Vorschulische Leseförderung

Leseförderung kann bereits einsetzen, bevor ein Kind Lesen und Schreiben lernt. Die Faszination, die Bücher und Geschichten auf Kleinkinder ausüben, lässt sich nutzen, um Vorläuferfertigkeiten für das Lesen und Schreiben zu fördern. Dazu zählen beispielsweise die phonologische Bewusstheit, ein ausreichend großer Wortschatz und das Erkennen von Grammatikstrukturen. Im Elementarbereich bieten sich folgende Methoden an, um Kinder an das Lesen heranzuführen:

Dialogisches Vorlesen
Beim Dialogischen Vorlesen tritt der Vorleser oder die Vorleserin in Dialog mit den Kindern, während er oder sie eine Geschichte vorliest. Je nach Alter der Kinder können Fragen zu Details der Geschichte gestellt oder kreative Eigenleistungen der Kinder angeregt werden. Die Kinder können überlegen, wie die Geschichte weitergeht oder welche Beweggründe eine bestimmte Figur für ihr Handeln hat.

LiteracyLiteracy|||||Literacy in der frühen Kindheit und im Übergang zur Schule ist ein
Sammelbegriff für kindliche Erfahrungen und Kompetenzen rund um Buch-,
Erzähl-, Reim-und Schriftkultur
-Erziehung

Die Literacy-Erziehung fördert die Neugier aufs Lesen, indem sie Kinder Alltagssituationen nachspielen lässt, in denen Lesen und Schreiben notwendig sind. Die Kinder simulieren beispielsweise einen Besuch bei der Post, bei dem sie Briefe und Pakete „beschriften“ und zustellen.


Vorlesekultur in der Familie

Die Vorlesestudie der Stiftung Lesen, Die Zeit und der Deutsche Bahn Stiftung von 2017 zeigt, dass in Familien Lesen und Bildung als wichtig eingeschätzt werden, Eltern allerdings erst spät mit dem Vorlesen beginnen. Etwa 28 Prozent der Eltern lesen ihrem Kind in den ersten drei Lebensjahren nicht vor. Dabei ist diese Zeit für die Sprachentwicklung bedeutsam und die Eltern schätzen den Einfluss von Vorlesen für die Entwicklung ihrer Kinder grundsätzlich hoch ein. Einrichtungen für frühkindliche Bildung können informieren und Eltern für das frühe Vorlesen gewinnen. Für Bildungseinrichtungen, die Tipps zur frühkindlichen Leseförderung mit Babys und Kleinkindern an Eltern weitergeben möchten, stellt die Akademie für Leseförderung Niedersachsen ein Minibuch zur Verfügung. Es kann in deutscher, englischer, türkischer und arabischer Sprache heruntergeladen werden (zum Download hier).

Programme zur Leseförderung in der Familie

Im Idealfall begleitet ein regelmäßiges Vorleseangebot die kindliche Entwicklung kontinuierlich und beginnt bereits im ersten Lebensjahr. Das bundesweite Leseförderprojekt „Lesestart – Drei Meilensteine für das Lesen“ erreicht Kinder vom Kleinkindalter bis in die Grundschule hinein. Die Stiftung Lesen führt das Projekt durch. Es wird vom Bundesministerium für Bildung und Familie gefördert. Dreimal erhalten Familien ein altersgerechtes Buch sowie Ratgeber mit Tipps zur Leseförderung. Ob das Projekt in Zukunft fortgeführt wird, ist noch nicht bekannt. Ziel von „Lesestart“ ist es, Eltern auf die Bedeutung des regelmäßigen Vorlesens hinzuweisen und zum regelmäßigen Vorlesen zu motivieren.

In Anlehnung an das bundesweite Projekt wurde das Projekt „Lesestart Niedersachsen – Frühkindliche Bildung durch Öffentliche Bibliotheken“  ins Leben gerufen. Rund 120 Öffentliche Bibliotheken beteiligen sich niedersachsenweit und kooperieren mit Kinderärztinnen und -ärzten. Diese geben bei U6-Untersuchungen Lesestartsets an die jungen Familien weiter. „Lesestart Niedersachsen“ wird von der Büchereizentrale Niedersachsen in Kooperation mit der Stiftung Lesen und der Akademie für Leseförderung Niedersachsen durchgeführt; das Projekt wird vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur gefördert.

Lesevorbilder sind (nicht nur in der Familie) häufig weiblich. Dabei messen auch Männer dem Lesen grundsätzlich eine hohe Bedeutung zu. Trotzdem sind es in den Familien meist die Frauen, die ihren Kindern vorlesen. Mit der Initiative „Mein Papa liest vor!“ möchte die Stiftung Lesen Männer für die Relevanz des Vorlesens sensibilisieren. Berufstätige Eltern bekommen durch das Projekt schnellen Zugang zu spannenden Vorlesestoffen. Texte und Illustrationen werden an den Arbeitgeber übermittelt, der sie seinen Beschäftigten zur Verfügung stellt und sie das Material während der Arbeit sichten und ausdrucken lässt. Auch über die App „einfach vorlesen!“ erhalten Bildungseinrichtungen und Eltern regelmäßig neue Vorlesestoffe.

Vorleseaktionen gestalten

Neben der Familie sind Krippen und Kitas wichtige Akteurinnen in der frühkindlichen Leseförderung. Sie können Kinder erreichen, denen zu Hause wenig vorgelesen wurde. Der Einsatz von Kamishibai, Leselaternen, einem Buch als Dach und weiteren Präsentationsformen bringen Abwechslung ins Vorleseangebot. Anregungen dazu, wie sie Vorleseaktionen lebendig gestalten können, finden Sie in den Praxistipps der Akademie für Leseförderung Niedersachsen.

Um ein regelmäßiges Vorleseangebot in einer Kita zu verankern, bietet sich eine Vernetzung mit einer nahegelegenen Stadtbibliothek oder ehrenamtlichen Vorlesepatinnen und -paten an. Die Akademie für Leseförderung Niedersachsen veranstaltet niedersachsenweit Fortbildungen zu unterschiedlichen Schwerpunkten der Leseförderung. Diese Fortbildungen können Fachkräfte aus Kitas, Schulen und Bibliotheken sowie Vorlesepatinnen und -paten wahrnehmen. Außerdem pflegt die Akademie eine Netzwerkkarte, die Vorleseinitiativen aus ganz Niedersachsen verzeichnet.

Quellen:

  • Beck, Luna / von Dewitz, Nora / Titz, Cora: Im Fokus. Durchgängige Leseförderung. In: BiSS-Journal 3/2015, Köln. Hrsg. vom Fachkonsortium BiSS. S. 4–10.
  • online abrufbar unter http://www.biss-sprachbildung.de/pdf/Handreichung_Lesefoerderung_April_2016.pdf
  • Märk-Bürmann, Anke: Vor dem Lesen kommt das Vor-Lesen. Zur Bedeutung des Vorlesens für die Leseentwicklung von Kindern. In: Der Evangelische Buchberater 4/2013 S. 242–248.
  • Vorlesestudie 2017. Vorlesen und Erzählen als sprachliche Impulse in den ersten Lebensjahren. Hrsg. Stiftung Lesen. Mainz 2017. https://www.stiftunglesen.de/download.php?type=documentpdf&id=2128 (zuletzt aufgerufen am 26. März 2018)


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