Sexuelle Bildung von Anfang an

Oder warum Sexualität ein elementar-pädagogisch bedeutsames Lernmoment ist

Inhaltsverzeichnis

  1. 1.1 Sexualpädagogik- ein Teilgebiet der Sozialpädagogik
  2. 1.2 Sexualerziehung als Sozialerziehung
  3. 1.3 Von der Sexualaufklärung über die Sexualpädagogik hin zur sexuellen Bildung
  4. 2. Sexuelle Bildungskompetenzen
  5. 2.1 Sexuelle Bildungskompetenzen in einzelnen Handlungsfeldern
  6. 2.2 Sexuelle Bildung & sexuelle Entwicklung in der Kindheit
  7. Sexuelle Entwicklung im Jugendalter
  8. 3. Sexuelle Bildung & Arbeit mit Sorgeberechtigten
  9. 3.1 Der Elternabend
  10. Literatur

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2.2 Sexuelle Bildung & sexuelle Entwicklung in der Kindheit

Um in den einzelnen Handlungsfeldern adäquat sexuelle Bildung verwirklichen zu können, bedarf es eines sexuologischen Grundwissens über die menschliche Sexualentwicklung, die im Folgenden ausbuchstabiert wird. Grundsätzlich gilt, dass die humane Sexualentwicklung schon im Mutterleib beginnt. Bereits männliche Föten sind dabei beobachtet worden, wie sie ihren Genitalien manipulieren (vgl. Nilsson 2003; Bornemann 1981).

Das erste Lebensjahr
Im ersten Lebensjahr kommt besonders dem Mund eine bedeutende Funktion zu. Menschen erfahren in dieser von Freud als ‚orale Phase‘ bezeichneten Lebensabschnitt die zentralsten Informationen über den Mund. Dies ist auch deshalb nicht verwunderlich, da alle lebenswichtigen Aspekte, wie bspw. Nahrungsaufnahme, über das Säugen bzw. über die Fläschchengabe erfolgt. Der innige Kontakt, der über das Säugen/Stillen erfolgt, verstärkt daher den Lustgewinn, der mit dem Mund verbunden ist. Daher konstatiert Löbener (1998), dass der Mund das zentrale Lust- und Erkundungsorgan des Menschen in dieser Lebensphase ist.

Neben der Nahrungsaufnahme ist aber auch die Herstellung eines Urvertrauens unerlässlich in dieser Entwicklungsphase. Der Umstand, dass der Stillvorgang auch eine intime Phase zwischen Bezugsperson und Kleinstkind darstellt, schafft die Möglichkeit, immer wieder die Erfahrung zu machen, sicher und geborgen zu sein, insofern die Erwachsenen in der Lage sind, den Stillvorgang auch sprachlich positiv zu gestalten. Mertens (1997) drückt dies wie folgt aus: „Im Falle eines glücklichen Dialogs führt dies zu der Erfahrung von Urvertrauen und bei Erwachsenen zu einem Harmonieren der Körper, einer großen sinnlichen Freude in allen Arten des gegenseitigen Streichelns, Schaukelns und Wiegens und im psychischen Sinn zu einem Sich-aufgehoben-Fühlen in der Erziehung“ (Mertens 1997:57). Dieses Urvertrauen ist auch innerhalb des ersten Lebensjahres insofern essenziell, da Kinder erst mit einer Grundbasis an Vertrauen in die Lage versetzt werden, sich explorativ die Welt zu erschließen. Diese Welterschließung erfolgt zunächst über Robben, später über Krabbeln und findet circa um das erste Lebensjahr herum auch schon mit den ersten Schritten statt.

Zusammenfassend kann die zentrale Aufgabe des ersten Lebensjahres wie folgt subsumiert werden: „Nähe und Getrenntsein, zwischen Loslassen und Festhalten und zwischen sich selbst und den anderen [zu] beherrschen [ist eine zentrale Entwicklungsaufgabe]“ (Löbner, 1998:36).
Wenngleich auf den ersten Blick betrachtet die orale Phase als basales Entwicklungsmoment betrachtet werden kann, so ist unverkennbar, dass die Freude am Oralen den Menschen lebenslänglich begleitet. Im weiteren Entwicklungsverlauf wird die Frage des Oralen in verschiedenen Kontexten auftauchen, bspw. bei der Freude und dem Genuss von gutem Essen und natürlich auch in Form von Oralsex.


