Johanna Goldschmidt (1806-1884)

Porträt einer der ersten und eloquentesten (jüdischen) Fröbel-Pionierinnen

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Johanna Goldschmidt (Quelle: Ida-Seele-Archiv)
Für den Rabbiner und Historiker Moritz Meyer Kayserling (1829-1905) zählte die Jüdin und achtfache Mutter Johanna Goldschmidt „zu den eifrigsten Verbreiterinnen der Fröbel’schen Ideen“ (Kayserling 1879, S. 257). Otto Wächter (1863-1922), langjähriger Leiter der von Friedrich Fröbel (1782-1852) gegründeten „Allgemeinen Deutschen Erziehungsanstalt“ in Keilhau bei Rudolstadt, resümierte treffend über ihren Einsatz für den „Stifter“ des Kindergartens:

„Die begeisternde Wirkung, welche Fröbel auf edle Frauen ausgeübt hat, zeigt sich auch in dem Leben der Hamburgerin Johanna Goldschmidt, die 1848 mit Fröbel bekannt wurde und seitdem eine umfangreiche Tätigkeit für die Ausarbeitung des Kindergartens entfaltete... Ihre ersten Schriften sind zum größten Teil vergessen, aber ihr Andenken lebt noch in großen gemeinnützigen Stiftungen fort, die sie gegründet und lange Jahre mit größter Hingebung geleitet hat... In der Tätigkeit Johanna Goldschmidts tritt die soziale Seite der Fröbelschen Erziehungslehre besonders hervor“ (zit. n. Berger 1995, S. 55).

Christa Dommel vertritt die zutreffende Ansicht, dass die Institution Kindergarten seine Entstehung und internationale Ausbreitung seit dem 19. Jahrhundert nicht zuletzt der tatkräftigen Unterstützung und Weiterentwicklung durch jüdische Pädagoginnen, wie z. B. Johanna Goldschmidt, verdankt. Demzufolge sind die „Anfänge der Kindergartenbewegung um Friedrich Fröbel nicht von den christlichen Kirchen geprägt, sondern durch eine religionsübergreifende soziale Bewegung im Kontext der demokratischen Bestrebungen um 1848, an der vor allem christliche Außenseiter (Freikirchen) und liberale Juden beteiligt waren, die ein gemeinsames Ethos verband“ (Dommel 2005, S. 441).

Biographische Skizze

Johanna erblickte am 11. Dezember 1806 (1) in Bremerlehe bei Hannover das Licht der Welt. Sie war das vierte von sieben Kindern des wohlsituierten Kaufmanns Marcus Hertz Schwabe (1766-1862) und dessen Ehefrau Henriette (Jette), geb. Lazarus (1768-1826). 1812 übersiedelten die Schwabes nach Hamburg. Die dem mosaischen Glauben angehörende Familie wohnte am Alten Steinweg, in einer Gegend, in der viele Juden ansässig waren, „ohne daß es ein wirkliches Ghetto darstellte. Es gab hier auch ‚bessere Straßen‘, das unmittelbare Umfeld der Schwabe-Kinder. Sie hatten kaum Kontakt zu nichtjüdischen Mitmenschen“ (Grolle 2000, S. 52). Die liberalen Eltern legten, wie seinerzeit für jüdische Familien der gehobenen Schicht üblich, großen Wert auf eine solide Bildung ihrer Tochter. Diese erhielt Privatunterricht von einer Hauslehrerin im „schöngeistigen Bereich“, d. h. in Sprachen, Theater, Musik und Handarbeit. Zudem wurde sie von dem jüdischen Prediger Eduard Kley (1789-1867) unterrichtet, dessen Reformgeist „sich Johanna von Kindheit an eingeprägt [hat; M. B.], nicht minder die Treue zum Judentum als einem Erbe, das nicht verraten werden darf“ (ebd., S. 53). Das hochbegabte Mädchen beherrschte mehrere Sprachen, spielte Klavier, Geige, Harfe und hatte eine hervorragende Singstimme.

