Projekte

Kinderzeichnungen im Kulturvergleich

Projektbeschreibung:

Das Verbundprojekt orientiert sich an einer kultursensitiven Entwicklungspsychologie und verfügt somit über einen gemeinsamen theoretischen Rahmen. Wir gehen davon aus, dass Entwicklung ein aktiver konstruktiver Prozess ist, der in einem kulturellen Kontext stattfindet und in dem Erwerb adaptiver kultureller Konzepte und kultureller Techniken besteht. Von Anfang an konstruieren Kinder auf diese Art und Weise ein Konzept von sich selbst. Eine der ersten selbständigen Ausdrucksformen des Selbst sind Zeichnungen, von sich selbst und ihrer Umwelt. Kinder freuen sich daran, bildnerische Zeichen zu setzen und damit Spuren zu hinterlassen. Das ist zunächst nicht an Papier und Bleistift/Farben gebunden, sondern kann in unterschiedlichen Medien und mit unterschiedlichen Materialien ausgedrückt werden. Dieses universelle menschliche Bedürfnis kann als eine kulturelle Universalie verstanden werden, die vermutlich in der Menschheitsgeschichte begründet ist. Das ungerichtete Markieren wird durch das Kritzelstadium als erste Phase der bildnerischen Gestaltung des Menschen abgelöst. Etwa im Alter zwischen 1 1/2 und drei Jahren sind bei Kindern verschiedene Ausdrucksformen des Kritzelns zu beobachten, die neben der Lust des kleinen Kindes, Markierungen zu setzen, auch schon graphische Differenzierungen beinhalten. Mit etwa 2 Jahren verfügen Kinder über ein graphisches Repertoire von etwa 20 Zeichen. Auch diese sind in den unterschiedlichsten Kulturen sehr ähnlich. Sie sind Ausdruck des motorischen Antriebes zum Handeln und damit des Selbstgefühls des kleinen Kindes. Sie repräsentieren ein visuelles Ergebnis dieses frühen Selbstgefühls. Gleichzeitig demonstrieren sie eindringlich, dass das Handeln sichtbare Konsequenzen hat, ein erstes Szenario, Wirksamkeit und Selbstwirksamkeit zu demonstrieren. Daher werden diese Setzungen früher Spuren auch zumeist nicht mit der bildnerischen Absicht in Verbindung gebracht, sondern mit der Demonstration von Individualität und Autonomie. Nach diesen ersten Formen des Hinterlassens von Spuren versehen Kinder ihre Produktionen sehr schnell mit sinnhaften Deutungen. Auf Aufforderung "malen" Kinder sich selbst und alles andere, oder um was man sie sonst bittet. Sie können Detaildeutungen ihrer Produkte geben, wenn diese für den Betrachter auch nicht nachvollziehbar sind. Dass diese Deutungen nicht beliebig sind, kann man daran erkennen, dass schon 2- bis 3jährige die Deutungen über eine Zeitspanne erinnern können. Allerdings können sie die Bedeutungen auch schnell ändern. Danach wird das Kritzeln schematischer und einzelne Formen werden miteinander verbunden. Dabei geht es nicht um die Reproduktion der Wahrnehmung oder gar der Realität, sondern um die Materialisierung der kindlichen Vorstellungen und Phantasien. Danach werden Schemata hergestellt, die aus der Zusammensetzung verschiedener geschlossener Formen bestehen, wie z. B. Kreis, Viereck, Dreieck, Oval. Unter diesen Schemabildungen spielt die Kategorie menschliche Figur eine besondere Rolle, mit der wir uns in diesem Artikel beschäftigen wollen. Zwischen 3 und 5 Jahren vollziehen die meisten Kinder den Übergang von nicht figurativen Kritzelzeichnen zum gegenstandsanalogen, figurativen repräsentationalen Zeichnen. In diesem Entwicklungskontext beschäftigen sich die beiden Projekte mit bildnerischem Erlebnisausdruck von Kindern im Alter von drei bis sechs Jahren. Dabei sollen Familiendarstellungen (Osnabrück) und freie Zeichnungen (Hannover) erhoben werden. Die kulturelle Folie wird in beiden Projekten durch den Vergleich türkisch stämmiger und deutscher Kinder analysiert. Die Kooperation soll in verschiedenen Formen stattfinden, wodurch sich zum einen Synergieeffekte bei der Planung und Durchführung der Projekte ergeben und zum anderen Ergebnisse gewonnen werden können, die über die in den beiden Einzelprojekten erwarteten Ergebnisse hinausreichen (Zugewinn).

Projektdetails

Projektart:Forschungsprojekte
Laufzeit:01.09.2009 - 30.08.2011
Straße:Schloßwender Str. 1
Ort:30159 Hannover

Ansprechpartner

Name: Prof. Dr. Elfriede Billmann-Mahecha und Prof. Dr. Heidi Keller
Email: Billmann@psychologie.uni-hannover.de
Telefon: 0511-762-17399