Anhörung im Ausschuss zur Zukunft des nifbe

Zu einem beeindruckenden Plädoyer für die innovative Grundausrichtung und die Leistungen des nifbe wurde jetzt eine vierstündige ExpertInnen-Anhörung im Ausschuss für Wissenschaft und Kultur des Niedersächsischen Landtages. Nahezu unisono wurde die Verbindung von Forschung, Vernetzung und Transfer als „bundesweit einmalig" und „unbedingt erhaltenswert" beschrieben. In die Kritik gerieten damit die Pläne der Landesregierung zu gravierenden Veränderungen und wohl auch Einsparungen beim nifbe.


Schon im Vorfeld der Ausschusssitzung hatte Ministerin Gabriele Heinen-Kljajic allerdings schon ein Einlenken signalisiert und einen Verzicht auf die Auflösung der Regionalnetzwerke angekündigt. Sie zeigte sich überzeugt, dass die Positionen zwischen Landesregierung und dem nifbe nun „nicht mehr weit auseinander liegen." Dissens gebe es, so nifbe-Institutsdirektorin Prof. Dr. Renate Zimmer, allerdings noch bei der Frage, ob die Forschung in die Universität Osnabrück verlagert wird oder nach wie vor beim nifbe verbleiben und damit auch weiter in Richtung Praxis wirken kann.

 

"Die Marke nifbe nicht beschädigen, sondern erhalten und weiter entwickeln"

In der Anhörung warb Osnabrücks Universitätspräsident Prof. Dr. Wolfgang Lücke in Übereinstimmung mit den Plänen der Landesregierung für eine Verlagerung der nifbe-Forschung in seine Hochschule. Zusammen mit Instituten wie dem „Institut für Migrationsforschung" oder dem „Institut für Islamische Theologie" könnten hier eine starke Profilbildung stattfinden und verstärkt auch „kompetitiv" Drittmittel von der Deutschen Forschungsgemeinschaft oder der EU eingeworben werden. Freimütig räumte er allerdings auch ein, dass der Transfer von Forschungsergebnissen in die Praxis „nicht zum Kerngeschäft der Universität gehört".


Als Präsident der Landeshochschulkonferenz zeigte sich Prof. Dr. Wolfgang-Uwe Friedrich erfreut über die vom Land geplante wettbewerbliche Ausschreibung von Forschungsmitteln für die Frühe Kindheit aus Mitteln des „VW Vorab". Zugleich unterstrich er aber: „Das nifbe sollte als bundesweite Marke nicht beschädigt, sondern erhalten und weiterentwickelt werden."

 

nifbe als "Motor für den Transfer und Plattform für den Austausch"


Direkt aus der Praxis zeigte die Fachberaterin Erika Brahms plastisch den Mehrwert des nifbe auf, der von einer „exzellent gestalteten Internetseite", anwendungsorientierten Publikationen und Fachtagungen bis hin zu breit angelegten Qualifizierungsangeboten zum Beispiel für die Arbeit mit Kindern unter drei Jahren reiche. Besonders hob sie den Ansatz des nifbe heraus, die Fachberatung und Weiterbildung ganz zielgerichtet zu unterstützen: „Das nifbe ist Motor für den Transfer und Plattform für den Austausch von MultiplikatorInnen". Dieser „erfolgreich begonnene Weg darf nicht abgebrochen werden" appellierte Erika Brahms an die Politik.

 

Warnungen vor der Verlagerung der nifbe-Forschung in die Universität


In der Folge beschrieben hochkarätige ExpertInnen noch einmal eindringlich die Vermittlungsleistungen des nifbe von der Forschung in die Praxis und warnten vor einer Verlagerung der Forschung in universitäre Strukturen.


Für den Wissenschaftlichen Beirat des nifbe machte so Prof. Dr. Ursula Carle von der Universität Bremen deutlich, dass Universitäten momentan verstärkt den Blick von der Praxis abwendeten und sich auf Exzellenzforschung und Renommee in der wissenschaftlichen Community konzentrierten. Daher sei es wichtig, dass die Forschung im nifbe bleibe und „gegen den Trend" weiter den Transfer mitdenken könne.


Genauso entschieden argumentierte auch die Direktorin des Staatsinstituts für Frühpädagogik, Dr. Fabienne Becker-Stoll, die auch in der Gutachterkommission der Wissenschaftlichen Kommission Niedersachsens das nifbe bereits zwei Mal evaluiert hatte. Das nifbe besitze mit seiner jetzigen engen Verbindung von Forschung und Transfer „bundesweit ein absolutes Alleinstellungsmerkmal" und dieses gelte es zu erhalten. Sie sprach dem nifbe und insbesondere der Forschung auch „eine beeindruckende Weiterentwicklung" zu und schätzte das nifbe bildungspolitisch „mit kleinen Nachjustierungen als gestaltungsmächtiges Instrument" ein.


Schon im Vorfeld der Anhörung hatte Prof. Dr. Petra Strehmel, die das nifbe seit 2011 wissenschaftlich begleitet, in einer schriftlichen Stellungnahme bekundet: „Mit der Verzahnung von Forschung und Praxis in der Struktur des nifbe ist eine wegweisende Idee entwickelt und in überzeugenden Ansätzen realisiert worden. Der Praxisbezug der Angewandten Forschung ist durch andere Zielsetzungen und Methoden gekennzeichnet als universitäre Strukturen. Daher halte ich eine Rückführung der Forschungsstellen in die universitären Strukturen für nicht zielführend."


Prof. Dr. mult. Fthenakis, Präsident des didacta-Verbandes und gefragter Politikberater, bescheinigte dem nifbe „eine Reihe von innovativen forschungs- und praxisrelevanten Projekten initiiert, eine beeindruckende Zahl von Publikationen vorgelegt und ein System zur Implementation der gewonnen Erkenntnisse vermittelt [zu haben], das für Deutschland einmalig ist." Diese enge Verbindung von Forschung und Anwendung dürfe auch „zukünftig nicht in Frage gestellt werden" und es stehe die „politische wegweisende Entscheidung an, dieses Institut zu erhalten und zu stärken."

 

Appell an die Politik: Richtige Schlüsse aus der Anhörung ziehen!


nifbe-Direktorin Prof. Dr. Renate Zimmer zeigte sich nach der intensiven vierstündigen Anhörung im Ausschuss für Wissenschaft und Kultur „sehr beeindruckt und überaus zufrieden". Nun liege es an der Landesregierung, aus diesen „mehr als eindeutigen Stellungnahmen" auch die richtigen Schlussfolgerungen für die Forschung im nifbe zu ziehen. „Mit der Ankündigung von Ministerin Heinen-Kljajic die Netzwerkstrukturen des nifbe aufrechtzuerhalten, sind wir schon einen großen Schritt weiter gekommen. Nun müssen wir aber auch noch die Praxisausrichtung der Forschung und damit die Grundidee des nifbe retten", so Zimmer.