Mit 21 Jahren heiratete Johanna Schwabe den jüdischen Kaufmann Moritz David Goldschmidt (1794-1881). Dieser entstammte einer einst in Frankfurt/Main ansässigen weitverzweigten Geldwechsler- und Bankiersfamilie, die an Ansehen, Reichtum und Tradition so etwas wie den Hochadel unter den Juden in Mitteleuropa darstellte. Aus der als glücklich geltenden Ehe gingen acht Kinder hervor, deren Lebenswege so gut wie nicht überliefert sind. Eine Ausnahme bietet der hochangesehene Pianist, Komponist und Dirigent Otto Goldschmidt (1829-1907), „Gatte der von der Mutter schon in ‚Rebekka und Amalia‘ bewunderten schwedischen Nachtigall, der Jenny Lind [1820-1887; M. B.]“ (Kayserling 1897, S. 258). Als Friedrich Fröbel im Winter 1849/50 in Hamburg weilte, war er mehrmals Gast im Hause Goldschmidt (2). Wie der Pädagoge an Luise Levin (1815-1900), seiner späteren Ehefrau schrieb, konnte er „durch die Güte der Frau Goldschmidt“ (3) an Konzerten des Ehepaares Goldschmidt/Lind teilnehmen.

Als die Kinder dem elterlichen Hause entwachsen waren, widmete sich Johanna Goldschmidt der Schriftstellerei. Ihr erstes voranstehend schon genanntes Buch „Rebekka und Amalia. Briefwechsel zwischen einer Israelitin und einer Adeligen über Zeit- und Lebensfragen“ (4) publizierte sie, wie seinerzeit für Frauen üblich, anonym. Die Probleme jüdischer Assimilation und Konversion wie auch die Vision einer besseren Gesellschaft stehen im Mittelpunkt des Briefromans. Es „lassen sich zwischen der Protagonistin Rebekka Meier und Johanna Goldschmidt deutliche autobiografische Bezüge herstellen. Beide stammen aus Hamburg und haben mehrere Kinder, jeweils einer ihrer Söhne ist den Künsten zugeneigt“ (Le-Huu 2009, S. 41 f). Der in ihrem Werk geäußerte Gedanke eines überkonfessionellen Frauenvereins, in dem sich Protestantinnen, Katholikinnen, Israelitinnen, adelige und bürgerliche Frauen zusammenfinden sollten, fand Gefallen in der Hamburger Frauenwelt. Demzufolge gründeten Ende April 1848 unter Johanna Goldschmidts Ägide 16 wohlhabende Frauen den „Socialen Frauenverein zur Ausgleichung confessioneller Unterschiede“, dem nur eine sehr kurze Lebensdauer beschieden war. Sein Zweck war einmal „‚die trotz der bürgerlichen Gleichstellung der Juden noch immer schroffen Vorurteile zwischen Jüdinnen und Christinnen auf sozialem Gebiet zu bekämpfen und eine gesellschaftliche Annäherung zu bewirken‘, zum anderen, durch Vorträge, besonders über Erziehungsfragen, und durch praktische Bestrebungen dem geselligen Leben der Frau wertvolleren Gehalt zu geben, sie für ihre Aufgabe bei der Emporbildung des Menschengeschlechts vorzubereiten“ (Ries 1927, S. 33 f). Bis dato hatte es in Hamburg so gut wie keine Annäherung zwischen den beiden Religionsgruppen gegeben, zumal viele Ressentiments beiderseits einer solchen im Wege standen. Die Interessengemeinschaft „wirkte so erfolgreich, daß, als die Emanzipation der Juden in Hamburg proklamirt wurde, die christlichen Vereinsschwestern den jüdischen ein schönes, erhabenes Fest gaben“ (Morgenstern 1889, S. 325). Die meisten Frauen gehörten wie Johanna Goldschmidt, die zeitweilig den Frauenverein präsidierte, zugleich dem „Verein zur Unterstützung der Deutschkatholiken und anderer freisinniger Bestrebungen“ an (vgl. Kleinau/Opitz1996, S. 68 f).
 
