Begleiten, Stärken und »Halten« von Kindern & Familien

Auch in Krisenzeiten!

Early Excellence ist ein pädagogischer Ansatz, der eine positive Grundhaltung gegenüber Familien, pädagogischen Fachkräften und allen anderen Menschen impliziert. Er hat den Anspruch die individuellen Kompetenzen aller Kinder und Familien einzubeziehen und so optimale Entwicklungsbedingungen für Kinder zu schaffen. Gerade auch in Krisenzeiten können die Grundpfeiler des Ansatzes die Arbeit der Fachkräfte in den Einrichtungen erleichtern und unterstützen und somit den Familien vor Ort »Halt« geben.

Der Early Excellence (EE) – Ansatz hat seine Ursprünge in England. Dort begann 1997 die damalige Labourregierung den EE-Ansatz zu fördern, um die Lebenssituation von Familien mit Babys und Kleinkindern zu verbessern (Rau/Saumweber/Kluge 2018, 4). Das erste Early Excellence Center Pen Green entstand in Corby, einer Stadt in einem wirtschaftlich prekären Umfeld mit hoher Arbeitslosigkeit (Hebenstreit-Müller 2018, 297). Bereits in den 1980er Jahren hatte Margy Whalley aufbauend auf ihre Erfahrungen in den brasilianischen Favelas und in Neu-Guinea, die Grundzüge des EE-Ansatzes entwickelt und setzte diese nun in Pen Green in die Praxis um (Lepenies 2008, 9 f./ Köper-Jocksch, 2019, 111).

Weiterentwickelt und auf deutsche Verhältnisse übertragen wurde das in England zunächst eher als politisches Ausbauprogramm gestartete Konzept Early Excellence dann zuerst im »Kinder- und Familienzentrum Schillerstraße« des PestalozziPestalozzi||||| Johann Heinrich Pestalozzi`s (1746 - 1827) pädagogisches Ziel war es eine ganzheitliche Volksbildung zu erreichen, und die Menschen in ihrem selbstständigen und kooperativen Wirken in einem demokratischen Gemeinwesen zu stärken. Er legte Wert auf eine harmonische und ganzheitliche Förderung von Kindern in Bezug auf intellektulle, sittlich-religiöse und handwerkliche Fähigkeiten. Grundidee ist dabei, ähnlich wie in der Montessori-Pädagogik, dass die Menschen die Fähigkeit entwickeln, sich selbst zu helfen.   -Fröbel-Hauses in Berlin. Hier wurde Early Excellence als pädagogischer Ansatz ausformuliert und in Auseinandersetzung mit eigenen pädagogischen Traditionen weiterentwickelt. 2004 wurde der Ansatz auf alle Einrichtungen des Pestalozzi-Fröbel-Hauses übertragen.

Seitdem verbreitet sich der EE-Ansatz auch bundesweit immer stärker und mit Unterstützung der Heinz und Heide Dürr Stiftung haben sich regionale Netzwerke entwickelt (vgl. Early Excellence – Zentrum für Kinder und ihre Familien e.V., 2020). In Niedersachen beispielsweise gibt es laut Andreas Reith, Koordinator und Fachberater der Region Nordwest, aktuell 138 Einrichtungen, die bei ihm als nach dem EE-Ansatz arbeitend registriert sind. Mit weiteren 15 kommunalen und freien Trägern ist er bzgl. der Einführung des Ansatzes in ca. 150 weiteren Einrichtungen im Gespräch. Bundesweit gibt es laut Reith aktuell ca. 500 EE-Einrichtungen. Zumeist handelt es sich bei diesen Einrichtungen um Kitas bzw. Familienzentren, grundsätzlich ist die Arbeit nach dem EE-Ansatz aber in allen Bereichen möglich.

Die positiven Wirkungen des EE-Ansatzes werden von vielen umsetzenden Einrichtungen bestätigt. Auch gibt es verschiedene Untersuchungen, die die positive Wirkung von EE aufzeigen. Unter anderem die Forschungsergebnisse der Projektgruppe INT2 (2004), das Projekt EPPE (2004) sowie die des wissenschaftlichen Teams um Bertram et. al (2002) verdeutlichen, dass sich die Umsetzung der sechs Grundbausteine von Early Excellence (die im Weiteren genauer erläutert werden) sich förderlich auf die Entwicklung von Kindern auswirkt (vgl. Kölsch-Bunzen, 2011, S. 34).

