Unter dem Motto „Brücken bauen“ stand die Praxisforschung zum Übergang im Fokus der 18. Jahrestagung des „Nordverbund Schulbegleitforschung“, die in Kooperation mit der nifbe-Forschungsstelle Begabungsförderung durchgeführt wurde.

solzbacher 150Als Mit-Veranstalterin und nifbe-Forschungsstellenleiterin hob Prof. Dr. Claudia Solzbacher zur Begrüßung heraus, dass „wir heute in durchgängigen Bildungsbiographien denken müssen“ – sei es beim Übergang von der Familie in die Krippe, von der KiTa in die Schule, von der Schule ins Berufsleben oder schließlich beim Übergang in den Ruhestand. Sie erläuterte das Motto der Tagung als „mehrfaches Leitmotiv“, das sowohl für die Brücken zwischen den einzelnen Etappen der Bildungsbiographie wie auch für die Brücken zwischen verschiedenen Professionen und schließlich auch für die Brücken zwischen Wissenschaft und Praxis stehe.

sliwka 150In seinem Grußwort beschrieb nifbe-Geschäftsführer Reinhard Sliwka die verschiedenen Übergänge als „Herausforderungen für den einzelnen wie auch für die Familien oder die aufnehmenden Institutionen“. Damit Übergänge nicht zu Sollbruchstellen werden, müssten diese möglichst fließend gestaltet werden. Im Bezug auf den Übergang von der KiTa in die Grundschule wies er auf das niedersächsische Modellprojekt „Brückenjahr“ sowie auf eine aktuelle Qualifizierungsinitiative des nifbe zu diesem Thema hin. Zentrales Ziel sei es, tragfähige und verbindliche Kooperationsstrukturen zwischen den Institutionen zu entwickeln wie zum Beispiel im Hinblick auf ein abgestimmtes Beobachtungs- und Dokumentationsverfahren zur Förderung der Kinder im letzten Kindergartenjahr. Entscheidend dabei sei die „Zusammenarbeit auf gleicher Augenhöhe“.

"Kontinuität von Diagnose, Beratung und Förderung" ist entscheidend

beutel 150Dies unterstrich auch Prof. Dr. Silvia-Iris Beutel von der TU Dortmund in ihrem Auftaktvortrag anhand des Deutschen Schulpreises. Sie forderte für den Bildungsbereich „ein Denken in Langzeitperspektive“ und die „Kontinuität von Diagnose, Beratung und Förderung“. Sie beschrieb die Übergänge als „permanente Organisationsentwicklungsaufgabe“ und warnte vor einer „Top-Down-Tendenz“ im Bildungssystem. Wichtig seien ein „zumindest konsensuales Verständnis der Lernkultur“ zwischen den abgebenden und aufnehmenden Institutionen und die „konsequente Berücksichtigung der Entwicklungsbedarfe der Kinder“. Ziel müsse die „Stärkung von Erziehung und Beziehung“ sein und grundsätzlich sei Lernen auf die „Entfaltung von Beziehungsfähigkeit“ ausgelegt.

Am Beispiel der „Grundschule Kleine Kielstraße“, die in einem sozialen Brennpunkt Dortmunds liegt und 2006 den Deutschen Schulpreis gewann, zeigte Prof. Dr. Silvia-Iris Beutel, wie der Übergang von der KiTa in die Grundschule „durch eine verbindliche Kooperation mit Förderangeboten“ funktionieren kann. So wird dort beispielsweise acht Monate vor Schulbeginn eine Diagnostische Werkstatt für die KiTa-Kinder durchgeführt, um deren Entwicklungsstand zu testen und Förderpläne zu erstellen, die dann noch in der KiTa umgesetzt würden. Gezielt werden dabei auch die – fast durchweg aus bildungsfernen Schichten stammenden - Eltern über verschiedene Angebote und Ansprachen einbezogen. „Gute Schule braucht die Eltern“ resümierte sie und unterstrich damit den zentralen und oftmals vernachlässigten Stellenwert von Eltern beim Übergang.

In rund einem Dutzend Workshops und Präsentationen konnten die TeilnehmerInnen in der Folge intensiv neueste Praxisforschung zu den Übergängen im Bildungsverlauf kennen lernen und diskutieren. Die nifbe-Forschungsstelle Begabungsförderung  stellte so „Methoden individueller Förderung in der Jahrgangsgemischten Schuleingangsstufe“ oder die „Schulvorbereitung und individuelle Förderung im Übergang von der KiTa in die Grundschule“ vor. Spannende Ansätze zeigte auch Prof. Dr. Ulrike Graf, Ko-Leiterin der nifbe-Forschungsstelle Elementar- und Primarpädagogik, anhand des in Form einer Lernwerkstatt gestalteten „Kinder-Campus-Tages“ für den Übergang von der KiTa in die Grundschule auf.