Goldschmidt Panorama kopie
Titelblätter von Johanna Goldschmidts Werken (Quelle: Ida-Seele-Archiv)

1849 veröffentlichte Johanna Goldschmidt unter dem Pseudonym „von einer Mutter“ das zweibändige Werk „Muttersorgen und Mutterfreuden. Worte der Liebe und des Ernstes über Kindheitspflege“ (5), in welchem sie u.a. für religiöse Toleranz in der Kindererziehung plädierte. Die Autorin bat den bekannten liberalen Schulpädagogen/-politiker Adolph Diesterweg (1790-1866) um ein Vorwort (vgl. Geiger 1906/07, S. 199 ff.). Dieser konstatierte anerkennend über die Erziehungsschrift:

„Von den meisten der mir bekannten, von Frauen herrührenden Erziehungsschriften zeichnet es sich durch schlichte Einfachheit aus ... Der Ton in demselben flößt mir das volle Vertrauen ein, daß die Verfasserin keine andere Religion kennt, als die, welche in Werken der Liebe sich kund thut, und daß sie nicht zu denjenigen gehört, welche sich durch gute Werke, die sie schreiben, davon dispensirt glauben, gutes zu thun. Ich zweifle nicht, daß sie Anderen dasselbe Vertrauen einflößt“ (Diesterweg 1849, S. XI f).

Als Adolph Diesterweg voranstehende Zeilen schrieb, war er noch ein Gegner Friedrich Fröbels. Johanna Goldschmidt schrieb begeistert an den Schulreformer, „daß sie in dem Kindergärtner den Reformator der weiblichen Erziehung erkannt habe. Als Diesterweg jedoch sich in der Antwort als Gegner Fröbels zeigte, schrieb ihm Frau Goldschmidt: ‚Wie können Sie mir so völlig in Allem beipflichten und dennoch Fröbel verkennen? Gehen Sie nach Liebenstein und machen Sie seine Bekanntschaft!‘ – Diesterwegs Antwort lautete: ‚Sie sollen sich in mir nicht geirrt haben, ich gehe persönlich nach Liebenstein und prüfe!‘ – Das Resultat dieses Zusammentreffens im Jahre 1849 war eine Freundschaft der beiden Pädagogen für das ganze Leben“ (Morgenstern 1889, S. 325 f).

Neben ihrer schriftstellerischen Tätigkeit widmete sich die „edle Frau“ verstärkt der Erziehung und Bildung der Unterprivilegierten, vor allem derer Kinder. Zudem galt ihr besonderes Interesse der Frauenbildung, unter besonderer Berücksichtigung der Fröbelpädagogik. Demzufolge gründete sie 1849 mit Unterstützung weiterer bedeutender Hamburger Persönlichkeiten den „Allgemeinen Bildungsverein deutscher Frauen“. Dieser verfolgte ein dreifaches Ziel:

„Er wollte als erstes die Lebensverhältnisse der Armen verbessern und zum Abbau sozialer Spannungen beitragen, zweitens die Ausbildungsmöglichkeiten von Frauen erweitern und drittens ihre gesellschaftliche Stellung heben. Johanna Goldschmidt setzte sich dafür ein, den ersten und zweiten Punkt der Zielsetzung zu verbinden. Sie bemühte sich, die Bildung der Frauen, die sie im Bereich mütterlicher Aufgaben sah, zu heben, um sie für den Abbau sozialer Spannungen dienstbar zu machen. Als geeignet erschienen ihr hierzu Fröbels Kindergärten, die Kinder unterschiedlicher sozialer Herkunft zusammenbrachten“ (Fassmann 1996, S. 143).

