Zur Wirksamkeit frühkindlicher Bildung
pädquis-Expertise zur den Auswirkungen der KiTa-Betreuung

Auf Basis eines Systematic Reviews wird in dieser Expertise ein umfassender und vertiefter Überblick über kurz- und langfristige Auswirkungen der Kindertagesbetreuung auf die Kompetenzentwicklung und die spätere Bildungslaufbahn der betreuten Kinder unter Berücksichtigung sowohl quantitäts- als auch qualitätsbezogener Indikatoren der Kindertagesbetreuung gegeben. Aus den Ergebnissen werden zudem Handlungsempfehlungen für die Ausgestaltung künftiger politischer Vorhaben zur Qualitätsentwicklung im Feld der Kindertagesbetreuung abgeleitet, die sowohl strukturelle als auch prozessuale Qualitätsaspekte berücksichtigen.
Schlaglichter aus den Ergebnissen:
- Die Mehrheit der einbezogenen Studien (Erscheinungszeitraum 2013-2024) findet für den Bereich der unter Dreijährigen (U3) weitgehend positive Effekte eines Besuchs institutioneller Angebote der Kindertagesbetreuung, eines frühen Eintritts in diese sowie der Intensität der Inanspruchnahme auf die sprachliche und kognitive Entwicklung der Kinder.
- Für den Bereich der Kinder ab drei Jahren (Ü3) lassen sich mehrheitlich eindeutig positive Effekte eines Besuchs, im Vergleich zu Kindern ohne institutionelle Betreuungserfahrung, und der Intensität der Inanspruchnahme auf die kognitive und sprachliche Entwicklung der Kinder sowie die spätere Bildungslaufbahn nachweisen.
- Für den U3-Bereich lassen sich auf Basis einzelner Studien positive Zusammenhänge zwischen strukturellen Qualitätsaspekten (z. B. Kinderanzahl, Fachkraft-KindSchlüssel) und der kindlichen sprachlichen Entwicklung feststellen.
- Im Ü3-Bereich finden sich positive Effekte von verschiedenen strukturellen Qualitätsaspekten (z. B. Raumgröße, Gruppengröße, Gruppenkomposition) für die kognitive Entwicklung. Dieses Muster trifft weitgehend auch für die sprachliche Entwicklung zu. Hinsichtlich der Auswirkungen von strukturellen Qualitätsaspekten auf die sozial-emotionale Entwicklung zeigen sich positive Effekte (z. B. Materialauswahl, Berufsjahre der pädagogischen Fachkräfte) und Nulleffekte (z. B. Qualifikation der Fachkräfte, Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund, Fachkraft-KindSchlüssel)
- Für die von Kindern erfahrene Prozessqualität im U3-Bereich lassen sich in vielen Studien deutlich positive Effekte für die sozial-emotionale und kognitive Entwicklung sowie die spätere Bildungslaufbahn der Kinder nachweisen.
- Für den Ü3-Bereich sind die Effekte der Prozessqualität eindeutig positiv belegt. So profitieren Kinder in ihrer sozial-emotionalen, sprachlichen und kognitiven Entwicklung von einer hohen Prozessqualität.
Fazit des Expertise
"Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass der vorliegende Überblick sowohl Effekte der Quantität als auch der Qualität frühkindlicher Bildung auf die kindliche Entwicklung aufzeigt. Insgesamt finden sich in Bezug auf die Quantität mehrheitlich positive Effekte eines Besuchs einer Kindertageseinrichtung, eines frühen Eintritts und des Betreuungsumfangs (sowohl im U3-Bereich als auch Ü3-Bereich) auf die sprachliche und kognitive Entwicklung von Kindern. Hingegen ist das Befundmuster auf die sozial-emotionale Entwicklung weniger eindeutig.
In Bezug auf die Qualität wird in den Ergebnissen die Bedeutung einer hohen Qualität in den Einrichtungen für die kindliche Entwicklung hervorgehoben – trotz der teilweise gemischten Befundlage. Dies bezieht sich insbesondere auf die Prozessqualität, aber auch auf strukturbezogene Qualitätsaspekte. Dagegen ist die Forschungslage zu den Auswirkungen der weiteren Qualitätsdimensionen wie Orientierungs-, Kontext- und Leitungsqualität lückenhaft.Das durchgeführte Systematic Review macht deutlich, dass insbesondere die Prozessqualität als zentrale Dimension pädagogischer Qualität (neben der Strukturqualität) nachweislich eine große Bedeutung für die sozial-emotionale, sprachliche und kognitive Entwicklung sowie die spätere Bildungslaufbahn von Kindern haben kann. Damit unterstützt die Expertise bisherige Befunde zur Bedeutung der Prozessqualität für die kindliche Entwicklung. Ausschlaggebend hierfür ist die Qualität, welche die Fachkräfte u. a. in den Interaktionen mit den Kindern und Eltern realisieren. Ausgehend von diesen Befunden sollte perspektivisch in die Verbesserung bzw. Stärkung der bereichsspezifischen Prozessqualität investiert werden.
Neben der hohen Bedeutung der prozessorientierten Qualitätsmerkmale verdeutlicht das Systematic Review, dass auch strukturelle Rahmenbedingungen die kindliche Entwicklung direkt (oder auch indirekt) beeinflussen können. Hier sind beispielhaft die Qualifikation der Fachkräfte, die Gruppengröße und der Fachkraft-Kind-Schlüssel (bzw. weiter gefasst die Betreuungsrelation) zu nennen."
Empfehlungen der Expertise
Aufgrund der Ergebnisse ihrer Expertise geben die Autor*innen u.a. folgende Empfehlungen:- Vor dem Hintergrund der skizzierten Relevanz einer hohen pädagogischen Qualität besteht die Notwendigkeit, die Einführung bundesweiter Qualitätsstandards gezielt weiterzuverfolgen – und damit bestmögliche Bedingungen für das Feld der Kindertagesbetreuung und ihrer Akteursgruppen zu fördern. Hierbei sollte unter Einbezug wissenschaftlicher Expertise auf nachweislich wirksame Qualitätskriterien gesetzt werden.
- Die Ergebnisse der internationalen Studien lassen erkennen, dass ein früher Besuch einer öffentlich organisierten Kindertagesbetreuung soziale Benachteiligungen abmildern kann, sofern die Qualität hoch ausgeprägt ist. Insofern gilt es, gerade denjenigen Familien, deren Kinder von einem (frühen) Kitabesuch besonders profitieren können, den Zugang zu qualitativ hochwertigen Einrichtungen zu ermöglichen. Es geht darum, die Teilhabechancen für Kinder aus Familien in herausfordernden Lebenslagen zu erhöhen.
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- Zuletzt bearbeitet am: Freitag, 14. Februar 2025 12:31 by Karsten Herrmann