Aktuelle Fachbeiträge

Hintergrundinfo: Sprachen von Flüchtlingen

Damit Menschen, die derzeit nach Deutschland flüchten, möglichst rasch und erfolgreich integriert werden können, ist es wichtig, dass sie möglichst schnell die deutsche Sprache erlernen. Das gilt auch für die Kinder aus Familien mit Fluchterfahrungen: So sind Kompetenzen in der deutschen Sprache wichtig für den schulischen Erfolg, aber auch bereits um von Bildungsangeboten in der Kita profitieren zu können. In Kita und Schule sollen daher die sprachlichen Kompetenzen der Kinder gefördert werden. Hierzu gehört auch, die Erstsprache(n) der Kinder und ihrer Eltern wertzuschätzen und die Kinder in ihrer mehrsprachigen Entwicklung zu unterstützen. Die PädagogInnen benötigen hierzu Informationen über den sprachlichen Hintergrund der Kinder. Dies betrifft einerseits die Verwendung von Sprachen in der Familie und im Umfeld des Kindes, wie sie z.B. mit Hilfe von Erhebungsbögen wie den „Mehrsprachigkeits-Kontexten“ (Ritterfeld & Lüke 2013) erhoben werden können. Andererseits kann es hilfreich sein, über Informationen zu den einzelnen Sprachen zu verfügen, die in den Herkunftsländern gesprochen werden. Dabei lässt sich häufig nicht direkt von dem jeweiligen Herkunftsland auf die in der Familie gesprochene Sprache schließen, da die meisten der Herkunftsländer mehrsprachig sind und viele Sprachen in unterschiedlichen Ländern gesprochen werden. Zusätzlich zu unseren Hintergrundinfos zu Herkunftsländern von Flüchtlingen haben wir daher Informationen zu einigen der Sprachen zusammengestellt.



Arabisch


Die arabische Sprache wird in Saudi-Arabien und den Vereinten Arabischen Emiraten gesprochen, aber z.B. auch in Ägypten, Algerien, Irak, Jordanien, Libanon, Libyen, Marokko, Sudan, Syrien, Tschad und Tunesien. Arabisch ist eine der sechs offiziellen UNO-Sprachen, in 25 Ländern ist es (allein oder neben anderen Sprachen) Amtssprache (el Zarka o.J.). Ca. 240 Millionen Menschen sprechen Arabisch als Muttersprache (Lewis et al. 2015). In Saudi-Arabien und den Vereinten Arabischen Emiraten werden ausschließlich Arabisch sowie Südarabisch gesprochen, in den anderen arabischsprachigen Ländern gibt es daneben auch andere semitischen oder afroasiatische Sprachen bzw. Französisch als ehemalige Kolonialsprache. In allen Ländern mit überwiegend muslimischer Bevölkerung ist Arabisch zumindest Minderheiten- oder liturgische Sprache (z.B. Nigeria, Iran, Pakistan, Indien) (Lehmann 2009).

Arabisch zählt zu den semitischen bzw. afroasiatischen Sprachen (Lehmann 2009). Die arabische Standardsprache basiert auf dem klassischen Arabisch, der Sprache des Korans. Sie verfügt daher über ein hohes Prestige (Lehmann 2009). Neben der Standardsprache zählt die Sprachdatenbank Ethnologue 27 arabische Dialekte auf, die in unterschiedlichen Ländern und Regionen gesprochen werden, hinzu kommen mehrere Kreolsprachen, also Mischsprachen aus Arabisch und einer anderen Sprache (Lewis et al. 2015). Die arabischen Dialekte sind von der Standardsprache weit entfernt und teilweise nicht gegenseitig verständlich (Lehmann 2009). Eine Verständigung zwischen Sprechern aus weit entfernten arabischsprachigen Regionen ist daher oft nur mit Hilfe der Standardsprache bzw. einer anderen Sprache, z.B. einer ehemaligen Kolonialsprache möglich (el Zarka o.J.).

