Aktuelle Entwicklungen praxisintegrierter und berufsbegleitender Erzieher/innenausbildungen


Die Diskussionen um vergütete Ausbildungsmodelle nehmen in den Ländern und auch auf Bundesebene weiter zu. Dies zeigt sich u.a. in der zunehmenden Anzahl an Fachveranstaltungen, den politischen Debatten und Initiativen von Trägern, Fachschulen sowie weiterer Akteur/innen.

Dabei stellt sich die Frage: Wie sehen die Entwicklungen derzeit konkret aus? Welche Daten gibt es, aus denen Rückschlüsse über die Bedeutung praxisintegrierter und berufsbegleitender Erzieher/innenausbildungen gezogen werden können? Welche ggf. bedeutsamen Weichenstellungen wurden getroffen?
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Die Koordinationsstelle Chance Quereinstieg hat die Daten zur Erzieher/innenausbildung für das Schuljahr 2016/17 und 2013/14 der Statistischen Landesämter im Vergleich ausgewertet. Im Folgenden wird auszugsweise ein Blick auf Entwicklungen in den Ländern gerichtet, in denen praxisintegrierte oder berufsbegleitende Ausbildungen mit einer Dauer von in der Regel drei Jahren auch für Personen ohne fachnahe berufliche Vorbildung möglich sind, denn diese Modelle sind insbesondere für Menschen mit Berufs- und Lebenserfahrung interessant, die einen beruflichen Neustart anstreben, sowie für Personen mit Hochschulreife.

Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen
  • Die Fachschüler/innen der Praxisintegrierten Ausbildung (PiA) in Baden-Württemberg hatten 2016/17 bereits einen Anteil von 35,5 % an allen Fachschüler/innen in der Erzieher/innenausbildung. Dies ist ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu 2013/14 wo der Anteil noch bei 19,9 % lag. In Nordrhein-Westfalen beträgt der PiA-Anteil mittlerweile 13,3 % gegenüber 7,3 % drei Jahre zuvor.


Berlin und Brandenburg
  • In der berufsbegleitenden Ausbildung in Berlin belief sich der Anteil auf 39,1%, dies entspricht einer weiteren Steigerung gegenüber 2013/14 (32,6 %). In Brandenburg waren die Anteile mit 27,1 % und 23,1 % im gleichen Ausbildungsmodell geringer, aber auch hier ist eine weitere leichte Steigerung zu verzeichnen.

  • Hamburg
In Hamburg waren 2016/17 26,6 % aller Fachschüler/innen in der berufsbegleitenden Weiterbildung, dies ist eine erhebliche Steigerung gegenüber 2013/14 mit 15,4 %.
 
 
Rheinland-Pfalz
  • Im bisherigen Schulversuch Berufsbegleitende Teilzeitausbildung in Rheinland-Pfalz, der laut dem Ministerium für Bildung im Schuljahr 2018/19 als reguläres Ausbildungsmodell angeboten werden soll, ist der Anteil aller in Ausbildung befindlichen Fachschüler/innen im untersuchten Zeitraum von 9,3 % auf 23,2 % gestiegen.

Bayern
  • Seit dem Schuljahr 2016/17 wird im Rahmen des Schulversuchs „Erzieherausbildung mit optimierten Praxisphasen (OptiPrax)“ in Bayern die Möglichkeit angeboten die Ausbildung mit Ausbildungsvergütung zu absolvieren. Im Modellversuch gibt es drei unterschiedliche Varianten für verschiedene Zielgruppen. Die aktuellen Daten für das Schuljahr 2017/18 weisen bereits einen Anteil von 11,9 % OptiPrax Fachschüler/innen aus.

Bremen
  • Erwähnenswert ist ebenfalls, dass Bremen die PiA im Schuljahr 2017/18 als Schulversuch an einem Standort eingeführt hat. Das Besondere dabei ist, dass das Land Bremen die Vergütung der Fachschüler/innen komplett finanziert und keine Anrechnung auf den Personalschlüssel erfolgt.

Schleswig-Holstein
  • In Schleswig-Holstein besteht seit 2017 für die Fachschulen die Möglichkeit die PiA anzubieten. In Folge des ESF-Bundesmodellprogramms „Quereinstieg – Männer und Frauen in Kitas“ wurde am BBZ Mölln in Kooperation mit dem Träger „Kinderwege“ aus Lübeck im Schuljahr 2018/19 ein weiterer Jahrgang realisiert. Die Finanzierung setzt sich dort aus Landesgeldern und Eigenanteilen der Träger zusammen. Es gibt zudem Bestrebungen in einzelnen Kommunen (z.B. in Norderstedt) die vergütete Variante zukünftig anbieten zu können.

Hessen
Zusätzlich fanden an zwei hessischen Standorten des ESF-Bundesmodellprogramms „Quereinstieg – Männer und Frauen in Kitas“ im Schuljahr 2018/19 Verstetigungen statt. In Wiesbaden und Frankfurt am Main startete jeweils ein weiterer Jahrgang mit Mindestvorgaben an die Vergütungshöhe.

 

Tarifabschluss für praxisintegrierte Ausbildungsformen

Diese vergüteten Ausbildungswege tragen dazu bei, dass die Gewinnung zusätzlicher Zielgruppen gelingt und sich eine heterogenere Schüler/innenschaft in der Erzieher/innenausbildung entwickelt. Zu beobachten ist zukünftig in wie weit auch der Tarifabschluss des öffentlichen Dienstes einen weiteren Beitrag zum Ansteigen der praxisintegrierten Ausbildungsformen (PiA und OptiPrax) leisten wird. Durch die Aufnahme der praxisintegrierten Erzieher/innenausbildung in den Tarifvertrag für Auszubildende im öffentlichen Dienst (TVAöD) – Besonderer Teil Pflege sind die Bedingungen für die Fachschüler/innen hinsichtlich Vergütung, Urlaubsanspruch etc. verbessert worden. Interessant wird sein, ob die freien Träger sich ebenfalls an diesem Tarifabschluss orientieren werden.

Diese Entwicklungen zeigen, dass die vergüteten Formen der Erzieher/innenausbildung (praxisintegriert oder berufsbegleitend) sich zunehmend zu einem relevanten Baustein in der Gewinnung von zukünftigen pädagogischen Fachkräften neben der Vollzeitausbildung etablieren.
 
Übernahme des Beitrags mit freundlicher Genehmigung von
"Chance Quereinstieg"