Von der Integration zur Inklusion

Kinder mit Behinderungen in Krippe und KiTa

Inhaltsverzeichnis

  1. Organisationsformen der gemeinsamen Bildung, Betreuung und Erziehung
  2. Das Potenzial der Peergruppe
  3. Modell der integrativen Prozesse
  4. Literatur

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Modell der integrativen Prozesse – ein Analyserahmen für die eigene pädagogische Arbeit


Auch wenn die Anforderungen an eine inklusive Frühpädagogik zunächst hoch erscheinen, kann man davon ausgehen, dass nur eine qualitativ hochwertige Kindertageseinrichtung eine gute Einrichtung für alle Kinder ist. Eine solche Einrichtung zeichnet sich dadurch aus, dass Formen der Beobachtung und Dokumentation der Fähigkeiten und Bedürfnisse der Kinder als ein Ausgangspunkt für die Formulierung individueller Bildungsziele gesehen werden. In engem Austausch mit der Familie und in Abstimmung mit begleitenden Maßnahmen wie Therapien und Frühförderung kann dies zu mehr Sicherheit im Umgang mit dem behinderten Kind führen und zur Grundlage eines vertrauensvollen Betreuungsverhältnisses werden.

Integration im Sinne Reisers bedeutet also nicht eine unrealistische Forderung nach der Gleichheit aller, sondern akzeptiert die Andersartigkeit von Interaktionspartnern, ohne diese als Abweichung zu verstehen und als Anlass zur Ausgrenzung zu nehmen. Das Modell der integrativen Prozesse bietet vielmehr einen Analyserahmen für die Reflexion der eigenen pädagogischen Arbeit in der Kindertageseinrichtung (Albers 2011, S. 12):

  • Wie ist meine eigene Einstellung gegenüber Heterogenität?
  • Wie gestalte ich die Interaktion mit Kindern und Erwachsenen, und welche Bedeutung spielen dabei Hierarchien in der Zusammenarbeit mit Eltern?
  • Kann in diesem Zusammenhang von einer echten Erziehungs- und Bildungspartnerschaft gesprochen werden?
  • Welche Vorurteile werden in der Arbeit offensichtlich?
  • Wie kann ein pädagogisches Setting geschaffen werden, das sich an den Bedürfnissen aller Kinder orientiert und entwicklungsangemessene Impulse zur Förderung gibt?
 
Werden auf den dargestellten Ebenen integrative Prozesse in Gang gesetzt, kann davon ausgegangen werden, dass damit positive Effekte auf die Entwicklung aller Kinder erzielt werden können, nicht nur auf die der Kinder mit Behinderung. In diesem Zusammenhang kann das Modell der integrativen Prozesse auch zu einer Formulierung von Qualifikationsanforderungen an frühpädagogische Fachkräfte genutzt werden:

  • Auf der subjektiven Ebene: Reflexive Haltung bezüglich der eigenen Einstellung gegenüber Heterogenität und der damit einhergehenden Erziehungs- und Bildungsvorstellung, forschender Habitus, kritische Reflexion und begründeter Einsatz von (normierter/prozessorientierter) Diagnostik und (standardisierten/alltagsintegrierten) Förderprogrammen
  • Auf der interaktionalen Ebene: Ermöglichung von Interaktion, Kommunikation in der Peergroup, Individualisierung von Bildungsprozessen auf der Grundlage theoriegeleiteter Beobachtung und sozialdidaktischer Analyse der kindlichen Lebenswelt, Kooperation mit den Eltern, Beratung, interdisziplinärinterdisziplinär|||||Unter Interdisziplinarität versteht man das Zusammenwirken von verschiedenen Fachdisziplinen. Dies kann auch als „fächerübergreifende Arbeitsweise“ verstanden werden, z.B wenn Psychologen, KinderärztInnen, ErzieherInnen und Lehrende zusammen an einer Fragestellung arbeiten.e Zusammenarbeit mit Fachpersonal
  • Auf der institutionellen Ebene: Abbau von Barrieren, Partizipation von Kindern und Familien ermöglichen, Bereitstellung entwicklungsadäquater Bildungsanlässe und Lernumgebung, Öffnung der Institution im Hinblick auf die Kooperation mit informellen Bildungs- und Lernorten im Stadtteil, die Einbindung von Familien, Organisationsentwicklung, Vernetzung mit Frühen Hilfen, Sozialpädiatrie und Frühförderung
  • Auf der gesellschaftlichen Ebene: Positionierung gegenüber ethischen und gesellschaftlichen Fragestellungen, Vermeidung von Stereotypisierungen und Ausgrenzung, Öffentlichkeitsarbeit, Gemeinwesenorientierung.
 


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