Das vorliegende Buch bietet einen fundierten Überblick über verschiedene theoretische Hintergründe von Familienberatung im Zeitraum der frühen Kindheit und unterschiedliche ressourcenorientierte Beratungskonzepte werden präsentiert. Der Blick geht auch über Deutschland hinaus, wenn beispielsweise frühkindliche Selbstregulationsprozesse in einer kulturvergleichenden Perspektive betrachtet werden.

 

Darüber hinaus werden die klassischen Problemlagen, die für Familien in der frühen Kindheit relevant sind, diskutiert: Exzessives Schreien, Schlafstörungen sowie Fütterstörungen. Da Familien mit Kindern immer aus mehreren Perspektiven betrachtet werden können, versäumten es die Autoren nicht, mütterliches Wohlbefinden, die Rolle der Väter sowie die Geschwisterbeziehung in jeweils eigenen Beiträgen zu beleuchten. Die Diskussion von Evaluation und empirischer Überprüfung von Beratungen bildet den Abschluss des Buches.

Die facettenreichen Einblicke in systemische Entwicklungsberatung in der frühen Kindheit ist für verschiedene Berufsgruppen von Bedeutung – und auch für Personen ohne entwicklungspsychologische Ausbildung gut verständlich beschrieben. Die Beiträge heben die Bedeutung der frühen Kindheit hervor und ergänzen damit die aktuelle Debatte der frühen Bildung, Betreuung und Erziehung von Kindern unter sechs Jahren mit entwicklungspsychologischen Standpunkten.

 

Systemischer Fokus

 

Der systemische Fokus und die interdisziplinärinterdisziplinär|||||Unter Interdisziplinarität versteht man das Zusammenwirken von verschiedenen Fachdisziplinen. Dies kann auch als „fächerübergreifende Arbeitsweise“ verstanden werden, z.B wenn Psychologen, KinderärztInnen, ErzieherInnen und Lehrende zusammen an einer Fragestellung arbeiten.e Betrachtung tragen dem Rechnung, dass Familien mit Säuglingen und Kleinkindern immer in Kontakt mit unterschiedlichen Einrichtungen sind. Für die Hilfe der Familien ist es notwendig, dass die beteiligten Personen und Einrichtungen über ein ähnliches Wissen verfügen bzw. ein Bewusstsein entwickeln, welche Bedeutung frühen Störungen und Schwierigkeiten im Familiensystem beizumessen ist – und welche Wege es gibt, Familien bei der Bearbeitung der Schwierigkeiten zu unterstützen. Insbesondere für die Vermeidung früher Misshandlung von Kindern ist die Unterstützung von belasteten Familien zentral.

Daher ist dieses Buch für Hebammen, Erzieherinnen in Krippen, Kinderärzte und Personen aus den Jugendämtern ebenso als Grundlagenliteratur zu empfehlen wie auch für Studierende der Psychologie oder bereits praktizierende Beraterinnen und Berater – also für alle Personen, die mit Säuglingen und Kleinkindern sowie deren Familien in Kontakt sind. Die Arbeit in Studiengängen mit verschiedenen Berufsgruppen zeigt, dass hier grundlegendes Wissen oft noch fehlt.

Besonders erfreulich ist an dem von Borke und Eickhorst herausgegebenen Band, dass die Stabübergabe der „alten“ Hasen an die junge Generation von Entwicklungspsychologen und
-psychologinnen gelungen ist, so dass die Thematik Beratung von Familien mit Säuglingen weiterhin fundiert erforscht und praktisch bearbeitet werden wird.

 

Prof. Dr. Julia Schneewind, Fachhochschule Osnabrück,
Studiengang Elementarpädagogik

 

  • Jörn Borke / Andreas Eickhorst: Systemische Entwicklungsberatung in der frühen Kindheit. UTB, 336 S., 23,30 Euro