Zum 100. Geburtstag von Friedrich Fröbel im Jahre 1882 stiftete die Philanthropin „im Verein mit anderen Fröbelfreunden einen Stipendienfond für hilfsbedürftige Kindergärtnerinnen“ (Morgenstern 1889, S. 328).

Johanna Goldschmidt starb am 10. Oktober 1884 in Hamburg.

Im Dienste der Fröbelpädagogik

Anfang des Jahres 1849 lernte Johanna Goldschmidt Friedrich Fröbel in Bad Liebenstein persönlich kennen, von dessen Pädagogik sie schon länger überzeugt war. Im November 1849 kam der „Kindergartenstifter“ auf ihre und Doris Lütkens (1793-1858) Einladung nach Hamburg. Dort führte er 20 Männer und Frauen/Mädchen (6), darunter die 16jährige Tochter von Johanna Goldschmidt (7), in seine Gedanken der entwickelnd-erziehenden Menschenbildung ein. Am 6. März 1850 eröffnete der Pädagoge aus Thüringen den „ersten Hamburger, wie überhaupt den ersten Deutschen Bürger-Kindergarten“ (Goldschmidt 1853, S. 341).

Ab 1860 engagierte sich die Philanthropin im „Hamburger Fröbel-Verein“, den sie ins Leben gerufen hatte. Dieser setzte eine Kommission ein mit dem Auftrag, die bestehenden Kindergärten häufig zu besuchen, und alles, was für und wider die Kindergärten geschieht, zu prüfen und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Außerdem gründete der Verein ein Seminar zur Ausbildung von „Familien-Kindergärtnerinnen“. „Es war nöthig“, schrieb Johanna Goldschmidt, „Apostel der neuen Erziehungslehre in die Familie zu senden, zumal da, wo man keine Kindergärten haben konnte, auf Gütern, an kleinen Orten usw.“ (zit. n. Berger 1998, S. 209). Der erste einjährige Kurs begann mit „6 Schülerinnen im Bürgerkindergarten Neustädter Fuhlentwiete“ (Geddert 1985, S. 23). Das Schulgeld betrug 1874 „pro Schülerin 30 Thaler oder 120 Reichsmark im Jahr“ (ebd., S. 26). Der Bildungsinstitution, die Johanna Goldschmidt 20 Jahre leitete, wurde ein eigener Kindergarten als Übungsstätte angegliedert, später kam noch ein zweiter hinzu. Für die praktische Ausbildung wurden noch das Kinderhospital, die Krippen, Kinderbewahranstalten, als auch die Warteschulen der Stadt herangezogen. Unterricht gab es in Gesang, Zeichnen, Schneidern, Handarbeit, Kindergarten- und Erziehungslehre, Geschichte der Pädagogik, Turnen sowie Heilgymnastik für kleine Kinder, Heimat- und Naturkunde, Deutsch, Englisch und Französisch. Darüber hinaus sollte die Ausbildung der Schülerin auf deren Herz, Geist und Charakter ausgerichtet sein. Über die weiteren Unterrichtsvorgaben konstatierte Johanna Goldschmidt:

„Wir lehren unsre Schülerinnen neben der Praxis auch die theoretische Grundlage des Fröbel'schen Systems kennen. Es ist nicht genug, dass die Familien-Kindergärtnerin versteht, mit den Kindern zu flechten und zu bauen, sie soll durch den Zeichen-Unterricht die Grundformen kennen lernen aus denen sich diese Beschäftigungen entwickeln lassen; sie soll nicht nur die Lieder im Kindergarten mitsingen, man lehrt sie dieselben erst genau selbst verstehen, die Bedeutung erkennen, welche sie für die Erziehung der Kinder haben können, dann aber die größere Schwierigkeit überwinden, sie den Kindern in richtiger Weise klar zu machen. Die meisten Fröbel'schen Lieder und Kreisspiele sind dem Naturleben entnommen und besonders geeignet, das Gemüth der Kinder zu wecken und richtig zu leiten... Die Arbeiten, welche der Kindergarten bietet, erfordern auch mechanische Übung, sie schärfen die Sinne, fördern Kraft und Beweglichkeit der Glieder und bringen eine wohlthuende Heiterkeit in das Leben des Kindes... Am Schluß des Cursus erhalten die Schülerinnen jedesmal Unterweisung über das Unterrichten kleiner Kinder, insbesondere über Schreiblese-Methode und leicht faßliches Rechnen“ (Goldschmidt 1872/73, S. 150 f).

