzielle Mittel nicht flächendeckend zur Verfügung stehen.

 

Auch im niedersächsischen Modellprojekt „Brückenjahr“ gilt die Erziehungs- und Bildungspartnerschaft als wirksames Instrument der elterlichen Teilhabe am Transitionsgeschehen. Eine kritische Analyse zeigt aber, dass die Umsetzung des theoretisch dargestellten Transitionsprozesses zwar programmatisch auf die Einbeziehung der Eltern ausgerichtet ist, die Praxis aber noch in den Anfängen steht.

 

Ein Beispiel für die konkrete Beteiligung von Eltern an der umfassenden Vorbereitung auf die Schule ist das „FamilienErgo“-Konzept des Wilhelmshavener Kinderarztes Dr. Rupert Dernick. Es zeigt, wie alle Eltern ihre Kinder selbstverständlich und wenig aufwändig fördern können: Durch die Einbeziehung in alltägliche Haushaltstätigkeiten werden zentrale Voraussetzungen für die Schulzeit trainiert und die Kinder in ihrer Selbstständigkeit und in ihrem Selbstbewusstsein gestärkt.

 

Die vorliegende Diplomarbeit Arbeit bietet einen Überblick sowohl über Literatur zur Transitionsforschung als auch über aktuelle Untersuchungen zum Selbstverständnis der Eltern und zu ihrem Verständnis des Übergangs. Die Darstellung des niedersächsischen „Brückenjahr“-Projekts erweitert die theoretische Perspektive und beschreibt konkret-praktische Handlungsansätze der Beteiligung von Eltern am Transitionsprozess vom Kindergarten in die Grundschule.
 


Zum Weiterlesen:

Schulvorbereitung mit Familienergo - Praxisbeispiel

Schulvorbereitung mit FamilienErgo

Vorschulerzieung 



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