In Deutschland bestätigen jüngere Forschungen die positive Wirkung: Von November 2014 bis Dezember 2016 wurde eine Evaluationsstudie zu Early Excellence in Deutschland an der FH Potsdam (1) durchgeführt. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass alle begleiteten Kinder insbesondere von der spezifischen Haltung im EE-Ansatz profitieren. Dort wo Kinder nicht unter idealen Bedingungen leben, wo Eltern zwar Ambitionen hegen, es ihnen und ihrer Familien aber an Erfahrungen, Kenntnissen und Strategien der Unterstützung von Selbstbildungsprozessen mangelt, zeigt sich das Potenzial des Ansatzes ganz besonders. Diese Kinder können durch die Erfahrungen in der EE-Kita ihre ungünstigen Ausgangsbedingungen ein Stück weit kompensieren (Günther/Marx/Palloks, 2017, 317 in Köper-Jocksch, 2019, 123).

Darüber hinaus wurden in dieser Studie Kriterien »guter Praxis« für die Zusammenarbeit mit Familien herausgearbeitet. Zu diesen Kriterien gehören u.a. dass Familien einen freien Zugang zur Einrichtung haben, dass sie in ihrer Wahrnehmung und den eigenen Bedürfnissen ernst genommen werden und dass sie partnerschaftliche Kooperationen erleben können, in denen sie sich in ihrer Experten- und Expertinnen-Rolle in Bezug auf das eigene Kind bewusst sind (Günther/Marx/Palloks, 2017, 40 in Rau/Saumweber/Kluge, 2018, 19).

Grundpfeiler des Ansatzes

Bei »Early Excellence« handelt es sich nicht wie der Name suggerieren könnte um elitäre Leistungszentren für hoch begabte Kinder. EE-Zentren verstehen sich vielmehr als »Gemeinschaft forschend Lernender«, zu der die Kinder und ihre Familien ebenso gehören wie das pädagogische Fachpersonal. Von der Wortbedeutung steht »Early« für früh, »Excellence« für den Anspruch an die Pädagogik. Es handelt sich hierbei demnach um eine Pädagogik, die hohe Ansprüche an sich selbst stellt: Kinder und ihre Familien sollen möglichst früh erreicht und bestmöglich unterstützt werden (Hebenstreit-Müller 2018, 297/ Early Excellence Zentrum für Kinder und ihre Familien e.V.,2020).

Grundannahme ist, dass die bestmögliche Förderung der Kinder nur durch die optimale Unterstützung und Wertschätzung der Eltern und durch Anerkennung und Förderung mithilfe der pädagogischen Fachkräfte gelingen kann. Dabei liegen dem EE-Ansatz folgende Grundsätze zugrunde:
  1. Jedes Kind ist exzellent. Ausnahmslos jedem Kind muss in Bildungsprozessen ermöglicht werden sich exzellent entwickeln zu können.
  2. Eltern sind die Experten und Expertinnen ihrer Kinder. Pädagogische Fachkräfte und Eltern begegnen sich im Rahmen der Erziehungs- und Bildungspartnerschaft auf Augenhöhe.
  3. Elementarpädagogische Einrichtungen, die nach dem EE-Ansatz arbeiten, arbeiten gemeinwesensorientiert. Sie öffnen und vernetzten sich im Sozialraum.
  4. Der EE-Ansatz ist auf demokratische Teilhabe ausgelegt. Kinder, Familien und Fachkräfte sollen in den Einrichtungen erleben, dass sie konkret Einfluss auf ihre Lebenswelt, ihre Bildungseinrichtung und auf die Förderung ihrer Gesundheit nehmen können. Sie werden auf struktureller Ebene durch Bildungsangebote, Unterstützungsangebote und durch Empowerment ermutigt sich zu beteiligen.
  5. Vielfalt wird im EE-Ansatz als Gewinn betrachtet.
  6. Der EE-Ansatz beinhaltet einen hohen Anspruch an die Qualität der pädagogischen Arbeit.

