Fachtag Fachberatung macht professionelles Handeln sichtbar


Noch immer erscheint die Fachberatung mit ihren ganz unterschiedlichen Aufgabenbereichen und Ausrichtungen oftmals wie eine undurchsichtige Blackbox. Doch was tun FachberaterInnen tatsächlich in ihrer alltäglichen Berufspraxis und wie kann ihr professionelles Handeln sichtbar und transparent gemacht werden? Diese Frage stand im Fokus des vierten und mit 100 TeilnehmerInnen ausgebuchten „Fachtags Fachberatung“ auf der didacta in Köln, den das nifbe in Kooperation mit ver.di und der Bundesarbeitsgemeinschaft Bildung und Erziehung in der Kindheit (BAG BEK) durchführte.

bettina 175Zur Begrüßung unterstrich nifbe-Geschäftsführerin Bettina Lamm die zentrale Rolle der Fachberatung für das Feld der Frühkindlichen Bildung, Erziehung und Betreuung sowie seine Qualitätsentwicklung: „FachberaterInnen sind die Schnittstellen zwischen den verschiedenen Ebenen des Systems und Katalysatoren für die Professionalisierung“ sagte sie. Entsprechend bildeten sie auch eine zentrale Zielgruppe für das nifbe: „Seit vielen Jahren begleiten wir die niedersächsischen FachberaterInnen bei der Entwicklung eines gemeinsamen Professionsverständnisses, unterstützen sie durch Fachtagungen, Workshops und Publikationen und stärken ihre Vernetzung“ so Bettina Lamm.

elke 175In Ihrem Hauptvortrag ging ver.di-Referentin und BAG-BEK-Vorstandsmitglied Elke Alsago vom Bild der „Blackbox“ als einem geschlossenen System aus, bei dem man nicht ganz versteht, was im Inneren eigentlich passiert. „Doch was nicht verstanden wird“, so Alsago, „wird nicht wahrgenommen und nicht gehört“. Daher sei es wichtig, die Blackbox zu öffnen und das Innenleben sichtbar und transparent zu machen.

In der Folge beleuchtete Elke Alsago die für die Fachberatung entscheidenden „Aushandlungsarenen“ des Staates, der Öffentlichkeit und des Arbeitsplatzes. Auf staatlich-rechtlicher Seite gebe es auf Bundes- und Landesebene derzeit kaum verbindliche Regelungen zu Inhalten und Finanzierung der Fachberatung und ebenso keine Ausbildungsverordnung. Dies spiegele sich in teilweise sehr willkürlichen oder gänzlich fehlenden Arbeitsplatzbeschreibungen in der Praxis wieder.

In diesem Sinne forderte Elke Alsago mehr Verbindlichkeit und Transparenz für die Zuständigkeit der Fachberatung sowie die entsprechenden Rahmenbedingungen. „Der Staat muss die Fachberatung mit einem eindeutigen Mandat ausstatten, sie rechtlich verankern und verbindlich finanzieren“ sagte sie.

Sich Stimme nehmen und geben

Aus der Blackbox müsse Fachberatung in das Licht der Öffentlichkeit rücken. In Anlehnung an Shakespeares Bühnenkonzept unterschied Elke Alsago hier eine „Vorderbühne“, auf der sich die tägliche Arbeit der FachberaterInnen unter dem Fokus KiTa abspiele, eine „Hinterbühne“ als Gesamtkontext mit entsprechenden (Träger-) Abhängigkeiten sowie eine „Oberbühne“, auf der die fachberatungsbezogene Reflexion, das eigene Professionsverständnis und die Qualitätsansprüche angesiedelt seien. Auf diesen Bühnen müsse Fachberatung ihre Stimme erheben („The voice“) und den Willen zur Realisierung und Durchsetzung zeigen.

