Coaching als neue Unterstützungsmethode für PädagogInnen

Coaching-Definition und Fallbeispiele

Anja Cantzler, Weiterbildungs-Referentin, Fachberaterin für Kindertageseinrichtungen und Master-Coach verweist unter dem Titel „Coaching als unterstützende Methode für PädagogInnen“ aus der Reihe KiTa Fachtexte auf die im Arbeitsfeld KiTa neuartige Beratungsmethode, die pädagogischen Teams bei der Bewältigung von Veränderungen hilft.

Cantzler zufolge entstammt Coaching den Bereichen Wirtschaft und Sport – als Beratungsmethode für Führungskräfte zur „Effizienz- und Leistungssteigerung, ...um... Ziele zu erreichen“. Die Deutsche Gesellschaft für Coaching (DGfC) kennzeichnet Coaching als kreativ, systemisch, qualitätssichernd und  optimierend, problemlösend, individuell und persönlichkeitsstabilisierend. Die Methode begleitet Personen (Coachees) beim Entwickeln von Möglichkeiten, Veränderungen und Strategien sowie beim Erkennen von Grenzen.

Als stark systemtheoretischen, systemtherapeutische Form beschreibt die Autorin das so genannte „Coaching mit System“ (vgl. Fallner & Pohl, 2005), das seit einigen Jahren auch in sozialen und pädagogischen Berufsteams oder lernenden Organisationen zum Einsatz kommt. Es zielt darauf ab, Kompetenzen und Ressourcen zu erweitern sowie „Menschen, die mit Menschen arbeiten“ eine gewisse Haltung zu vermitteln.

Ganzheitliches Coaching definiert ein Problem nicht als persönliche Fehlleistung, sondern „ist Fenster zum System, ...zur eigentlichen Problemlage“ (vgl. Richter). Während des (ressourcen-, zukunfts- und lösungsorientierten) Coaching-Prozesses legt der Coachee laut Cantzler mit Hilfe des Coaches das Problem fest und zeigt eigene Lösungsvorschläge – aus eigenen Ressourcen und zahlreichen Möglichkeiten – auf. Als Interventionen und Instrumente dienen „Frage-Techniken, ...Perspektivwechsel, ...Imaginationen, ...Paradoxien, ...analoge Übungen aus der Theaterpädagogik“.

Coaching-Anlässe im pädagogischen Arbeitsfeld

Coaching ist als externes oder interes Angebot für pädagogische Fach- und Führungskräfte möglich. Cantzler wirbt für internes Coaching: „Mit zunehmender Aufgaben-Erweiterung im Arbeitsfeld Kindertageseinrichtung ist es erstrebenswert, dass pädagogische Fachkräfte zunehmend Coaching-Kompetenzen erwerben, um den Herausforderungen der modernen Pädagogik“ zu meistern.

Fallbeispiel: Ausbau einer KiTa zu zusätzlicher Krippe

Die bevorstehende Aufstockung einer KiTa mit einer Krippengruppe und damit verbundene Personalentwicklung könnte Anlass für verschiedene Coaching-Formen sein:

Im Leitungs-Coaching erarbeiten Führungskraft und Coach Eckpunkte eines Konzepts für die U3-Betreuung, überprüfen vorhandene Ressourcen sowie den Bedarf an Schulung und Begleitung der einzelnen Fachkräfte und koordinieren deren stärkenorientieren Einsatz. Zudem „sind Coaching-Kompetenzen hilfreich bei der Profil-Bildung und Konzept-Entwicklung einer Einrichtung“. Während sich die PädagogInnen das Wissen zum neuen Arbeitsfeld in Fortbildungen aneignen, fokussiert sich das Einzel-Coaching mit jeder pädagogischen Fachkraft auf deren Haltung (umdenken, sich darauf einlassen) und Emotionen (Ängste, Enttäuschung) in Verbindung mit der Veränderung. Hier untersuchen Coach und Team-Mitglied persönlich-biografisch relevante Probleme, die sich aus der Neu-Gestaltung und dem neuen Arbeitsfeld mit Kindern unter drei Jahren ergeben. Cantzler nennt hier „Konflikte mit KollegInnen, Mobbing, Burn-out und Work-Life-Balance“ oder Nähe-Distanz- und Bindungserfahrungen. Zudem kann ein Team-Coaching dazu beitragen, die Umstellung mit den „personellen Verschiebungen und Veränderungen“  gemeinsam ressourcen- und stärkenorientiert vorzubereiten. Zuletzt hält die neue Betreuungssituation mit Kindern unter drei die Möglichkeit für Eltern-Coachings bereit, die ErzieherInnen mit Coaching-Kompetenz intern anbieten können.

Konflikt-Coaching zur Prävention, Bewältigung, Stimulation

Aus Meinungsverschiedenheiten unter Fachkräften, zwischen Fachkraft und Leitung oder Team und Eltern können sich Konflikte ergeben und Anlass sein für drei Formen des Konflikt-Coachings (vgl. Schreyögg, 2002).

Coaching zur Konflikt-Prophylaxe: Coach und Fachkräfte  analysieren bevorstehende Aktivitäten, die polarisieren könnten, auf eventuelle Reaktionen sowie Ursachen. Transparent stellen sie vorab den Mehrwert der Aktivität dar. Bespiel: Anmalen der Kinder mit Fingerfarbe zur Körperwahrnehmung.
Coaching zur Bewältigung von Konflikten: Gemeinsam mit dem Coach analysieren die Fachkräfte den bestehenden Konflikt, identifizieren Beteiligte, deren Konflikt-Strategien, Gründe sowie die aktuelle Eskalationsstufe. Daraufhin begleitet der Coach das Team bei der „Entwicklung geeigneter Strategien“.
Coaching zur Stimulation von Konflikten: Geteilte Meinungen „..können ... offen gelegt und somit frei diskutiert werden“. Beispiel: Fachkräfte zweier KiTa-Gruppen versetzen sich in ein Kind, das in seiner Autonomie-Phase aggressiv gegen ErzieherInnen agiert. In der Übung sympathisiert die eine Fachkräfte-Gruppe mit den Aktionen des Kindes, die andere sucht Argumente dagegen. Beide versuchen sich von ihrer Meinung zu überzeugen, bearbeiten die Thematik tiefgründig, öffnen ihren Blick und erarbeiten Lösungsstrategien aus der Perspektive des Kindes.




Zum Weiterlesen:

Konsultations-KiTas in Niedersachsen