In den einzelnen arabischsprachigen Ländern haben sich überregionale Sprachformen entwickelt, die zumeist auf dem Dialekt einer Metropole basieren. Die meisten Sprecher hat dabei das ägyptische Arabisch mit ca. 50 Millionen Sprechern. Die überregionalen Sprachformen dienen als Umgangssprache für die allgemeine Kommunikation, während die Standardsprache nur für schriftsprachliche Texte sowie für formale Kommunikationssituationen genutzt wird. Das bedeutet auch, dass die arabische Standardsprache erst in der Schule gelernt wird und Menschen, die nicht alphabetisiert sind, diese Sprachform nicht beherrschen (ebd.).

Die arabische Schrift wird von rechts nach links geschrieben. Abhängig davon, ob er am Beginn, in der Mitte oder am Ende eines Wortes steht, kann jeder Buchstabe unterschiedliche Formen erhalten. Kurze Vokale (Selbstlaute) werden nicht verschriftet, daher besteht die Schriftform vieler Wörter nur aus Zeichen für Konsonanten (Mitlaute) (ebd.).


Kurdisch


Das Kurdische ist keine einheitliche, standardisierte Sprache (Paul 2008), und bis heute herrscht keine Einigkeit darüber, ob es sich beim Kurdischen um eine Sprache mit weit voneinander entfernten Dialekten handelt oder ob es mehrere kurdische Sprachen gibt (Schmidinger o.J.a). Bei einigen Varietäten ist strittig, ob sie zu den kurdischen Varietäten zählen oder eigenständige Sprachen darstellen – dies ist eine Frage, die weniger sprachwissenschaftlich als politisch zu entscheiden ist (Schmidinger o.J. b).

Das kurdische Sprachgebiet erstreckt sich über Teile des Irak, des Iran, Syriens und der Türkei. Darüber hinaus gibt es kurdische Bevölkerungsgruppen in Armenien, Aserbeidschan, Georgien, Jordanien, dem Libanon, Turkmenistan und Usbekistan (Lewis et al. 2015; Schmidinger o.J.a). Die Zahl der Kurdischsprecher wird auf insgesamt knapp 30 Millionen geschätzt (Lewis 2015).

In der Autonomieregion im Irak hat Kurdisch den Status einer Amtssprache (neben Arabisch) und wird auch im Bildungswesen verwendet, ohne dass jedoch hier eine offizielle Festlegung auf eine bestimmte Varietät erfolgt wäre (Schmidinger o.J.a). In Syrien und im Iran ist die kurdische Sprache benachteiligt und wird hauptsächlich im privaten Raum verwendet, als Schriftsprachen werden Arabisch bzw. Persisch genutzt. In der Türkei herrschte den Kurden gegenüber lange Zeit eine Assimiliationspolitik, die kurdische Sprache war verboten. In Armenien, wo ca. 45.000 Kurdischsprecher leben, ist die Sprache als Minderheitensprache im Sinne der Europäischen Charta anerkannt (Europarat 2015b). Aufgrund der unterschiedlichen Geschichte der einzelnen kurdischen Regionen ist die Sprachkompetenz der Sprecher sehr unterschiedlich – sie reicht von Einsprachigkeit in einer kurdischen Varietät bis hin zu Sprechern, die nur einzelne kurdische Wörter verstehen. Viele der Sprecher verfügen nicht über ausreichende schriftsprachliche Kenntnisse; insgesamt gibt es Bemühungen, der Sprache wieder mehr Geltung zu verschaffen (Schmidinger o.J.a).

Die drei Hauptgruppen des Kurdischen sind Kurmandschi (Nordkurdisch), Soranî (Zentralkurdisch) und Südkurdisch. Diese Varietäten sind miteinander eng verwandt und zählen wie das Deutsche zu den indoeuropäischen Sprachen; sie verfügen jeweils über zahlreiche Dialekte, die teilweise nicht wechselseitig verstehbar sind (Schmidinger o.J.a; b).