Um die angehenden Familien-Kindergärtnerinnen mit Haushaltspflichten und vornehmen Umgangsformen vertraut zu machen, wurden vom Fröbel-Verein „sorgfältig ausgesuchte Hausfrauen, sogenannte ‚Schutzdamen‘ verpflichtet, sich ein bis zwei Vormittage in der Woche, gelegentlich auch am Wochenende, in ihren eigenen Haushalten (es waren Haushalte mit Kindern) um die Schülerinnen zu kümmern“ (Geddert 1985, S. 25). Bis 1872 hatten über 600 junge Frauen die Kurse der Bildungsanstalt absolviert, die außer in Deutschland überdies in Familien im Ausland, z. B. Russland, Österreich, Italien, Portugal, England, Schweden und in Amerika und China tätig waren“ (vgl. ebd., S. 28). Das Fröbelseminar bot noch gestufte Fortbildungsklassen an, nach dessen Abschluss die Absolventin „selbständig einen Kindergarten leiten oder als Lehrerin der Kindergartenschule angestellt werden, sie hatte die Befähigung, an Volks- und höheren Mädchenschulen zu unterrichten, oder konnte als Erzieherin oder Gouvernante in gehobenen Familien tätig sein“ (Grolle 2000, S. 88). Die Hamburger Bildungsinstitution war Vorbild für ähnliche Einrichtungen in anderen deutschen Städten, die um Statuten, Lehr- und Stundenpläne anfragten. Jahrzehntelang war das Fröbelseminar aus privaten Mitteln erhalten worden, 1923 wurde es verstaatlicht. Heute noch existiert die sozialpädagogische Ausbildungsstätte unter dem Namen „Staatliche Fachschule für Sozialpädagogik – Fröbelseminar“.

Erhöhte Aufmerksamkeit verdient Johanna Goldschmidts Streitschrift „Zur Sache Friedrich Fröbels“. Der bekannte Literat und Führer der jungdeutschen Bewegung Karl Gutzkow (1811-1878) diskreditierte den Beruf der Kindergärtnerin als „Taglöhnerei“. Zu dieser Verunglimpfung äußerte sich Johanna Goldschmidt scharfzüngig:

„Warum Herr Dr. G. den Kindergärtnerinnen den Beruf, den sie erwählten, als ‚Taglöhnerei‘ bezeichnet, das zu erklären, bleibe Anderen überlassen; könnte man nicht mit demselben Rechte jeden Beruf also herabsetzen, der neben innerer Befriedigung Lebensunterhalt bietet? Wir glauben nicht, dass Herr Dr. G. den Beruf der Lehrer, Erzieher, Künstler und Schriftsteller mit dem Namen der ‚Taglöhnerei‘ zu brandmarken versuchen wird; protestieren daher auch im Interesse der Betheiligten gegen jede herabwürdigende Bezeichnung für die Beschäftigung der Kindergärtner oder Kindergärtnerinnen. Noblesse der Gesinnung werden wir immer nur da erkennen, wo die Sache frei von jeder Parteilichkeit beurtheilt wird. Herr Dr. G. hätte diese niedrige Betrachtungsweise vermeiden sollen; er konnte durch sie die Würde seiner Besprechung nur beeinträchtigen" (Goldschmidt 1853, S. 339 f).

