„Rucksack KiTa“

Ein Programm zur Unterstützung der sprachlichen Bildung und Elternbildung in der KiTa

Co-Autorin: Britta Kreuzer

In diesem Beitrag wird das Konzept „Rucksack KiTa“ vorgestellt, welches die sprachliche Bildung und die Elternbildung im Elementarbereich in den Blick nimmt. In Nordrhein-Westfalen existieren bereits über 500 „Rucksack KiTa“-Gruppen; bundesweit sind es ca. 800 Gruppen.

Das Programm wurde in Rotterdam (Niederlande) entwickelt und in Nordrhein-Westfalen für Deutschland adaptiert. Von dort aus hat es sich in ganz Deutschland verbreitet. Seit Juni 2016 gibt es in Niedersachsen eine erste Landeskoordinierungsstelle (LaKo) außerhalb von Nordrhein-Westfalen. Mit dem Konzept „Rucksack KiTa“ ist schon vor vielen Jahren ein Ansatz der kombinierten Elternbildung und sprachlichen Bildung entwickelt worden. Im Zentrum des Konzeptes liegt die Verbesserung der Sprachfähigkeit bei Eltern und Kindern durch Förderung des Sprachverständnisses in der Herkunftssprache und in der deutschen Sprache. „Rucksack KiTa“ ist zudem ein Elternbildungsprogramm: In Gruppenstunden mit den Eltern wird die Erziehungskompetenz gestärkt und der Austausch sowie die Vernetzung der Eltern in und mit der Einrichtung (KiTa, Schule) gefördert. Eltern erfahren, wie sie ihre Kinder in der allgemeinen Entwicklung unterstützen können.

Ziele von „Rucksack KiTa“

Das Konzept „Rucksack KiTa“ zielt auf die Förderung der muttersprachlichen Kompetenzen, den Erwerb von Kompetenzen in der deutschen Sprache, die allgemeine kindliche Entwicklung und die Erziehungskompetenz der Eltern. Gleichzeitig wird es teilnehmenden Eltern durch das Konzept ermöglicht, Selbstwirksamkeitserfahrungen zu machen. Die teilnehmenden KiTas profitieren von einer Öffnung in den Sozialraum, von dem verstärkten Kontakt zu allen Eltern und der Überwindung von Zugangs- und Mitarbeitshürden von Eltern.

Zielgruppe
„Rucksack KiTa“ richtet sich an Eltern mit internationaler Familiengeschichte und ihre Kinder zwischen vier und sechs Jahren, die eine Tageseinrichtung besuchen sowie an die Kindertageseinrichtun-gen, die von diesen Kindern besucht werden.

Wie funktioniert „Rucksack KiTa“?

„Rucksack KiTa“ hat die allgemeine sprachliche Bildung anhand von Themen wie beispielsweise „Körper“, „Familie“ und „Kindertageseinrichtung“ zum Ziel. Die Kinder werden von den Eltern in der bzw. den Familiensprache(n) und von den Erzieherinnen und Erziehern in deutscher Sprache gefördert. Die Eltern werden als Experten und Expertinnen für die Erziehung ihrer Kinder sowie für das Vertiefen der Familiensprache(n) angesprochen. Dafür treffen sie sich für die Dauer von neun Monaten wöchentlich und werden durch Elternbegleiterinnen oder Elternbegleiter angeleitet, die speziell dafür ausgebildet sind. Die Elternbegleiterinnen und -begleiter in Rucksack sind meist Mütter aus den Einrichtungen, die als Peers die Anleitung der Rucksack-Elterngruppen übernehmen und dafür speziell vorbereitet (qualifiziert) und begleitet werden. Für die familiensprachige Arbeit der Eltern mit den Kindern zu Hause stehen speziell entwickelte „Rucksack KiTa“-Materialien zur Verfügung. Diese liegen mittlerweile in 15 Sprachen vor. Für die Elternbegleiterinnen und Elternbegleiter liegt ein Handbuch zur Vorbereitung der Arbeit in der Elterngruppe und für die Erzieherinnen und Erzieher ein Handbuch mit Aktivitäten für die parallele För-derung der Kinder in Deutsch vor. Darüber hinaus gibt es Projektthemen, welche gemeinsam von den Familien und der Kindertageseinrichtung erarbeitet und vorbereitet werden können.

