Zusammenfassender Bericht Forum 3 Mit wenig viel erreichen - Kitas als Bildungsräume (Text Bree/Kuban) In den Impulsen von Frau Kuban und von Prof. Dr. Stefan Bree wurde zunächst deut- lich, dass die Qualität von Raumgestaltung und Materialauswahl nicht von der Quali- tät der Beziehungen zu den Kindern und dem Dialog mit Ihnen getrennt betrachtet werden kann. Die sachlichen und die sozialen Aspekte wirken in einer komplexen Art und Weise zusammen. Der „Raum als dritter Erzieher“ ist also kein isolierbares Phä- nomen sondern immer auch Ausdruck der pädagogischen Konzepte und Beziehun- gen. Weiterhin wurden verschiedene Perspektiven auf die Frage diskutiert, wie man mit weniger mehr bei der Gestaltung von Bildungsräumen erreichen kann. Zunächst einmal geht es dabei um eine Reduktion von Materialien, um die Aufmerksamkeit und Neugier zu stimulieren, etwa im Sinne einer „Polarisation der Aufmerksamkeit“ (Montessori). Diskutiert wurde hier die Frage, wie die Einstellung und das Wissen von Fachkräften nachhaltig erweitert werden kann. Ein Vorschlag war sich mit Situa- tionen auseinanderzusetzen, in denen Themen wie Raumgestaltung oder Material- auswahl auf hohem Niveau bearbeitet werden können. So können bsplw. ein Muse- umsbesuch oder ein architektonisch spannendes Gebäudes die Erkenntnisse zur Raumgestaltung erweitern. In jedem Fall müsse man sich mit kulturellen Beständen (Wissenschaft, Kunst, Literatur, Design, Architektur etc.) und den damit verbundenen Wissen auseinandersetzen, will man die Bildungsqualität nachhaltig verbessern. Eine Besonderheit des Forums war, dass die beschriebenen thematischen Aspekte in einer Experimentier- und Vertiefungsphase selbst ausprobiert werden konnten. Hier zeigte sich, dass die Herausforderung für Fachkräfte darin besteht, die Auf- merksamkeitszonen für Kinder differenziert und bedarfsgerecht zu gestalten. D.H. das es auch ein Wissen darüber geben sollte, was Raumsituationen und Materialien im Einzelnen auslösen und bewirken können. Dazu sind entsprechende Kompeten- zen erforderlich. Auch sind in der Regel keine teuren Materialien erforderlich, sehr viel kann auch mit gesammelten Naturmaterialien und Resten aus Haushaltsmaterial, aus Handwerks- und Industrieproduktion umgesetzt werden. Wichtig sind etwa die Bedeutungsoffenheit, die Vielfalt, die Bekanntheit und die Menge. Große Mengen eines Materials haben Auswirkungen auf den Gebrauch und die damit verbundenen Denkprozesse. Ungewöhnliches Material provoziert die Neugier und das Staunen. In jedem Fall geht es um unterschiedliche Formen der differenzierten Wahrnehmung. Angesprochen wurde auch die Frage nach dem „Verschleiß“ von Neuheit. Hier war ein Argument, das es vor allem darauf ankäme den Impulsen und Themen der Kin- der nachzugehen und projektartige Lernformen zu ermöglichen, in denen die Theo- rien von Kindern wertgeschätzt und zum Ausdruck gebracht werden können wie bsplw. in der Reggiopädagogik. Dann kann mit wenig Material viel erreicht werden. Die Bildungsqualität ergibt sich dann aus der Summe von Neugier und Dialog im Prozess der Exploration. Ein weiteres Argument bezog sich auf den kulturellen Zusammenhang, der in der Gestaltungsqualität von Lernumgebungen mitschwingt. Die Wahrnehmung und der Umgang mit Material im Spiel der Kinder ist eine Grundlage unserer Kultur. Je diffe- renzierter die Angebote und vor allem die sprachliche Begleitung durch die Erwach- senen, desto größer der Bildungseffekt – was durch Studien mittlerweile hinlänglich bewiesen ist. Die offene Haltung, die kommunikative Kompetenz und Begeisterungs- fähigkeit der Fachkräfte sind wesentliche Voraussetzungen für die Motivation der Kinder (Lernen am Modell / Nachahmen).