Johanna Goldschmidt kritisierte die „besser gestellten“ Mütter ihrer Zeit, „die es wichtiger finden, mühsame Handarbeiten, große Toiletten zu machen, Gesellschaften zu besuchen, als den heiligern und lebendigern Teil ihres Berufes wahrzunehmen. Und die Kinder? ‚Sie sind bei solch einer Zeiteinteilung der Mutter nicht am besten behütet und - langweilen sich überdies gründlich!‘“ (Beßmertny 1910, S. 17). Darum forderte sie die Einführung der künftigen Mütter in die Erziehungslehre und in das entwickelnd erziehende Spielsystem Friedrich Fröbels:

„Jede tüchtige Persönlichkeit wird es vielmehr dem Meister nachzuthun suchen, der überall, wo er konnte, den Kindern ablauschte, wozu ihre Natur sie trieb, um die Gebilde, welche er später für sie entwarf, von solchen Anschauungen durchdringen zu lassen. Man findet unter den Fröbelschen Spielen viele längst bekannte, doch sind sie mit sinnigen Liedern ausgestattet. – Und alle diese Spiele, alle diese Lieder, vermögen sie nicht einst ein schönes nationales Band um die verschiedenartigen deutschen Stämme zu weben?“ (Goldschmidt 1864, S. 52)

Anmerkungen

1) siehe: https://digitalisate.sub.uni-hamburg.de/schroeder-lexikon.html?tx_schroeder_schroeder%5Bschroeder%5D=1247&tx_schroeder_schroeder%5Bgname%5D=G&tx_schroeder_schroeder%5Baction%5D=detail&tx_schroeder_schroeder%5Bcontroller%5D=Schroeder&cHash=291489729395112aa4ce6a9ab3a6d874 (zuletzt abgerufen 22.1.2020).

Innerhalb der Sekundärliteratur wurden/werden hinsichtlich des Geburtsjahres unterschiedliche Daten angegeben: Lina Morgenstern (1889, S. 324) nennt 1805 und Inge Grolle (2000, S. 51) gibt 1807 als Geburtsjahr an. Die meisten Autor*innen der Vergangenheit und Gegenwart postulier(t)en als Geburtsjahr 1806 (z. B. Berger 1995, S. 55; Fassmann 1993, S. 148; Geiger 1906/07, S. 199; Le-Huu 2009, S. 40; Schröder 1854, S. 539).

2) siehe: http://opac.bbf.dipf.de/editionen/froebel/fb1849-11-10-01.html#JG3 (zuletzt abgerufen 22.1.2020).

3) http://opac.bbf.dipf.de/editionen/froebel/fb1849-11-18-01.html#JG3 (zuletzt abgerufen 22.1.2020).

4) siehe: https://books.google.de/books?id=-27fAAAAMAAJ&printsec=frontcover&hl=de&source=gbs_ge_summary_r&cad=0#v=onepage&q&f=false (zuletzt abgerufen 22.1.2020).

5) siehe: https://reader.digitale-sammlungen.de/resolve/display/bsb10760635.html (zuletzt abgerufen 22.1.2020).

6) siehe: http://opac.bbf.dipf.de/editionen/froebel/fb1849-11-10-01.html#JG3 (zuletzt abgerufen 22.1.2020).

7) siehe: http://opac.bbf.dipf.de/editionen/froebel/fb1849-11-02-01.html#JG3 (zuletzt abgerufen 22.1.2020).