Fortbildungen und Praxisforschung, sowie die regelmäßige Begleitung von Teams tragen dazu bei, dass eine kontinuierliche Weiterentwicklung der Qualität in elementarpädagogischen Einrichtungen, die sich am Qualitätskonzept EE ausrichten, stattfindet. (vgl. Hebenstreit-Müller 2018, 299 #./Rau/Saumweber/Kluge, 2018/Kölsch-Bunzen, 2011, 17).

Auf der Basis dieser Grundansätze sowie verschiedener pädagogischer Theorien haben Margy Whalley und Cath Arnold acht pädagogische Strategien für die Arbeit nach dem EE-Ansatz entwickelt (Lepenies 2015, 310/ Karkow/Kühnel 2008, 11). Die Strategien beschreiben eine bestimmte Qualität aller Interaktionen. Sie werden auch für andere Bereiche als die Arbeit mit dem Kind ausformuliert, zum Beispiel für das Miteinander im Team (Freytag/Martin/Piasecki 2015, 25 #.). Die fortwährende Auseinandersetzung der Fachkräfte mit den pädagogischen Strategien unterstützt und sichert einen respektvollen, ganzheitlichen Umgang mit den Kindern, Familien und im Team und bestimmt den pädagogischen Stil einer Einrichtung.

Des Weiteren liegt der Arbeit nach dem EE-Ansatz ein ethischer Code zugrunde, der Regeln vorgibt, die pädagogische Fachkräfte nutzen können, um ihr Verhalten zu überprüfen und darüber in Dialog zu kommen. Er enthält folgende Grundorientierungen:

  • Positive Grundeinstellung gegenüber Kindern, Eltern, Familien und KollegInnen
  • Aufbau eines Fundaments von Vertrauen gegenüber allen Beteiligten
  • Konsequente Orientierung an den Wünschen und Bedürfnissen von Kindern und Eltern
  • Entwicklung einer gemeinsamen Haltung und Sprache
  • Verständlichkeit und Verfügbarkeit von Informationen und Dokumentationen für alle (Hebenstreit-Müller 2018, 311/Köper-Jocksch, 2019, 114 #.).
Darauf basierend gibt es verschiedene Arbeitshilfen und Instrumente, die die Arbeit nach dem EE-Ansatz leiten und unterstützen, z.B. Beobachtungsbögen, die emotionales Wohlbefinden und Engagiertheit (Leuvener Engagiertheits-Skala) und die Schemata-Theorie als Grundlage annehmen, der PLOD/Lernkreis, das Situationsbuch und viele weitere, die Basis der praktischen Arbeit sein können. (2)

Haltung gegenüber den Kindern und Familien

Elementares Qualitätskriterium des EE-Ansatzes ist fortwährend die Haltung gegenüber den Kindern und ihren Familien. Grundannahme ist, dass alle Eltern grundsätzlich das Beste für ihr Kind wollen und die ersten und wichtigsten Bezugspersonen für ihr Kind sind. Benannt wird diese Haltung in der Literatur zu Early Excellence häufig als ressourcenorientierter oder positiver Blick (vgl. Hebenstreit-Müller & Lepenies 2007; Karkow & Kühnel 2008, 5 in Rau/Saumweber/Kluge, 2018,10).

Die Zusammenarbeit von pädagogischen Fachkräften in Kitas und anderen Einrichtungen der Kindertagesbetreuung und den Familien ist in Deutschland gesetzlich verankert, unter anderem im SGB VIII – Eltern sollen von Fachkräften aktiv in die Entwicklungs- und Bildungsprozesse ihrer Kinder einbezogen werden. Early Excellence beantwortet aktiv diese Aufforderung aus dem SGB VIII und setzt sie um. Early Excellence-Einrichtungen haben den Anspruch, dass sich die Angebote für Familien an den jeweiligen Lebensrealitäten und Bedürfnissen orientieren und individuelle Fragestellungen und Bedarfe aufnehmen. Eltern werden als Experten und Expertinnen ihrer Kinder anerkannt, ein umfassendes Verständnis über die jeweiligen kindlichen Entwicklungsprozesse wird dementsprechend nur durch den Austausch zwischen Familien und pädagogischen Fachkräften möglich (vgl. Lepenies 2005, 18 f. in Rau/Saumweber/Kluge, 2018,11).