Merke: Die Weltaneignung im ersten Lebensjahr erfolgt vorrangig über den Mund (orale Phase). Stillsituationen können, wenn diese sensibel sprachlich und haptisch begleitet werden, zeitgleich das Urvertrauen des Kindes stärken.



Das zweite Lebensjahr
Im zweiten Lebensjahr stehen die Genitalien im Fokus der Aufmerksamkeit. Freud bezeichnet dies als ‚phallische Phase‘, verortet diese allerdings ins 4. Lebensjahr (vgl. Freud 2010). Insgesamt ist jetzt der Körper eine große Erkundungszone was Schuhrke (1997) als „Körperentdeckung“ bezeichnet und deren essenzielle Relevanz für diese Entwicklungsphase betont, „[…] schon deshalb, weil hier notwendige Informationen über den Körper erstmals aufgenommen und organisiert werden“ (Schuhrke, 1997 in Ortland, S. 38).“

Bei Mädchen kann mitunter beobachtet werden, wie sie sich Kissen zwischen ihre Beine schieben und sich daran reiben, auch Sofaecken werden dahingehend gerne umfunktioniert. Das Reiben führt meist zu ‚glasigen‘ Augen und die Kinder können kurzzeitig apathisch wirken- hierbei handelt es sich um elementare Vorstufen eines Orgasmus. Der Erkundungsdrang der Genitalien wird auch in der Familie fortgesetzt, indem bspw. beim Baden die Genitalien der Sorgeberechtigten genauer inspiziert werden. Hierbei ist wichtig, auch eigenen Grenzen zu wahren. Einerseits darf nicht zu forsch eine Absage an den Forschungsdrang der eigenen Kinder erteilt werden, anderseits ist es aber auch angemessen, dem Kind ggf. eigene Schamgrenzen aufzuzeigen und „nein“ zu sagen.


Merke: Der Aufmerksamkeitsfokus im zweiten Lebensjahr liegt bei der Erkundung der eigenen und fremden Genitalien. In dieser Phase werden nach psychoanalytischer Auffassung die Grundlagen der Geschlechtsidentität gelegt.



Das dritte Lebensjahr

Im dritten Lebensjahr stellt die Sauberkeitserziehung die größte Herausforderung sowohl für das Kleinkind als auch für die Sorgeberechtigten dar (vgl. Löbner 1998). Freud bezeichnet diese Phase als ‚anale Phase‘ (Freud 2010). Erst um das dritte Lebensjahr herum ist der Mensch anatomisch betrachtet in der Lage, aktiv seinen Schließmuskel zu kontrollieren. Dabei wird der Ausscheidungsvorgang als lustvoll erlebt. Der Fähigkeitszuwachs über eigene Ausscheidungen bestimmen zu können, stärkt auch das Selbstwirksamkeitsgefühl des Kindes. Zeitgleich ist auch die Fähigkeit, etwas aktiv zu produzieren, für Kinder faszinierend. Diese Faszination führt mitunter auch dazu, dass Kinder mit ihrem Kot spielen wollen - dies ist auf Grund hygienischer Problematiken schwierig, daher bietet es sich an, eine Ersatzbefriedigung, wie Matsch, Sand oder Ton anzubieten, um diesem Bedürfnis dennoch Rechnung tragen zu können.

Zeitgleich entwickelt sich auch die ‚Ich-Phase/Phase der Willensbildung‘, früher auch als Trotzphase bezeichnet. Die Phase des eigenen Gewahr-Werdens, der eigenen Grenzsetzung ist sowohl für das Kind als auch für seinen sozialen Nahraum mit Konflikten verbunden. Diese Phase ist aber nicht zu unterschätzen, da die Fähigkeit ‚nein‘ zu sagen, essenziell ist, insofern Kinder hier erstmalig ihre Grenzen bestimmen können. Gerade unter dem Aspekt des Schutzes vor sexuellen Übergriffen ist es wichtig, Kinder darin zu bestärken, angemessen ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse zu reformulieren. Das Achten der kindlichen Grenzen hilft den Kindern auch zu verstehen, dass sie ein Anrecht auf ihren eigenen Körper, ihre eigenen Bedürfnisse und eigenen Wünsche haben.
Im Rollenspiel erwerben die Kinder sukzessive die Fähigkeit, verschiedene Rollen einzunehmen, deren sozial-emotionalen Gehalt zu habituieren und auch ein empathisches Verständnis für das Gegenüber zu entwickeln (vgl. Oerter 1998, 2002)