Literatur


  • Berger, M.: Frauen in der Geschichte des Kindergartens. Ein Handbuch, Frankfurt 1995, S. 55-59
  • Ders.: Goldschmidt, Johanna, in: Maier, H. (Hrsg.): Who is who der Sozialen Arbeit, Freiburg 1998, S. 209-210
  • Beßmertny, M.: Johanna Goldschmidt, in: Hamburger Correspondent 1910/Nr. 40, S. 17
  • Diesterweg , A.: Vorwort, in: Von einer Mutter: Mutterfreuden und Muttersorgen. Worte der Liebe und des Ernstes über Kindheitspflege, Hamburg 1849, S. I-XII
  • Dommel, Ch.: Interreligiöses Lernen im Elementarbereich: Kindertagesstätten und Kindergärten, in: Schreiner, P./Sieg, U./Elsenbast, V. (Hrsg.): Handbuch Interreligiöses Lernen, Gütersloh 2005, S. 434-452
  • Fassmann, I. M.: Goldschmidt, Johanna, in: Dick, J./Sassenberg, M. (Hrsg.): Jüdische Frauen im 19. Und 20. Jahrhundert. Lexikon zu Leben und Werk, Reinbek bei Hamburg 1993, S. 148 f
  • Dies.: Jüdinnen in der deutschen Frauenbewegung 1865-1919, Hildesheim 1996, S. 137-156
  • Geiger, L.: Diesterweg und Frau Johanna Goldschmidt. Zur Frauenbewegung vor einem halben Jahrhundert, in: Die Frau 1906/07, S. 199-211
  • Geddert, U.: 125 Jahre Geschichte einer Schule, in: Verein der Freunde und Förderer der Fachschule für Sozialpädagogik I e. V. (Hrsg.): 125 Jahre. Vom Fröbelseminar zur staatlichen Fachschule für Sozialpädagogik, Hamburg 1985
  • Grolle, I.: Die freisinnigen Frauen. Charlotte Paulsen Johanna Goldschmidt Emilie Wüstenfeld, Bremen 2000, S. 49-90
  • Goldschmidt, J. (anonym): Rebekka und Amalia. Briefwechsel zwischen einer Israelitin und einer Adeligen über Zeit- und Lebensfragen, Leipzig 1847
  • Dies. (Von einer Mutter): Mutterfreuden und Muttersorgen. Worte der Liebe und des Ernstes über Kindheitspflege, Hamburg 1849
  • Dies. (Von einer Frau): Zur Sache Friedrich Fröbels, in: Rheinische Blätter für Erziehung und Unterricht 1853, S. 325-344
  • Dies.: Blicke in die Familie. Drittes Heft, Leipzig 1864
  • Dies.: Auszug aus dem Berichte über die Thätigkeit des Hamburger Fröbel-Vereins von 1868 bis 1872, in: Der Frauen-Anwalt 1872/73, S. 149-153
  • Kayserling, M.: Die jüdischen Frauen in der Geschichte, Literatur und Kunst, Leipzig 1879, S. 254-258
  • Kleinau, E./Opitz, C. (Hrsg.): Geschichte der Mädchen- und Frauenbildung. Band 2: Vom Vormärz bis zur Gegenwart, Frankfurt/Main/New York 1996
  • Le-Huu. I.: Johanna Goldschmidts Beitrag zur Begegnung jüdischer und christlicher Frauen in Hamburg, in: Hödel, S. (Hrsg.): Salondamen und Dienstboten, St. Pölten 2009, S. 40-48
  • Morgenstern, L.: Die Frauen des 19. Jahrhunderts. Zweite Folge, Berlin 1889, S. 323–328
  • Ries, H.: Geschichte des Gedankens der Frauenhochschulbildung in Deutschland, Westerstede 1927
  • Schröder, H. (Hrsg.): Lexikon der Hamburgischen Schriftsteller bis zur Gegenwart. Band 2, Hamburg 1854, S. 539

Weblinks
https://www.hamburg.de/clp/frauenbiografien-namensregister/clp1/hamburgde/onepage.php?BIOID=3567&dC=1800&qR=G (zuletzt abgerufen 22.1.2020)
https://de.wikipedia.org/wiki/Johanna_Goldschmidt (zuletzt abgerufen 22.1.2020)


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