Bildungsbegriff im historischen Rückblick

Der Begriff Bildung hat viele Bedeutungen und kann trotzdem nicht einheitlich definiert werden, denn unter Bildung kann sowohl eine Entwicklung (sich bilden) als auch ein Ergebnis (gebildet sein) verstanden werden.


Ein historischer Rückblick auf den Bildungsbegriff


Ein früher Vertreter des ersten Bildungsgedanken stammt aus der griechischen Antike mit dem Philosophen Platon (427-347 v. Chr.). Insbesondere in seinem Höhlengleichnis finden sich Ansätze und Gedanken, auf denen auch der heutige Bildungsgedanke aufbaut: der Gedanke des Gleichnisses war, dass die freien Griechen sich durch Bildung befreien (mündig werden).

Der deutsche Begriff Bildung wurde  von Meister  Eckhart (1260-1328)  bedeutend geprägt. Im Rahmen der christlichen Imago-Lehre, die Meister Eckhart vertrat, wurde der Begriff Bildung auf Gott bezogen und als Prozess zur Ebenbildlichkeitswerdung Gottes verstanden und benutzt. Demnach hatte der Mensch keinen Einfluss auf die Bildung, denn diese geschieht nach dem Abbild Gottes (Fremdbildung )und wird an ihn herangetragen (keine Selbstbildung). In diesem Zusammenhang heißt Bildung noch Bildwerdung. Dieser eher religios geprägte Bildungsbegriff überdaurte einige Zeit.

Durch  Comenius (1592-1670) wurde der Begriff der Bildung schließlich mit in die Pädagogik eingebracht. Nach dem Deißigjährigen Krieg erhofft sich Comenius eine friedliche Ordnung der Welt und dass Menschen von Kindheit an zu menschlichem Verhalten angeleitet werden. So plädiere er zu einer gewaltfreien Erziehung („omnes omnia omnino“ (lat.), sinngemäß   übersetzt: „Alle Menschen sollen alles lernen dürfen“).

Das im 18. Jahrhundert entstehende neue Menschenbild eines aufgeklärten, in wissenschaftlichen Kategorien denkenden und handelnden Menschen formt auch den Begriff der Bildung um. Es entsteht eine weitere  Prägung  vor allem durch Immanuel Kant (1724-1804), Wilhelm von Humboldt (1767-1835) und Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770 – 1831). Der neue wesentliche Aspekt ist, dass der (aus der eigenen Vernunft begründeten Autonomie) aufgeklärte Mensch sich nicht mehr nach dem Abbild Gottes richten und bilden soll, sondern – ganz im Sinne der Aufklärung – sich selbst bilden und verwirklichen soll. Damit bekommt der Bildungsbegriff im 18. Jahrhundert vor allem die neue Dimension des sich-selber-bildens. Aber auch Johann Heinrich PestalozziPestalozzi||||| Johann Heinrich Pestalozzi`s (1746 - 1827) pädagogisches Ziel war es eine ganzheitliche Volksbildung zu erreichen, und die Menschen in ihrem selbstständigen und kooperativen Wirken in einem demokratischen Gemeinwesen zu stärken. Er legte Wert auf eine harmonische und ganzheitliche Förderung von Kindern in Bezug auf intellektulle, sittlich-religiöse und handwerkliche Fähigkeiten. Grundidee ist dabei, ähnlich wie in der Montessori-Pädagogik, dass die Menschen die Fähigkeit entwickeln, sich selbst zu helfen.   (1746-1827), der vor allem als wichtiger Vertreter der Sozialpädagogik bekannt ist, trug wichtige Gedanken zum Bildungsbegriff bei. 

Nach Humboldt ist das Bedürfnis sich zu bilden im Inneren des Menschen angelegt und müsste nur geweckt werden. Er plädierte dafür Bildung Jedem zugänglich zu machen und arbeitete an einem mehrgliedrigem Schulsystem um dies zu ermöglichen. Beim humboldtschen Bildungsideal ging es jedoch nicht um empirischempirisch|||||Empirie bezeichnet wissenschaftlich durchgeführte Untersuchungen und Erhebung, die gezielt und systematisch im Forschungsfeld oder im Labor durchgeführt werden. Empirische Forschungen können durch verschiedene Methoden praktisch angewendet werden.es Wissen, sondern vor allem um die Ausbildung/Vervollkommnung der Persönlichkeit und das Erlangen von Individualität. 

Es wird deutlich, dass es keinen festen Bildungsbegriff geben kann, da das Bildungsverständnis das jeweilige sich wandelnde Weltverständnis widerspiegelt.

 



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