Zweitspracherwerb schon früh möglich

Kinder sind in der Lage, mehrsprachig aufzuwachsen, ohne dass die Muttersprache darunter leidet. So lautet kurz zusammen gefasst das Ergebnis eines Forschungsprojektes von Prof. Dr. Kristin Kersten, Juniorprofessorin für Fremdsprachenunterricht und Zweitspracherwerb an der Uni Hildesheim. Je früher eine Zweitsprache erlernt werde, desto leichter falle es den Kindern, unterstrich Kersten.

In dem universitätsübergreifenden Projekt, an dem auch die Forschungsbereiche Psychologie und Interkulturelle Kommunikation mitwirken, untersucht Kristin Kersten, welche Faktoren Einfluss auf den frühen Fremdspracherwerb bei Kindern mit und ohne Migrationshintergrund haben. „Die Ergebnisse aus einem abgeschlossenen EU-Projekt in bilingualen Kindergärten weisen darauf hin, dass die Intensität, Dauer des Kontakts sowie das handlungsbegleitende Erlernen der Fremdsprache an Objekten, Bildern und der Umwelt entscheidend sind. Ob die Fremdsprache drei Stunden pro Tag oder eine Stunde pro Woche angeboten wird, ob die jeweilige Erzieherin in der Kita für fünf oder 25 Kinder zuständig ist – das macht viel aus“, sagt sie. Die Faktoren Geschlecht und Migrationshintergrund hatten keinen Einfluss auf das Sprachverständnis.

Wie Fremdsprachenlernen früh und erfolgreich beginnen kann, zeigt sich schon in bilingualen Kindergärten, sagt Kersten und erklärt: „Das Team ist zweisprachig, unter den pädagogischen Fachkräften sind Muttersprachler beider Sprachen. Beim Englischsprechen nehmen die ErzieherInnen Bezug zur Umwelt, setzen Mimik und Gestik, Bilder und Gegenstände gekonnt ein, um das Vokabular verständlich zu machen, und verwenden eine reichhaltige Sprache, mit wiederkehrenden Phrasen, Synonymen, Erklärungen und vielen Wiederholungen.“ In bilingualen Schulen in Hannover und Göttingen untersucht sie, wie Kinder zu 70 % in einer Fremdsprache unterrichtet werden (Filmbeispiel einer Göttinger Grundschule).

Welchen Einfluss die Herkunft beim Fremdsprachenlernen in der Schule genau einnimmt, welchen das soziale Umfeld oder die individuellen Voraussetzungen, wollen die Forscher empirisch herausfinden. Welche Potentiale bringen gerade mehrsprachige Kinder für erfolgreichen frühen Fremdspracherwerb mit? Ein Fokus der Studie liegt auf dem Übergang von der Kita in die Grundschule und die weiterführende Schule. Kooperationspartner sind die Hochschulen in Erlangen-Nürnberg, Kiel, Köln, Ludwigsburg, Paderborn und Weingarten. Eine Erweiterung des Projekts auf europäischer Ebene mit Partnerunis in Belgien, England, Estland, Italien, Rumänien und Schweden ist in Planung.

 

Quelle: Stiftung Universität Hildesheim




Zum Weiterlesen:

Elternbrief zur (bilingualen) Sprachbildung / -förderung


 



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