Brandbrief vom Fachkräfteverband Niedersachsen-Bremen

In Niedersachsen und bundesweit spitzt sich die Personallage so zu, dass im Zuge des Fachkräftemangels in vielen Einrichtungen die Betreuungszeiten der Gruppen eingekürzt, die Anzahl der zu betreuenden Kinder eingeschränkt und stellenweise Gruppen zusammengelegt und andere geschlossen werden. Viele Familien haben keinen Betreuungsplatz, obwohl mittlerweile einige Neubauten von Einrichtungen zu verzeichnen sind. Bestandseinrichtungen sind veraltet, doch das Geld für Modernisierungen fehlt.

Wir vom Kita-Fachkräfteverband stellen fest, dass der Fachkräftemangel ein Versäumnis der Politik ist. Seit mehr als 10 Jahren wird von verschiedenen Akteuren aus der Praxis auf dieses Problem hingewiesen und es wurden entsprechende Maßnahmen gefordert. Nun ist da: Die große Personalkrise in den Einrichtungen. Gleichzeitig stehen wir vor der Problematik der Abwanderung der Fachkräfte in andere Berufe und die Verrentung vieler pädagogischer Fachkräfte. Das Personal wird von rechts nach links geschoben - damit wird versucht die Situation für den Moment zu entschärfen.

Fachkäfteoffensive starten

Es muss dringend eine Fachkräfteoffensive her. Und das ist weit mehr als nur eine Stellschraube, welche nun gedreht werden muss! Städte wie Delmenhorst und Stade greifen nun zur Selbsthilfe, bereits in diesem Jahr wird damit gestartet, die Ausbildung von Erzieher:innen zu vergüten und das aus eigener Tasche! Denn eine Refinazierung, welche durch das NKitaG geregelt ist, gibt es dafür nicht! Gleiche Überlegungen gibt es auch in anderen Städten und Kommunen. Doch diese finanzielle Hürde alleine zu stemmen wird kaum möglich sein. Und hier sehen wir die Verantwortung beim Land Niedersachsen.

Das Land muss dahingehend eine Offensive starten und diese Ausgaben seitens der Kommunen und Städte refinanzieren. Als ersten Schritt begrüßen wir die Ausbildungsvergütung, welche im August 2023 vom Land Niedersachsen starten soll. Doch leider gilt dies nur für die Erstausbildung. Nach unserem Kenntnisstand kann die Erzieherausbildung damit nicht finanziert werden, aber sind es nicht solche, die wir dringend benötigen?

Der Wunsch nach Änderung des Berufsbildungsgesetzes auf Bundesebene, um eine duale Ausbildung möglich zu machen, wird immer lauter. Erschwerend kommt hinzu, dass Fachkräfte aus anderen Ländern hier in Deutschland nur erschwert oder gar keine Anerkennung bekommen. Hier ist eine Entbürokratisierung von Nöten. Bei einer Ausbildungsoffensive darf die Qualität in der Ausbildung nicht leiden, um dem Fachkräftemangel entgegen zu wirken.

Wir benötigen Zeit und Geld für unsere Kitas, um wieder Bildungsarbeit zu leisten, Fachpersonal in entsprechender Qualität auszubilden und bezahlen zu können und nicht länger Verwahranstalten zu sein. Das ganze Konstrukt der frühkindlichen Bildung droht massiv zu kollabieren! Es ist ein Flächenbrand der kaum noch zu löschen ist! Wenn jetzt nicht langfristige Lösungen kommen, dann ist es für uns alle zu spät.

Daher fordern wir von der Politik, dass sie sich mit den Akteuren der frühkindlichen Bildung und Wissenschaft auseinandersetzen und gemeinsam nach Lösungsstrategien gesucht wird. Hierzu sollten die bestehenden Expertisen genutzt werden.

Quelle: Presseinfo Kita-Fachkräfteverband Niedersachsen-Bremen