Vor der Geburt ihres Kindes zeigen Mütter sich noch sehr optimistisch, die neue Herausforderung ohne größere Schwierigkeiten meistern zu können. Nach der Geburt fühlen sich jedoch viele manchmal unsicher, was ihr Kind braucht, ihnen “fällt die Decke auf den Kopf“ und sie sind zuweilen überfordert.

Dies sind kurz zusammen gefasst die Ergebnisse einer wissenschaftlichen Erhebung des vom nifbe geförderten Osnabrücker Modellprojekts „Fit für den Start“, die jetzt in einer „Halbzeitbilanz“ in der nifbe-Forschungsstelle Entwicklung, Lernen und Kultur vorgestellt wurden. Die Ergebnisse zeigten, so Prof. Heidi Keller und Dr. Monika Abels, dass der Übergang zur Elternschaft intensiver und auf kultursensitive Weise begleitet werden müsse.

Präventiver Ansatz


Genau hier setzt das Konzept von Fit für den Start an: In einem bereits während der zweiten Schwangerschaftshälfte beginnenden Informations- und Erfahrungs-Kurs sollen erstmals werdende Eltern auf ihre zukünftige Rolle vorbereitet werden. Die in einem interdisziplinärinterdisziplinär|||||Unter Interdisziplinarität versteht man das Zusammenwirken von verschiedenen Fachdisziplinen. Dies kann auch als „fächerübergreifende Arbeitsweise“ verstanden werden, z.B wenn Psychologen, KinderärztInnen, ErzieherInnen und Lehrende zusammen an einer Fragestellung arbeiten.en Team entwickelten Kursinhalte reichen dabei von Mutterschutz und Kindergeld über die Erziehung, Ernährung und Entwicklung des Kindes bis zu einer Vernetzung und Unterstützung der Eltern untereinander. Nach der Ausbildung von 17 Kursleiterinnen sind jetzt in Osnabrück und Wallenhorst die ersten Pilotkurse gestartet, in denen, so Monika Abels, „die in der wissenschaftlichen Erhebung deutlich gewordenen Bedürfnisse der Eltern auch zielgerichtet bedient werden sollen.“ Dabei sollen auch zielgruppenspezifische Kurse wie z.B. in Kürze für türkische Eltern angeboten werden.
Initiiert worden ist die Idee zu dem Kurs aus der Praxis durch die Gynäkologin Dr. Ursula Hoffmann und die Hebamme Karin Twietmeyer. Sie sind auch der Garant für eine Vernetzung mit den Gynäkologen und Hebammen vor Ort, die Schwangere frühzeitig über das Kursangebot informieren können. Durchgeführt wird das Projekt in einer Kooperation der Katholischen Familienstätte mit der Universität Osnabrück in Trägerschaft der Katholischen Erwachsenenbildung. Die Kurse selber werden von verschiedenen Erwachsenen- und Familienbildungs-Institutionen angeboten

Idealtypische Aufstellung

Nifbe-Geschäftsführer Reinhard Sliwka wies auf die auch überregionale Relevanz dieses Modellprojektes hin, „das mit seinem gezielt präventivem Ansatz die Eltern vor Überforderung und damit die Kinder letztlich auch vor Vernachlässigung schützen kann“. Aus Sicht des nifbe sei „Fit für den Start“ mit seinem interdisziplinären Ansatz, seiner breiten Kooperationsbasis und intensiven Vernetzung vor Ort „geradezu idealtypisch aufgestellt“. Er zeigte sich davon überzeugt, dass dieses „Osnabrücker Modell der Elternbildung auch niedersachsenweit Schule machen kann.“
Der innovative und erfolgversprechende Ansatz von „Fit für den Start“ hat mittlerweile auch die Wirtschaft überzeugt: So wird das Projekt von der „Stahlstiftung Georgsmarienhütte“ mit 10.000 Euro unterstützt und mit weiteren Firmen wurden passgenaue Kooperationsmodelle vereinbart. „Ziel ist es“, so die Projektinitiatorin Dr. Ursula Hofmann, „die Kurse in der Region tatsächlich flächendeckend, niedrigschwellig und kostengünstig anbieten zu können.“

Weitere Infos unter www.fit-fuer-den-start.de