Aktiv gegen den Fachkräftemangel in den Kitas und in der Sozialen Arbeit

Bis 2025 werden in den Kindertageseinrichtungen bis zu 600.000 neue Fachkräfte insbesondere Erzieher*innen gebraucht. Mehr als 170.000 Kolleg*innen werden aus dem Arbeitsleben ausscheiden. Diese Zahl kann gerade so durch Absolvent*innen der Fachschulen für Sozialpädagogik gedeckt werden. Der Ausbau der öffentlich verantworteten Bildung, Erziehung und Betreuung der Kinder und die Verbesserung der Qualität der Kindertageseinrichtungen durch die Anhebung der Personalschlüssel bedeutet einen jährlichen Mehrbedarf von mehr als 70.000 Fachkräften.

Bislang nicht berechnet wurde der steigende Bedarf für die übrige Soziale Arbeit und für den geplanten Rechtsanspruch auf ganztägige Bildung der Kinder über sechs Jahren. Die Zahl der Beschäftigten in den Kindertageseinrichtungen wächst durch den Platzausbau seit 2006 jährlich um 4 bis 6 Prozent. Den Fachschulen ist zwar ein Ausbau der Ausbildungskapazitäten gelungen, doch dieser deckt weder die aktuelle noch die zukünftige Nachfrage nach Fachkräften. Daher verschärft sich seit Jahren der eklatante Fachkräftemangel. Dieser zeigt sich inzwischen dadurch, dass Gruppen geschlossen und neue Kitas nicht eröffnet werden.

Die Länder betreiben variantenreiche Flickschusterei

Statt auf den Fachkräftebedarf mit einer Verbesserung der Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen zu reagieren, lockern die Länder die Vorgaben für das Personal in Kitas, installieren Anlern-Kurse und entwickeln Ausbildungen, die den fachlichen Ansprüchen nicht gerecht werden. und deren Absolvent*innen keine Entlastung für das bisherige, gut ausgebildete Personal darstellen. Es ist zu befürchten, dass es zu weiteren Abwanderungsbewegungen der Fachkräfte aus dem Arbeitsfeld Kita kommen wird.

Daher ist es dringend notwendig, die Arbeitsbedingungen in den Kitas zu verbessern. Kleinere Gruppen, Vor- und Nachbereitungszeiten müssen Standard werden.

Außerdem muss die Ausbildung zur Erzieher*in attraktiver werden und den hohen fachlichen Anforderungen entsprechen. Länderspezifische Kleinlösungen darf es nicht mehr geben! Es ist an der Zeit die Ausbildung bei Erhalt bzw. Steigerung des derzeitigen Qualifikationsniveaus transparent und deutschlandweit mit den gleichen Standards weiterzuentwickeln.

Bund, Länder, Kommunen und freie und private Kita-Träger müssen ihrer Verantwortung für die Ausbildung von fachlichem Nachwuchs für die Kitas und die gesamte Soziale Arbeit gerecht werden. Dazu muss das gesamte Ausbildungssystem in den Blick genommen werden, d.h. auch die Ausbildung von Lehrer*innen für die Berufsfach- und Fachschulen und der Hochschulen sowie die Umschulung von Kolleg*innen aus anderen Branchen.

ver.di fordert, die wichtigsten 10 Punkte zum Ausbau der sozialpädagogischen Ausbildung sofort flächendeckend zu realisieren:
  • Stärkung des Lernortes Praxis, Kapazitäten für die Anleitung der Berufsfach- und Fachschüler*innen, finanzielle Unterstützung der Träger für die Begleitung der Ausbildung, bessere Verzahnung der Lernorte Berufsfachschule/ Fachschule und den sozialpädagogischen Praxiseinrichtungen,
  • Ausbildungsvergütung für Berufsfach- und Fachschüler*innen, Abschaffung des Schulgeldes,
  • Unterstützung und Begleitung der Einmündungsphase von Berufsanfänger*innen in das Arbeitsfeld Kita,
  • Weiterqualifizierung vorhandener Fach- und Assistenzkräfte (Kinderpfleger*innen und Sozialassistent*innen zu Erzieher*innen), um Aufstiege zu ermöglichen,
  • Ausbau der Berufsfach- und Fachschulkapazitäten bei Gewährleistung der Rahmenvereinbarungen der KultusministerkonferenzKultusministerkonferenz|||||Die KMK  ist die ständige Konferenz der Länder in der BRD, wurde 1948 gegründet und ging aus der "Konferenz der deutschen Erziehungsminister" hervor. Sie basiert auf dem freiwilligen Zusammenschluss der zuständigen Minister/Senatoren der Länder für Bildung, Erziehung und Forschung. Da nach dem Grundgesetzt und sog." Kulturhoheit der Länder" die Zuständigkeiten für das Bildungswesen bei den einzelnen Ländern liegt, behandelt die KMK Angelegenheiten von  überregionaler Bedeutung mit dem Ziel einer "gemeinsamen Meinungs- und Willensbildung, sowie der Vertretung gemeinsamer Anliegen".  (KMK),
  • von der Bundesagentur für Arbeit finanzierte Umschulungen zur Erzieher*in für Beschäftigte aus anderen Branchen,
  • Ausbau der Kapazitäten in den Studiengängen Soziale Arbeit und Kindheitspädagogik, sowohl in den Bachelor- als auch Masterstudiengängen,
  • Gewinnung und Qualifizierung von Lehrkräften, z.B. durch akademisch gebildete Praktiker*innen (z.B. Fachberater*innen, Fortbildner*innen),
  • Ausbau der Kapazitäten und Eröffnung neuer Standorte an den Universitäten für das Lehramt an berufsbildenden Schulen / Sozialpädagogik,
  • Promotionsprogramme zur Gewinnung professoralen Nachwuchses für die o.g. Studiengänge.

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Quelle: ver.di