Die Haltung gegenüber den Eltern ist geprägt vom Bewusstsein, Eltern in ihrer für ihr Kind wesentlichen Funktion und Bedeutung zu akzeptieren. Die pädagogischen Fachkräfte unterstützen unter anderem deswegen Eltern in alltags-, erziehungs- und entwicklungsbedingten Phasen des Kindes. Sie respektieren Familien in der Vielfalt ihrer Lebensbedingungen und Lebensentwürfe. Fachkräfte entwickeln mit den Familien eine gemeinsame Sprache und ein gemeinsames Verständnis darüber, wie Kinder lernen und warum sie dies so tun wie sie es tun. Der Entwicklungsweg des Kindes in der Familie UND in der Institution stehen im Vordergrund. Allen Familien wird vermittelt, dass sie wichtig für ihre Kinder und dass ihre Erfahrungen mit den Kindern von großer Bedeutung sind, dass ein hohes Interesse an den jeweiligen Kulturen, Religionen und sonstigen Erfahrungen und Lebensentwürfen der Familien besteht und dieses Wissen für die professionelle Arbeit der in der Kita wichtig ist.

»Alle Eltern sind jedoch individuell verschieden, wenn wir unsere Angebote für alle Eltern erreichbar machen wollen, müssen wir daher unsere Verfahren, Eltern einzubeziehen, beständig überprüfen. Jedes Kind hat ein Recht darauf, dass seine Eltern sich an der Erziehung beteiligen und wir haben die Pflicht, den Eltern diese Beteiligung auch zu ermöglichen. « (Arnold 2008, S. 114 in Rau/ Saumweber/ 2018, 11)

Die Theorien der Eltern über die Entwicklung ihres Kindes, aber auch die Visionen für ihr Kind interessieren die Fachkräfte. Sie teilen ihre Erfahrungen und ihr Wissen aufgrund der kontinuierlichen Beobachtungen in der Einrichtung mit den Eltern (Karkow/Kühnel, 2008, 37). Denn »Für den Lernerfolg des Kindes ist [...] bei den Erzieher/innen eine möglichst gute Kenntnis seines Erfahrungshintergrundes notwendig. Für die Kenntnis aber der kindlichen Erfahrungen sind die Eltern die besten Informanten« (Lepenies 2008, 11).

Dadurch, dass die pädagogischen Fachkräfte nach dem EE-Ansatz kontinuierlich auf die Wünsche und Vorstellungen der Familien bezogen auf ihr Kind eingehen, respektvoll damit umgehen und den individuellen Zugang zu Familien suchen, werden dem Kind bestmögliche Entwicklungsbedingungen ermöglicht (Karkow/Kühnel, 2008, 37) und die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Familien gestärkt.

Stärkung der Familien in Zeiten von Corona

Aus verschiedenen Gründen ist es gerade in dieser besonderen Zeit, in der die Kitas über einen langen Zeitraum geschlossen sind, wichtig den Kontakt zu Familien und Kindern zu halten. Elke Alsago (Referentin des ver.di-Bundesvorstandes sowie Vorstand der BAG-BEK) beschreibt die Herausforderungen vor denen Familien aktuell stehen als »Spagat zwischen Arbeit, ob nun im Haus oder außer Haus und der Betreuung ihrer Kinder«, indem Eltern aufs äußerste gefordert sind. »Spielplätze, Tierparks und Schwimmbäder sind geschlossen. Der physische Kontakt zu den Großeltern, der Verwandtschaft und den Freunden soll unterbunden werden. Das stellt Eltern und Kinder vor große Herausforderungen«. Sie fordert pädagogische Fachkräfte in den Einrichtungen auf, die Familien nicht allein zu lassen: »Ihr seid die Profis für Erziehung von Kindern und für die Begleitung von Familien! Haltet die Verbindung zu den Kindern und Familien. [...] Es ist absehbar, dass die Corona-Pandemie zu gesundheitlichen, finanziellen aber auch zwischenmenschlichen Krisen in den Familien führen wird. [...] In einer solchen Krise benötigen die Familien professionelle Unterstützung. Diese kann niemand besser leisten als Ihr, die Ihr die Kinder und Familien kennt und eine gute sozialpädagogische Ausbildung besitzt«.

