In Krisenzeiten wie der aktuellen Corona-Pandemie oder dem Zustrom von Flüchtlingen aus Kriegsgebieten ist in den KiTas häufig die konstruktive Kommunikation mit Eltern und im Team gefährdet. Wie sie trotzdem aufrechterhalten werden kann, zeigte jetzt Maren Matthies im Rahmen der kostenlosen nifbe-Vortragsreihe „Demokratiebildung und Partizipation in der KiTa“.

„Wir sind durchgeschüttelt von den aktuellen Ereignissen“ unterstrich die Psychologin und Psychotherapeutin zum Auftakt ihres Vortrags – von Corona mit KiTa-Schließungen, Notbetrieb und einer Vielzahl Verordnungen und von einem Ukraine-Krieg, der nicht nur viele Familien zu uns flüchten lässt, sondern die ganze Welt mit dem Einsatz von Atomwaffen und damit mit dem Dritten Weltkrieg bedroht.

Wie können Fachkräfte in einer solchen Situation, die ebenso beruflich wie privat sehr fordert, in der Kita trotzdem professionell und fachlich souverän agieren und feinfühlig im Kontakt mit Eltern und Kindern bleiben? Wie können sie einen kühlen Kopf bewahren, auch wenn sie erschöpft sind und von Eltern angegangen werden? Als Leitidee zitierte Maren Matthies den Philosophen Karl Jaspers, der gesagt hat: „Beim Kampf mit dem Drachen nicht selbst zum Drachen werden und zugleich die Kraft behalten, den Drachen zu bändigen“.

Selbstkontrolle und Selbstregulation als "Superkräfte"

Als hierfür notwendige „Superkraft“ stellte die Referentin die Selbstkontrolle und Selbstregulation dar, „die wie ein Muskel zu trainieren ist“. Auf dieser Grundlage gelte es die „Dialogkompetenz“ aufrecht zu erhalten – indem ich die Botschaften auf den verschiedenen verbalen und non-verbalen Ebenen höre, mein Gegenüber wahrnehme und spiegele und ihm mit „feinfühliger Responsivität“ begegne. Wichtig sei dabei auch, sich „über meinen Auftrag und die Rolle im Hinblick auf Kinder und Eltern bewusst zu werden“. Dies bedeute auch, „Verantwortung für die Situation zu übernehmen“ und dann mein „Gegenüber in die gemeinsame Verantwortung hineinzunehmen“.

Für konfliktbehaftete Gespräche im Krisenmodus gab die Psychologin und Psychotherapeutin folgende Tipps:
  • Sich innerlich zurücklehnen und antworten „Da muss ich mal drüber nachdenken“
  • Den erwarteten Widerstand vorwegnehmen: „Ich ahne schon, dass Sie nicht begeistert sein werden…“
  • Angemessen Recht geben, denn jede Wahrnehmung hat ihre Berechtigung
  • Das berühmt-berüchtigte „Aber“ ersetzen durch „zugleich“, „gleichzeitig“ oder „andererseits“

Stärkende Momente erkennen und sich vergegenwärtigen

Unter dem Aspekt der Selbstfürsorge und ResilienzResilienz|||||Resilienz kann als "seelische Widerstandsfähigkeit" verstanden werden mit der Fähigkeit Krisen zu meistern und diese als Anlass für Selbstentwicklungen zu nutzen. In der Resilienzförderung geht es speziell darum die Widerstandsfähigkeit von Kindern und Erwachsenen in belasteten und risikobehafteten Lebenssituationen durch schützende Faktoren zu entwicklen, zu ermutigen und zu stärken. Ein verwandter Begriff ist der der Salutogenese.  markierte es Maren Matthies als wichtig, „stärkende Momente in der KiTa zu erkennen und sich zu vergegenwärtigen“. Hilfreich sei es durchaus, Routinen und Automatismen zu entwickeln, um im Alltag nicht ständig neu entscheiden zu müssen – denn das sei besonders kräftezehrend. Und wenn man sich Veränderungen in seinen Abläufen und Interaktionen mit den Kindern und Eltern vornehme, sollten nicht mehr als zwei gleichzeitig umgesetzt und dann mindestens vier bis sechs Wochen durchgehalten werden – denn nur so könnten aus neurobiologischer Sicht aus anstrengend zu begehenden Trampelpfaden bequeme Autobahnen werden.

Abschließend warnte Maren Matthies vor einer Illusion und zu hohen, Kräfte verschleißenden Ansprüchen: „Wir werden nie alle Eltern erreichen können und müssen auch die Grenzen unserer Einflussnahme akzeptieren!“

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Karsten Herrmann