Merke: Die anale Phase ist im dritten Lebensjahr verortet und kennzeichnet sich durch das Lusterleben bei Ausscheidungsvorgängen. Die Beherrschung des Schließmuskels steht dabei im Vordergrund. Die parallel verlaufende Phase der Willensbildung versetzt das Kind in die Lage, eigene Grenzen zu formulieren. Diesen Prozess gilt es zu unterstützen, da es eine Möglichkeit ist, dass Kinder weniger stark Opfer sexualisierte Gewalt werden.



Das vierte Lebensjahr
Im vierten Lebensjahr entwickelt sich die Körperscham & erste Liebesbeziehungen werden auch im Rollenspiel zelebriert. Nun sind Hochzeitsspiele beliebt, wobei hier die Idee der exklusiven einmaligen lebenslangen Ehe von den Kindern nicht durchgehalten wird, vielmehr ist zu beobachten, dass „Eheschließung“ und „Scheidungstermin“ zeitlich kaum auseinanderliegen. Auch Sätze wie „Wenn ich groß bin, heirate ich mal Mama bzw. Papa“. In diesem Zusammenhang ist auffällig, dass heteronormativnormativ|||||Normativ  bedeutet normgebend, somit wird etwas vorgeschrieben, dass Normen, Regeln oder ein „Sollen“ beinhaltet.e Paarungsmuster auch hier bereits verfolgt werden und wenig gleichgeschlechtliche Liebesbeziehungen bekundet werden, wenngleich diese zu beobachten sind (vgl. Millhofer 1995). Dieser Umstand hängt stark damit zusammen, dass Kinder Sexualität erlernen. So belohnen besonders Mütter geschlechtstypisches Verhalten von Mädchen. Väter belohnen geschlechtstypisches Verhalten von Jungen. Gleichzeitig wird geschlechtsuntypisches Verhalten bestraft (vgl. Langlois/Downs 1980).

Die Normierung von Geschlechterrollen und Präferierung heterosexueller Paarungsmuster wird u.a auch stark durch die Spielzeugindustrie (sogenanntes Gendermarketing) unterstützt. So werden klar zuzuordnende, zumeist auch mit „geschlechtsspezifischen Farbcodes“ versehene Spielzeuge produziert.

Neben den Rollenspielen wird auch der Körper des gleichen und des anderen Geschlechts interessant. Dem Interesse wird zumeist beim gemeinsamen Toilettengang nachgegangen, bei dem vor allem die Erkundung der nackten Körper einen großen Raum gegeben wird. Allerdings muss hier einschränkend bemerkt werden, dass Kinder zwischen dem 4. und 7. Lebensjahr auch ein natürliches Schamgefühl entwickeln. Je nach Persönlichkeit des Kindes ist dieses in diesem Alter noch mehr am Erkunden interessiert oder aber am Verbergen seiner Geschlechts- und Ausscheidungsvorgänge (vgl. Schuhrke 1999).


Merke: Im vierten Lebensjahr ist eine Ambivalenz zwischen Körpererkundung und einsetzender Körperscharm zu erkennen. Besonders die Rollenspiele (Vater-Mutter-Kind und Heiraten) stehen jetzt im Vordergrund mit dem Ziel, eigene Geschlechterrollen auszuprobieren. Geschlechtstypisches Verhalten wird nicht nur durch die Bezugspersonen präferiert, sondern auch durch Spielzeug verstärkt. Für pädagogische Fachkräfte bedeutet dies vorrangig, Medien und Material kritisch in Bezug auf Geschlechterklischees hin zu überprüfen und möglichst eine große Bandbreite an verschiedenen Rollenmodellen auch für inter* und trans* Kinder anzubieten.