Viele Einrichtungen haben sich bereits auf den Weg gemacht und begleiten Familien in dieser Zeit auf unterschiedlichen Wegen. Einrichtungen, die nach dem EE-Ansatz arbeiten, profitieren an dieser Stelle von ihrem Konzept und können schnell handlungsfähig sein. In vielen Einrichtungen wurden sehr schnell Wege gefunden, um Familien weiter zu unterstützen. So hat sich auch das nach dem EE- Ansatz arbeitende Familienzentrum Mehringdamm in Berlin sehr schnell auf den Weg gemacht, kreative Möglichkeiten zu finden, um den Kontakt zu den Familien zu halten. Für Leiterin Gertrud Möller-Frommann ist für ihr Handeln der ethische Code des EE-Ansatzes zentral. Dieser leitet sie in allen Angeboten für die Eltern und prägt ganz zentral die positive Grundeinstellung gegenüber allen Beteiligten.

Besonders in den Zeiten der Coronabedingten Schließung aller Bildungseinrichtungen war es wichtig, sich »neue« Wege zu überlegen, wie die Familien niedrigschwellig erreicht werden können. Möller-Frommann beschreibt, wie ihre Kollegen und Kolleginnen und sie erlebten, dass manche Familien die Beschulung ihrer Kinder zu Hause nicht gewährleisten konnten. Es fehlten technische Möglichkeiten wie Laptops, oft konnten die Aufgaben, die Lehrer den Kindern gaben, nicht umgesetzt werden. Das Familienzentrum Mehringsdamm hat schnell Aushänge im gesamten Kiez an Laternenmasten, Ampeln, in Kitas mit Notbetreuung, bei Kinderärzten usw. angebracht, um den Eltern mitzuteilen: Wir sind weiter für euch da. Schon in der 2. Woche der Schließung wurden Eltern über die Homepage Hilfen an die Hand gegeben. Es wurden Informationen für die Eltern zusammengefasst und auf der Homepage veröffentlicht, eine Instagram Seite wurde aufgebaut, alle Kolleginnen schrieben kurze Texte und machten kleine Fotos, die sie dann nach und nach auf die Seite stellten. Eine Facebook-Seite wurde für zwei Eltern-Kind-Gruppen eingerichtet, auf die Spiele, Lieder und Tipps für Eltern mit Kleinkindern gestellt wurden. Kollegen und Kolleginnen kommunizierten über eine extra Facebook-Seite mit den Eltern aus ihren Gruppen. Ständig wurden neue Ideen entwickelt, um die Erreichbarkeit des Familienzentrums aufzuzeigen. Und ihre Bemühungen zeigten Wirkung: Die telefonischen Beratungen nahmen zu, sie beraten auch über E-Mail, vereinzelt kamen Eltern vorbei und sprachen »über den Zaun« mit ihnen. Der Spielplatz der Einrichtung durfte derzeit nicht genutzt werden – aber das Team hatte im Spielhaus Tüten mit Samen und Erde deponiert für die Familien, die zu ihrer Garten-AG gehörten. So konnten Eltern mit den Kindern zu Hause am Fensterbrett Samen vorziehen.

Bei den Eltern-Kind-Gruppen des Hauses berücksichtigte das Familienzentrum immer schon das Konzept des »Haltens«, das ursprünglich auf die Eltern-Kind-Beziehung bezogen ist. Und das lebt das Familienzentrum entsprechend ihrer EE-Haltung auch in Krisenzeiten: Die Eltern sollen sich auch jetzt »gehalten« fühlen, auch wenn das Team nicht körperlich für sie da sein kann. Sie zeigten ihnen das, indem sie sie anschrieben, zu Kursen über WebEx einluden und sie auch anriefen. Einige Kurse liefen als Videokonferenz (kreativer Kindertanz, Babymassage, BabySteps, Mutter-Kind-Yoga, Kindertheaterkurs, Elternkurs Starke Eltern-Starke Kinder) und wurden von den Eltern und Kindern freudig angenommen. Das sei eine schöne Abwechslung und auch Entlastung im Alltag, berichtete Gertrud Möller-Frommann.

Darüber hinaus bedeutete es für die Familien dieses Familienzentrums auch noch viel mehr. Es gab ihnen Halt in ihrem Alltag, Hoffnung und Vorfreude auf das, was nach dieser Krise kommen mag.

