Die Kinderarmut in Deutschland konnte trotz politischer Absichtserklärungen und vielfältiger Maßnahmen bisher nicht nachhaltig reduziert werden – zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Analyse des Bundesjugendkuratoriums (BJK). Das Gremium berät die Bundesregierung in grundsätzlichen Fragen der Kinder- und Jugendhilfe.

„Armut in einem reichen Land wie der Bundesrepublik Deutschland verletzt nicht nur die Rechte der betroffenen Kinder auf einen ihrer Entwicklung angemessenen Lebensstandard. Auch ihre Chancen, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen und ihre Möglichkeiten sich zu entfalten, sind nachhaltig eingeschränkt. Daher muss die Armutsbekämpfung oberste politische Priorität erhalten“, erklärte BJK-Vorsitzende Dr. Claudia Lücking-Michel. Die bisherigen Maßnahmen zur Armutsbekämpfung, so Lücking-Michel weiter, seien noch nicht weitreichend genug.


Das BJK empfiehlt in seinem Positionspapier auch steuer- und arbeitsmarktpolitische Maßnahmen, um die Kinderarmut wirksam zu reduzieren. So sei die Integration von Müttern und Vätern in den Arbeitsmarkt ein wichtiger Schritt zur Vermeidung von Kinderarmut. Dabei sieht das BJK das steuerpolitische Instrument des Ehegattensplittings als eher hinderlich an und fordert deshalb eine Individualbesteuerung. Desweiteren tritt sie für eine eigenständige, vom Erwerbsstatus der Eltern unabhängige und am Bedarf der Kinder orientierte Grundsicherung ein.

Bildungschancen erhöhen
 

Eine zentrale Rolle in der Armutsbekämpfung nimmt im BJK-Positionspapier auch die  nachhaltige Förderung von benachteiligten Kindern und Familien durch Infrastruktur- und Bildungsangebote ein. So plädiert es für den „konsequenten Ausbau von Angeboten und Einrichtungen der frühkindlichen Bildung, Erziehung und Betreuung“ und für „die konsequente Weiterentwicklung dieses Systems zur Elementarstufe des Bildungswesens.“ Hierdurch könnten Bildungschancen von Kindern insbesondere aus sozial benachteiligten Familien und Familien mit Migrationsgeschichte erhöht und die „Vererbung“ von „Bildungsbenachteiligungen“ reduziert werden.

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