Jede fünfte Familie mit einem ein- oder zweijährigen Kind gibt in Westdeutschland an, dass ihr Kind derzeit nicht institutionell betreut wird, obwohl Bedarf besteht. In Ostdeutschland trifft das auf 12 Prozent dieser Familien zu. Damit suchen in Westdeutschland ungefähr 245.000 und in Ostdeutschland etwa 35.000 Eltern vergebens einen Betreuungsplatz für ihr Kind. Große Lücken zwischen Nachfrage und Angebot existieren aber auch bei der Betreuung von Schulkindern.


Immer mehr Kinder in Deutschland nutzen ein Angebot der Kindertagesbetreuung. So hat sich die Anzahl betreuter unter Dreijähriger seit dem Jahr 2006 mehr als verdoppelt. Doch obwohl sich Angebot und Nachfrage von Betreuungsplätzen immer weiter annähern, erfüllt sich der Wunsch nach einem Platz nicht für alle Eltern. Und auch für Eltern, die bereits einen Betreuungsplatz haben, ist das Angebot nicht immer ausreichend. Das zeigt die DJI-Kinderbetreuungsstudie (KiBS) des Deutschen Jugendinstituts (DJI), bei der im Jahr 2017 etwa 37.000 Eltern von Kindern unter 15 Jahren befragt wurden.

Die soeben erschienenen differenzierten Analysen der Elternbefragung zeigen, inwiefern das Betreuungsangebot dem Bedarf der Eltern entspricht. Die größte Lücke zwischen Nachfrage und Angebot existiert demnach im Bereich der frühkindlichen Betreuung – mit regionalen Unterschieden. So gibt in Westdeutschland jede fünfte befragte Familie mit einem ein- oder zweijährigen Kind an, dass ihr Kind derzeit nicht institutionell betreut werde, obwohl ein Bedarf bestehe. In Ostdeutschland trifft das auf 12 Prozent dieser Familien zu. Damit suchen in Westdeutschland ungefähr 245.000 und in Ostdeutschland etwa 35.000 Eltern vergebens einen Betreuungsplatz für ihr Kind.

 

Bundesweit Bedarf an 200.000 weiteren Plätzen

Bei Kindern im Kindergartenalter (U6-Kinder) ist die Versorgung mit Betreuungsplätzen bislang noch gut. Deutschlandweit nutzen nur fünf Prozent dieser Kinder (130.000 bis 150.000 Kinder) kein Betreuungsangebot, ungefähr 60.000 dieser Familien hätten gerne einen Betreuungsplatz. „Wegen des Geburtenanstiegs könnten aber auch in dieser Alterskohorte bald mehr Plätze fehlen“, warnt Dr. Christian Alt, Leiter der DJI-Kinderbetreuungsstudie. Zudem geben 9 Prozent der Eltern von Grundschulkindern in Westdeutschland an, trotz ihres Bedarfs keinen Betreuungsplatz zu haben. In Ostdeutschland betrifft das 3 Prozent der Familien. Demnach gibt es bundesweit einen Bedarf in Höhe von etwa 200.000 Plätzen. Wenngleich der Wunsch nach einer institutionellen Betreuung für Kinder nach Abschluss der Grundschule seltener wird, gibt es auch in der sogenannten Sekundarstufe I einen ungedeckten Betreuungsbedarf (9 Prozent Westdeutschland, 12 Prozent Ostdeutschland).

Den Ergebnissen der Studie zufolge müssten in Westdeutschland für alle Altersgruppen vor allem Plätze geschaffen werden, die die Zeit bis zum frühen Nachmittag abdecken, sogenannte (erweiterte) Halbtagsplätze. In Ostdeutschland wird hingegen überwiegend eine ganztägige Betreuung nachgefragt.

Ein Bedarf ist aber nicht allein durch die Inanspruchnahme eines Betreuungsplatzes gedeckt. „Einige Eltern, die für ihr Kind bereits einen Betreuungsplatz haben, benötigen deutlich längere Betreuungszeiten als sie derzeit nutzen“, sagt Alt. Dies gilt insbesondere, wenn der Bedarf (auch) außerhalb der Zeit von 8 bis 17 Uhr liegt. 22 Prozent der Eltern von Kindern im Krippenalter und 17 Prozent der Eltern von Kindergartenkindern, die einen Bedarf an solchen Betreuungszeiten haben, benötigen einen Betreuungsumfang, der um mehr als fünf Stunden pro Woche über dem genutzten Umfang liegt.

Diese und weitere differenzierte Analysen der DJI-Kinderbetreuungsstudie (KiBS) sind im DJI-Kinderbetreuungsreport 2018 neu erschienen. Erste zentrale Ergebnisse der Elternbefragung, die das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) finanziert, erscheinen regelmäßig in der Broschüre „Kindertagesbetreuung kompakt“.
Quelle: Presseinfo DJI