Wer kann „Rucksack KiTa“ werden?

Um „Rucksack KiTa“ zu werden, ist die Abstimmung mit dem kommunalen Jugendhilfeträger erforderlich. Dieser bündelt die Aktivitäten und steuert anhand von Bedarf und Ressourcen die „Rucksack KiTa“-Aktivitäten vor Ort. Dabei muss er selber nicht die inhaltliche oder finanzielle Verantwortung übernehmen – oftmals wird dies mit Partnern aus der Familien- oder Erwachsenenbildung (z. B. Familienbildungsstätten, VHS) umgesetzt. Die Finanzierungsmodelle sind überall unterschiedlich.

„Rucksack KiTa“ und „Griffbereit“
Idealerweise kann das zugrundeliegende Konzept „Rucksack KiTa“ durch die Konzepte „Griffbereit“ und „Rucksack Schule“ ergänzt werden. Dabei richtet sich „Griffbereit“ an Kinder zwischen ein und drei Jahren und ihre Eltern. Sie besuchen über ein Jahr eine Eltern-Kind-Gruppe, die von Elternbegleitern und Elternbegleiterinnen angeleitet werden. „Rucksack Schule“ richtet sich an Kinder in der 1. und 2. Klasse und ihre Eltern. Angeleitet von Elternbegleitern und Elternbegleiterinnen trifft sich die Elterngruppe über ein ganzes Schuljahr. Mate-rialien liegen auch hier in Deutsch und in 15 weiteren Sprachen vor. Es findet eine Parallelisierung der Themen in Schule und Elterngruppe statt.

Erfahrungen mit dem Programm

Die Konzepte „Rucksack Kita“, „Rucksack Schule“ und „Griffbereit“ wurden mehrfach (teils regional) evaluiert (1). Es konnte festgestellt werden, dass das Projekt Wirkungen auf unterschiedlichen Ebenen zeigt: Die ganze Familie profitiert davon ebenso wie die umsetzende Einrichtung. Die Effekte liegen neben der Förderung der Sprachkompetenzen vor allem in dem Selbstwirksamkeitserleben der Eltern und der Stärkung der Bildungsbegleitung durch die Eltern. Die Erfahrung, einen Beitrag zur Bildungsentwicklung der eigenen Kinder zu leisten, öffnet für viele Eltern auch die Türen in die Bildungseinrichtungen KiTa und Grundschule. Sie erleben sich als aktiv und gestaltend im Gesamtsystem und vor allem die Kinder nehmen sie als aktive Begleiterinnen und Begleiter ihrer Bildungsaufgaben wahr. Viele Frauen, die an einer „Rucksack KiTa“- oder „Rucksack Schule“-Gruppe teilgenommen haben, finden Zugang zu weiteren Aufgaben und Mitwirkung in der KiTa bzw. Schule oder streben selber an, Elternbegleiterin oder -begleiter zu werden.

Bei den Elternbegleiterinnen und -begleitern ist immer wieder zu beobachten, dass diese Tätigkeit als Impuls für weitere Qualifizierungen oder Pro-fessionalisierung gilt. Das hat entsprechend stärkende Wirkung auf die Kinder und unterstützt die Kontakte zwischen den Eltern und die Möglichkeit ihrer Teilhabe an den Bildungsprozessen der Kinder.


Anmerkungen

(1) U.a. Roth, H.-J. & Terhart, H. (Hrsg.). (2015). Rucksack. Empirische Befunde und theoretische Einordnungen zu einem Elternbildungsprogramm für mehrsprachige Fami-lien. Münster: Waxmann.


Weitere Informationen erhalten Sie bei:

Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) Soziale Brennpunkte Niedersachsen e. V.
Direkte Ansprechpartnerin der LAG: Britta Kreuzer
(Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!)

Kommunale Integrationszentren (LaKI) Nordrhein-Westfalen



Hinweis:

Dieser Text ist im Rahmen der wissenschaftlichen Begleitung des vom Bundesfamilienministerium geförderten Programms „Kita-Einstieg: Brücken bauen in frühe Bildung“ durch das nifbe entstanden. Er ist ein Teil des digitalen Sammelordners "Kita-Einstieg Wissen kompakt" mit knappen prägnanten Texten zu diesem Themenbereich und einer Einführung zum Hintergrund.

Zum Programm KiTa-Einstieg



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