Fazit

Ressourcenorientierung, Entlastung, Begleitung und Stärkung aller Familien ist heute wichtiger denn je – die positive Grundeinstellung, die Fachkräfte, die den EE-Ansatz leben, in sich tragen und die dementsprechend die unterschiedlichen Säulen, auf denen der Ansatz basiert, umsetzen, kann vieles dazu beitragen. Familien sollten ganz besonders in der aktuellen Situation nicht allein gelassen werden, regelmäßiger Kontakt zu den pädagogischen Fachkräften zu denen Kinder und Eltern Vertrauen haben, kann für Familien sehr viel bedeuten und ihnen (Rück-)Halt in einer herausfordernden Zeit geben.

Literatur

  • Alsago, E. (2020): »Haltet die Verbindung zu den Kindern und Familien« Sozialpädagogische Arbeit in Kitas in Zeiten der Corona Epidemie. Verfügbar unter: https://www.nifbe.de/fachbeitraege/zuletzt-erstellt?view=item&id=914:haltet-die-verbindung-zu-den-kindern-und-familien&catid=336
  • Early Excellence Zentrum für Kinder und ihre Familien e.V. (2020): Early Excellence-Ansatz. Verfügbar unter: https://early- excellence. de/konzept/
  • Greulich,F. (2005). Der Pen Green Loop: Zusammenarbeit mit Eltern im britischen Pen Green Centre. In: Hebenstreit-Müller, S./Kühnel, B. (Hg.). Integrative Familienarbeit in Kitas. Individuelle Förderung und Zusammenarbeit mit Eltern. Berlin. dohrmannVerlag.
  • Hebenstreit-Müller, S. (2018). Early Excellence – ein Konzept der Fach- und Qualitätsentwicklung. In: Rißmann, M. (Hg.). Didaktik der Kindheitspädagogik. Grundlage der Frühpädagogik. Band 3. Köln. Wolters Kluwer.
  • Kölsch-Bunzen, N. (Hg.) (2011). Aspekte von Early Excellence. Theorie und Praxis in St. Josef Stuttgart. Berlin. dohrmannVerlag.
  • Köper-Jocksch, S. (2019): Der Early Excellence-Ansatz. Ein ressourcenorientierter (Beobachtungs-) Ansatz. In: nifbe (Hrsg.): Inklusive Haltung und Beziehungsgestaltung. Kompetenter Umgang mit Vielfalt in der KiTa. Freiburg im Breisgau: Herder Verlag.
  • Kraków, C./Kühnel, B. (2008). Das Berliner Modell. Qualitätskriterien im Early Excellence-Ansatz. PFH-Beiträge zur pädagogischen Arbeit, Band 13. Berlin: dohrmannVerlag.
  • Lepenies, A. (2008). Der Early Excellence-Ansatz in England und Deutschland – am Beispiel von Pen Green. In: Whalley, M. und das Pen Green Centre Team. Eltern als Experten ihrer Kinder. Das »Early Excellence« – Modell in Kinder- und Familienzentren. Berlin. dohrmannVerlag.
  • Rau, A.-C./Saumweber, K./Kluge, L. 2018. Der Early Excellence-Ansatz: Begleitung und Unterstützung von Kindern und ihren Familien. In: KiTa Fachtexte. Verfügbar unter: https://www.kita-fachtexte.de/ uploads/media/KiTaFT_ Rau_Saumweber_ Kluge_ 2018_ EarlyExcellenceAnsatz.pdf . Zugriff am 10.07.2018

Fußnoten

(1) Dabei handelte es sich um das Forschungsprojekt »Nachhaltige Bildungsprozesse im Übergang von der Kita in die Grundschule – eine Evaluationsstudie zu Early Excellence in Deutschland« am Institut für Fortbildung, Forschung und Entwicklung (IFFE).
(2) Weitere Informationen dazu finden Sie zum Beispiel bei Karkow/Kühnel (2008), Hebenstreit (2018), Greulich (2005), Köper-Jocksch (2019), auf der Internetseite des Vereins Early Excellence Zentrum für Kinder und ihre Familien e.V. und der Heinz und Heide Dürr Stiftung.
 

Übernahme des Beitrags mit freundlicher Genehmigung aus
KiTa Aktuell ND 7-2020, S. 176-179





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