Vera Schmidt (1889-1937)

In Odessa geboren, studierte Schmidt Pädagogik in Kiew und war nach der Oktoberrevolution in Russland zwischen 1918 und 1920 in der Abteilung für Schulwesen des Volkskommissariats für Aufklärung in Moskau tätig. Hier entwickelte sie, zunächst von der revolutionären Bewegung unterstützt, ein Modell frühkindlicher, kollektiver Erziehung auf psychoanalytischer Grundlage und gründete 1921 in Moskau ein Kinderheim-Laboratorium, ein Heim für Kinder von einem bis fünf Jahren, in dem diese unter wissenschaftlicher Beobachtung und Begleitung nach psychoanalytischen Grundsätzen und dem Prinzip der Selbstregulierung der Bedürfnisse in der frühen Kindheit erzogen wurden.
Das Kinderheim, das aus politischen Gründen nur bis 1924 bestand, wurde zu einem Modell triebsublimierender Erziehung und hat wichtige Impulse zur Anwendung von und zur Auseinandersetzung mit psychoanalytischen Erkenntnissen in der Erziehungswissenschaft gegeben. Zu einer intensiven Auseinandersetzung mit dem Modell kam es Ende der 1960er Jahre im Zusammenhang der antiautoritären Studentenbewegung.

 

 

Literatur

  • Schmidt, V. (1924): Psychoanalytische Erziehung in Sowjetrussland. Leipzig, Wien, Zürich.

 

 

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Dieser Text ist urheberrechtlich geschützt. © 2011 Verlag Julius Klinkhardt. Quelle: Klinkhardt Lexikon Erziehungswissenschaft (KLE), hg. v. Klaus-Peter Horn, Heidemarie Kemnitz, Winfried Marotzki und Uwe Sandfuchs. Stuttgart, Klinkhardt/UTB 2011, ISBN 978-3-8252-8468-8. Nutzung mit freundlicher Genehmigung des Verlags. Das komplette Klinkhardt Lexikon Erziehungswissenschaft erhalten Sie im UTB-Online-Shop (Link s.u.)



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