Das fünfte Lebensjahr
Die regelmäßigen U-Untersuchungen werden von Kindern unterschiedlich erlebt und im Rollenspiel (Doktorspiele) verarbeitet, wobei auch hier dem Genital- und Analbereich mitunter viel Aufmerksamkeit geschenkt wird (vgl. Löbner 1998). Im Doktorspiel sind allerdings zwei Elemente enthalten. Einerseits das spielerisch-erkundende Verhalten und andererseits Machtelemente, die im Spiel zumeist zu Gunsten der ärztlichen Person liegen, der*die Anweisungen gibt, was zu tun ist. Dies ist nicht verwunderlich, da die Kinder im Kontext von ärztlichen Besuchen genau jene Erfahrung machen, die sie nun spielerisch verarbeiten. Deshalb gilt es für Doktorspiele, wie insgesamt für alle Spiele, Regeln aufzustellen. Eine zentrale Regel lautet dabei: „NEIN“ heißt „NEIN“. Der Wille des Gegenübers ist zu respektieren. Auch werden keine Gegenstände in Körperöffnungen eingeführt.

Für Kinder ist ein Rückzugsraum, der ihnen Ruhe und Sicherheit garantiert, essenziel. Daher bietet es sich an, einen Kuschelbereich in der Kita zu installieren und mit den Kindern in diesem Zusammenhang auch die Regeln für diesen spezifischen Ort festzulegen. Grundsätzlich gilt, dass Doktorspiele nicht sanktioniert oder verboten werden sollten, da diese eine sehr sensible Phase innerhalb des Sexuallernens darstellen.


Merke: Doktorspiele werden zu beliebten Rollenspielen der Fünfjährigen, wobei Erfahrungen von Kinderärzt*inbesuchen verarbeitet werden und zeitgleich auch die Erfahrung gesammelt wird, wie sich eine machtvolle Position als ärztliche Person anfühlt, als auch eine weniger mächtige Position als Patient*in.



Das sechste Lebensjahr
Das sechste Lebensjahr ist auch biografisch betrachtet ein Jahr voller Transitionen. Zum einen ist in aller Regel der Übergang zwischen Kita und Grundschule durch die Kinder zu vollziehen und anderseits werden jetzt auch Geschlechtertrennungen vorgenommen. Im Sinne von ‚Mädchen sind zickig, Jungen sind doof‘. In dieser Entwicklungsphase horten sich Kinder je nach Geschlechtszugehörigkeit zusammen. Dabei legen die Kinder größten Wert darauf, sich geschlechtsrollenkonform zu verhalten - geschlechtsrollenkonform ist hierbei zumeist mit stark stereotyp gleichzusetzen. War es zuvor noch möglich, geschlechtsunabhängig Freundschaften zu pflegen, wird eine derlei Beziehung noch von den Peers sehr kritisch beäugt und mitunter auch sanktioniert. Ein Junge, der sich nicht geschlechtsrollenkonform verhält, wird dafür von seinen Geschlechtsgenossen schnell als „Mädchen“ bezeichnet, was als schwerwiegender Ausschluss aus der Geschlechtergruppe empfunden werden kann. Mädchen neigen in dieser Phase häufig dazu, sich sehr „mädchenhaft“ zu geben. Dieses Mädchenhafte wird zumeist an bis dato schon verinnerlichten Körper- und Kleidungsidealen festgemacht.

Es existiert scheinbar keine größere Verfehlung als nicht geschlechtsangemessen zu sein: „die Kinder [suchen] jeweils die Selbstvergewisserung als Mädchen bzw. Junge […], das ausschließliche Zusammensein mit ihresgleichen dient der Identitätssicherung“ (Philipps, 2000:32).


Merke: Das sechste Lebensjahr kann zusammenfassend mit dem Satz formuliert werden: „Ich will unbedingt zu meiner Geschlechtergruppe dazugehören“.



