Schwierige Elterngespräche in der KiTa

Herausforderungen & Möglichkeiten

Inhaltsverzeichnis

  1. Stress & Konflikt im Gespräch
  2. Wenn Eltern kämpfen
  3. Beratung im Zwangskontext – in der Kita?
  4. Psychische Krankheiten - Scham & Tabus in Familien
  5. Geschlossene Systeme – wenn Familien „dichtmachen“
  6. Verdacht auf sexuellen Missbrauch
  7. Grenzen in der Zusammenarbeit mit Eltern?!
  8. Ausblick - Supervision als qualitätssicherndes Instrument
  9. Literatur

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Grenzen in der Zusammenarbeit mit Eltern?!

"Beratung endet, wo Pathologie beginnt" (Hipp, 2018)

In seltenen Fällen können Konflikte mit Eltern so eskalieren, dass diese fast unweigerlich zu Grenzen in der Kooperation führen.


Ein Vater droht einer Kitaleitung mit einer Strafanzeige. Es wird ein vermittelndes Gespräch mit einem Trägervertreter und der Kitaleitung vereinbart. Kurz nach Eröffnung des Gespräches, noch während der Trägervertreter versucht, die Situation zusammenzufassen, springt der Vater auf diesen zu, fasst ihn am Kragen und schreit ihn an: „Ihr steckt hier doch alle unter einer Decke, die Kinder sind euch doch scheißegal (...)“


Die Entstehung von Zusammenhängen sowie Haltungs- und Handlungsaspekte zwischen Selbstkontrolle und Deeskalation und der damit verbundene Umgang werden durch die Polyvagaltheorie (PVT) von Stephen Porges verstehbar (Lemme/Körner 2018, S. 86). Die (Wieder-)Herstellung von Präsenz stellt eine intensive Möglichkeit dar, auf das System für soziales Engagement (SES/Social Engagement System) einzuwirken sowie Resonanzräume zu schaffen. Zur Wiedererlangung von Selbstkontrolle in Gesprächen kann u. a. darauf geachtet werden:
  • das Sprechtempo und die Lautstärke zu verringern,
  • die Intonation und Sprechmelodie anzupassen: Bei tieferen Frequenzen der Stimme und einer lebendigen Variation der Stimme wird das eigene SES wie auch das SES des Gegenübers aktiviert und sorgt für Beruhigung;
  • das Tempo zu verzögern und Pausen einzulegen;
  • Mehr Schweigen als Reden: Die Haltung von Akzeptanz, Trost und Mitleid ist stark mit dem anwesenden, präsenten Schweigen verbunden;
  • Körperhaltung: Im Beratungskontext ist selbst die Körperhaltung und damit die Botschaft an Überzeugung und Sicherheit durch die das Gespräch führende Fachkraft, ein wichtiger Faktor, die Eltern zu motivieren (vgl. Lemme/Körner 2018, S. 91 ff.).

Wo Fachkräfte mit Beleidigungen und/oder Drohungen von Eltern konfrontiert werden, ist eine Grenze erreicht (auch im Sinne der Eskalationsstufen nach Glasl), die mit einsetzender körperlicher Gewalt bereits überschritten ist und Unterstützung von außen bedarf. Sobald Mitarbeiter*innen merken, dass in Elterngesprächen „etwas aus dem Ruder läuft“, macht es Sinn, diese Grenze deutlich zu markieren und damit für die eigene Sicherheit (Kernbedürfnis) zu sorgen. Empfehlenswert ist es - nach dem Motto „wehret den Anfängen“ - bei ersten Konfliktanzeichen für die eigene Beratung und Reflexion zu sorgen.


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