Visionen und Voraussetzungen für die Erzieherin der Zukunft

 

„Die ErzieherIn im Jahre 2020“ stand im Fokus des ersten Workshops der landesweiten nifbe-Expertenrunde „ProfessionalisierungProfessionalisierung|||||Eine Professionalisierung findet im weiteren Sinne statt wenn die Entwicklung einer privat oder ehrenamtlich ausgeübten Tätigkeit zu einem  Beruf wird. Im Rahmen der Professionalisierung werden häufig Qualitätsverbesserungen und Standardisierungen erreicht. Professionalisierung bedeutet auch die Entwicklung eines Berufs zu einer Profession, darunter wird meist ein akademischer Beruf mit hohem Prestige und Anerkennung verstanden.  “. Rund 50 ExpertInnen aus dem Arbeitsfeld der Elementarpädagogik waren an diesem Tage zusammen gekommen, um gemeinsam eine Vision über den Beruf der Erzieherin in zehn Jahren zu entwerfen sowie erste Schritte für deren Realsierung zu diskutieren.


In ihrer Begrüßung zeigte sich die nifbe-Direktorin Prof. Dr. Renate Zimmer „sehr beeindruckt über die hochkarätige und interdisziplinärinterdisziplinär|||||Unter Interdisziplinarität versteht man das Zusammenwirken von verschiedenen Fachdisziplinen. Dies kann auch als „fächerübergreifende Arbeitsweise“ verstanden werden, z.B wenn Psychologen, KinderärztInnen, ErzieherInnen und Lehrende zusammen an einer Fragestellung arbeiten.e Zusammensetzung unserer niedersächsischen Expertenrunde“. Neben VertreterInnen aus der Praxis, Aus- und Weiterbildung, Fachberatung und von Kita-Trägern waren so auch die elementarpädagogischen Hochschulstandorte Emden, Hannover, Hildesheim, Lüneburg, Osnabrück und Vechta jeweils mit ihren ProfessorInnen vertreten.

Großer Verbesserungs- und Reformbedarf
 

„Was brauchen ErzieherInnen an Wissen, Fähigkeiten und Haltung? Welches Aus- und Weiterbildungssystem und welche Rahmenbedingungen sind Voraussetzung für eine konsequente Professionalisierung?“ Anhand dieser von den nifbe-ModeratorInnen Maria Korte-Rüther und Maria Thünemann-Albers vorgestellten Ausgangsfragen wurden in der Expertenrunde nach der Methode der „Zukunftswerkstatt“ zentrale Herausforderungen und Probleme, Visionen und Umsetzungs-Schritte diskutiert und entwickelt. Grundsätzlich zeichnete sich ein großer Verbesserungs- und Reformbedarf im Feld der Elementarpädagogik ab und eine „Diskrepanz zwischen den Arbeitsbedingungen der ErzieherInnen und den wachsenden Anforderungen an sie“.
 

Einig waren sich die ExpertInnen darin, dass die Rahmenbedingungen für die Arbeit der ErzieherInnen – vom BetreuungsschlüsselBetreuungsschlüssel||||| Der Betreuungsschlüssel gibt an wieviele Personen, für die Betreuung anderer Personen zur Verfügung stehen. Es wird meist in dem Format angegen 1:n, um zu verdeutlichen, dass eine Persone für eine bestimmte Anzahl n Personen zuständig ist. Der Betreuungsschlüssel wird auch als Personalschlüssel angegeben, oder im Bereich der Schule, als Klassengröße. Bei Vorgaben zu Betreuungsschlüssel spielen auch die Qualifikationen der betreuuenden Personen  eine Rolle. über Verfügungszeiten bis zu Aufstiegs- und Umstiegsmöglichkeiten - deutlich verbessert und gleichzeitig mit Qualitätsstandards verbunden werden müssten. Richtungsweisend seien hier die UN-Kinderrechtskonvention und die Lissabon-Strategie für den Elementarbereich.
 