Das siebte Lebensjahr
Die in der Psychoanalyse als Latenz-Phase bezeichnete zeitliche Entwicklungslinie beginnt um das siebte Lebensjahr herum und geht bis zum Beginn der Pubertät. Mittlerweile haben die Kinder grundsätzliche Erfahrungen mit ihrer Geschlechterrolle gesammelt und sind zumeist bezogen auf ihre Geschlechtsidentität relativ sicher, was sich auch in der Zuordnung zu einem Geschlecht wiederspiegelt. Die Herausforderung mit der Zuordnung bleibt für jene Kinder bestehen, die sich weder dem einem noch dem anderen Geschlecht zuordnen können bzw. sich ‚im falschen Körper‘ empfinden (Trans*). Hier gilt es gerade von pädagogischen Fachkräften besonders hinzuschauen und frühzeitig Hilfe im Sinne von Anerkennung zu leisten. Es kann in einer emanzipatorischen Sexualerziehung nicht darum gehen, die*den Einzelnen in ein dichotomes Geschlechterschema zu pressen. Vielmehr sind Pädagog*innen angehalten, jenen Kindern die Möglichkeit zu eröffnen, so leben zu können, wie es für sie passend ist.

„Die Sexualisierung der Beziehung, wie sie bei 4- bis 5-jährigen Kindern anzutreffen ist, verringert sich deutlich und zärtliche Impulse gewinnen die Oberhand“ (Mertens, 1996:117). Die Geschlechter unterscheiden sich insofern, als dass Mädchen verstärkt nach Anerkennung bei den Erwachsenen suchen, Jungen hingegen stärker die Anerkennung der Peers benötigen (vgl. Millhofer 1998). Die durch die Kinder vorgenommene relativ starke Trennung nach Geschlecht weicht sich zusehends auf. „Die Kinder spüren, dass körperlich-sexuelle Nähe sehr lustvoll sein kann […]. Andererseits ist ihnen diese Form von Nähe und Beziehung auch noch fremd und unheimlich.“ (Gnielka 2012: 19). Die Lust auf den eigenen Körper wird spürbar und die Kinder beginnen nun, sich selbst zu befriedigen. „Auffällig ist, dass Selbstbefriedigung für Jungen und Männer eine viel selbstverständlichere Angelegenheit ist als für Mädchen und Frauen“ (Gnielka 2012: 29).

Die Latenzphase wird in der Literatur für Jungen häufig stärker als problematisch beschrieben, da der gesamte Elementar- und Grundschulbereich von Frauen dominiert wird und Jungen in einer „permanenten Beweispflicht ihrer Männlichkeit, vor allem in der männlichen Peergroup“ stehen (Milhofer, 1998:97). Wenngleich dieses Erklärungsmuster weit in der Literatur Rezeption erfahren hat, so ist dessen geistige Grundlage biologistisch, geschlechtsbinär und heteronormativ aufgeladen. Hier gilt es für zukünftige Pädagog*innen dieses normative Gehalt der sexologischen Literatur kritisch zu reflektieren.

Mit zunehmendem Alter erfolgt auch kognitiv ein Entwicklungsschub. Die Kinder sind nun in der Lage, komplexere Sozialbeziehungen besser zu verstehen. „Erst im Laufe der Grundschulzeit können sie verstehen, dass ein Kind nicht deshalb entsteht, weil Mama und Papa sich lieb haben oder verheiratet sind, sondern weil nach dem Geschlechtsverkehr im Körper der Mutter eine Befruchtung von Samen und Eizelle stattfindet“ (Gnielka, 2012:25). Grundsätzlich sind Kinder jetzt auch in der Lage, den Lustaspekt der Sexualität zu verstehen. Dieser wird aber von den Erwachsenen häufig ausgespart, aus Sorge, die Kinder damit zu überfordern. Dabei sind Kinder in diesem Alter häufig noch unbefangen und stellen viele Fragen rund um das Thema Liebe, Sexualität und Lust, die durch die pädagogische Fachkraft beantwortet werden sollten.


Merke: Innerhalb der Latenzphase ist ein vordergründiger Rückgang am Interesse und sichtbaren Ausprobieren zu verzeichnen. Dessen ungeachtet finden nun vorrangig heimlich (wegen des Schamgefühls) erste Onanie Versuche statt. Auch das Verhältnis zwischen den Geschlechtern wird aufgeweicht und es findet keine so starke Separierung wie zuvor mehr statt.



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