Elke Alsago konstatierte, dass Fachberatung sich in den vergangenen Jahren auf verschiedenen Ebenen im Aufbruch befinde und anfange sich landes- und bundesweit zu vernetzen und zu organisieren. Im Rahmen der bundesweiten AG Fachberatung der BAG-BEK ist so seit dem Frühjahr letzten Jahres auch ein Entwurf für ein Positionspapier der Fachberatung entstanden und schon durch diverse feedback-Schleifen gegangen. Definiert wird Fachberatung hier als „eine personenbezogene strukturentwickelnde soziale Dienstleistung im Rahmen der Kinder- und Jugendhilfe. Sie ist ein eigenständiges Handlungsfeld im Unterstützungssystem der öffentlich verantworteten Erziehung, Bildung und Betreuung von Kindern. Sie wirkt qualitätsentwickelnd und qualitätssichernd (vgl. Karsten 1996) auf der Basis der im Folgenden beschriebenen Grundsätze beruflichen Handelns.“

Positionspapier im Entwurf

Mit dem Positionspapier, so Elke Alsago, soll die professionelle Arbeit der Fachberatung mit ihren typischen Handlungsformen und (Qualitäts-) Ansprüchen sichtbar gemacht werden. Darüber hinaus werden hier aber auch die AdressatInnen und die Grundsätze beruflichen Handelns ausgeführt sowie Perspektiven aufgezeigt.

Im Rahmen der didacta-Tagung wurde in fünf Arbeitsgruppen unter der Moderation von Petra Beitzel, Jule Marx, Maria Korte, Gerlinde Schmidt-Hood und Franziska Schubert-Suffrian folgendes Spektrum der Handlungsformen und -inhalte miteinander reflektiert:
  • Wissens- und Kompetenzerweiterung der FachberaterInnen
  • Information
  • Beratung und Begleitung
  • Fort – und Weiterbildung
  • Arrangieren: initiieren, konzeptionieren, organisieren und begleiten

PanoramaIn den engagierten Diskussionen der aus dem gesamten Bundesgebiet angereisten FachberaterInnen wie auch einiger MinisteriumsvertreterInnen standen dabei folgende Fragestellungen im Fokus:
  • „Was klappt gut?“
  • „Wo gibt es noch Herausforderungen“
  • „Was muss noch passieren?“

Über die Arbeitsgruppen hinweg wurden insbesondere die „Vernetzung“, das „Vertrauen“ und das „Engagement“ im Feld der Fachberatung als schon sehr gut entwickelt eingeschätzt. Große Herausforderungen sahen die DiskutantInnen insbesondere im Hinblick auf „Zeit“ und „Ressourcen“ oder auch in Richtung der „Auftragsklärung“.

Leistungsgerechte Bezahlung erkämpfen

Im Hinblick auf das, was noch passieren muss, hob Elke Alsago im Resümee heraus, dass FachberaterInnen sich auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene verstärkt eine „Stimme nehmen und geben“ und sich weiter vernetzen und organisieren sollten. Dies sei ebenso für eine verbindliche Verankerung und Finanzierung der Fachberatung durch die Gesetzgebung wie auch im Hinblick auf eine leistungsgerechte Bezahlung notwendig. Hier plädierte Elke Alsago entsprechend einer wissenschaftsbasierten Tätigkeit der Fachberatung auf mindestens DQR 7-Level für eine Eingruppierung zwischen E 11 und E 13 und damit für ein „neues Tarifgefüge“ für diesen sozialen Beruf.

Abschließend lud nifbe-Koordinatorin und BAG-BEK-Vorstand Maria Korte die TeilnehmerInnen zu der gemeinsam von der BAG-BEK, dem Deutschen Verein, nifbe und ver.di veranstalteten Fachberatungs-Kongress am 21. Und 22. Mai in Kassel ein. Hier soll das Positionspapier der BAG-BEK abschließend diskutiert und zur Veröffentlichung vorbereitet werden.


Download PowerPoint Elke Alsago

Karsten Herrmann