Als vordringlich für eine weitere Professionalisierung kristallisierte sich in den Arbeitsgruppen auch die Forderung nach einer „konzertierten und systematischen Qualifizierungs-Offensive“ sowohl für ErzieherInnen wie auch für AusbildnerInnen in Niedersachsen heraus. Unabdingbar sei es dabei „Qualitätsstandards“ für Fort- und Weiterbildungen zu definieren und insgesamt „mehr Transparenz“ in diesem Feld herzustellen.
 

Ein weiteres zentrales Thema der Arbeitsgruppen war die „Verzahnung und vertikale Durchlässigkeit“ von elementarpädagogischer Ausbildung, Weiterbildung und Studium. Als notwendig erachteten die ExpertInnen hierbei die „Definition von Basiskompetenzen“ und eine „gemeinsame Didaktik“. Über ein System von „Credit Points“ könnten die bisher geringen Anschluss- und Aufstiegschancen von ErzieherInnen vergrößert und das lebenslange Lernen gefördert werden. Als wünschenswert wurde in diesem Kontext auch ein „gemeinsamer Bildungsplan“ für KiTa und Grundschule sowie eine „gemeinsame Ausbildung“ von elementar- und primarpädagogischen Fachkräften angesehen.
 

Auf vielen verschiedenen Ebenen verdeutlichte sich der starke Bedarf nach einem besseren und intensiveren Austausch im Feld der Elementarpädagogik – so zwischen Forschung und Praxis, Ausbildung und Praxis oder auch Ausbildung und Weiterbildung. Als ausdrückliche Erwartungen an das nifbe wurden die „qualitative Vernetzung des elementarpädagogischen Arbeitsfeldes in Niedersachsen“ sowie der „systematische moderierte Austausch“ formuliert. Zudem solle „unter dem nifbe-Dach“ in den nächsten Monaten die „gemeinsame Vision und Position für das Arbeitsfeld Elementarpädagogik“ weiter entwickelt werden. In einem ersten Schritt werden nun zunächst „10 Thesen für eine aktive Professionalisierung“ ausformuliert, um ihre Umsetzung dann mit Politik und Verbänden zu diskutieren.

Vision der Erzieherin 2020
 

Auf diesem Weg soll die in der Expertenrunde entwickelte Vision für die Erzieherin im Jahr 2020 Schritt für Schritt Gestalt annehmen: Die Vision einer Erzieherin, die Ihren in der Gesellschaft mittlerweile hoch angesehenen und besser bezahlten Beruf aus Berufung und nach einer Eignungsprüfung ergreift und die in Ausbildung oder Studium neben dem wissenschaftlich fundierten Fachwissen auch eine hohe praktische Handlungs- und Gestaltungskompetenz erworben hat. Forschung und Praxis werden dabei nicht mehr als Gegensätze begriffen, sondern fließen in einer „forschenden Praxis“ zusammen und befruchten sich gegenseitig. Unter entscheidend verbesserten Rahmenbedingungen begleitet und fördert die Erzieherin die Kinder in Krippe und KiTa individuell und sorgt in einer „Erziehungspartnerschaft“ mit den Eltern für die optimale Gestaltung ihrer ersten Jahre.


In einem durchlässigen und systematisch verzahnten System der Aus- und Weiterbildung sowie des Studiums bieten sich der lebenslang lernenden ErzieherIn 2020 zukünftig zahlreiche Möglichkeiten des beruflichen Aufstiegs und auch der Mobilität in Europa. Doch da Niedersachsen inzwischen ein Vorzeigeland für die Erforschung und Umsetzung der frühkindlichen Bildung und Entwicklung geworden ist – unter anderem durch die Einrichtung von zehn „Qualifizierungszentren“ in der Fläche und einem zentralen Informations- und Kommunikations-Portal für ErzieherInnen im Internet - zieht es nur wenige in die Ferne.

Im Rahmen des nifbe-Modellprojektes „Professionalisierung“ treffen sich die niedersächsischen ExpertInnen in verschiedenen Konstellationen und Veranstaltungsformaten mehrmals im Jahr. Die Expertenrunde „Professionalisierung“ wird im Jahr 2011 mit einem weiteren Workshop fortgesetzt.

nifbe-Modellprojekt "Professionalisierung"

Positionspapier "Professionalisierung"


Dokumentation - folgt in Kürze