Kurmandschi (Kurmancî, Nordkurdisch) wird v.a. in der Türkei gesprochen (ca. 15 Millionen Sprecher), aber auch in Armenien, Aserbeidschan, Georgien, Irak, Iran, dem Libanon, Syrien und Turkmenistan. Kurmandschi ist die mit insgesamt ca. 20 Millionen Sprechern die am weitesten verbreitete kurdische Varietät, allerdings verwenden ungefähr 17 Millionen dieser Sprecher Kurmandschi neben einer weiteren Sprache (in der Regel neben Türkisch) (Schmidinger o.J.a; Lewis 2015). Da Kurmandschi in der Vergangenheit nur an wenigen Schulen unterrichtet wurde, wird von Kurden in der Türkei als Schrift- und Bildungssprache zumeist das Türkische genutzt (Schmidinger o.J.a).

Soranî (Zentralkurdisch) wird von ca. 3,5 Millionen Sprechern in der Autonomen Region Kurdistan im Irak gesprochen, die die Varietät zumeist als Muttersprache erwerben. Weitere Soranî-Sprecher gibt es im Iran (Lewis 2015). Die dominierenden Varietäten in der Autonomen Region Kurdistan sind Soranî sowie Bahdînî (der irakische Dialekt des Kurmandschi); Unterrichtsmaterialien, Zeitungen und Bücher erscheinen ausschließlich in diesen beiden Varietäten (Schmidinger o.J.a).

Unter dem Begriff Südkurdisch werden verschiedene Dialekte zusammengefasst, die im Irak und im Iran gesprochen werden; sie haben insgesamt ca. 3 Millionen Sprecher (Lewis 2015). Hierzu gehören u.a. die Dialekte Feylî, Kermanshahî und Kelhurî, des Weiteren werden teilweise auch Laki bzw. Lekî zu den südkurdischen Dialekten gezählt (Schmidinger o.J.a).

Strittig ist, ob auch die Varietät Zazakî (Dimili) zu den kurdischen Varietäten zu rechnen ist oder eine eigene Sprache darstellt. Die Varietät zerfällt wiederum in sehr unterschiedliche Dialekte, die untereinander kaum verständlich sind. Einer dieser Dialekte, der sogenannte Norddialekt, wird von der religiösen Minderheit der Alewiten gesprochen (Schmidinger o.J.a).

Für die einzelnen kurdischen Varietäten wurden im Laufe der Zeit unterschiedliche Schriften verwendet. Im vergangenen Jahrhundert wurde das Alphabet des jeweiligen Nationalstaates übernommen (arabisch, lateinisch, kyrillisch). Heute wird für Sorani und Südkurdisch sowie im Irak und im Iran für Kurmandschi zumeist ein auf arabischen Schriftzeichen beruhendes Alphabet genutzt, während für Zazakî sowie für Kurmandschi in der Türkei ein auf dem lateinischen Alphabet basierendes Schriftsystem verwendet wird (ebd.)



Persisch (Dari, Farsi, Tadschikisch)


Persisch ist eine indoeuropäische Sprache und daher nicht mit Arabisch, wohl aber mit der deutschen Sprache verwandt. Es handelt sich um eine pluri-zentrische Sprache, d.h. es gibt mehrere Standardvarietäten. Hierzu gehören Farsi, Dari und Tadschikisch. Die im Iran gesprochene Standardvarietät ist Farsi, in Afghanistan hingegen spricht man Dari (Sadaghiani o.J.). Beide Varietäten weisen große Ähnlichkeiten auf, so dass es zwischen Dari- und Farsi-Sprechern keine größeren Verständigungsschwierigkeiten gibt (Lewis et al. 2015). Die Bezeichnung Tadschikisch, die erst in sowjetischer Zeit geprägt wurde, wird für die in Tadschikistan gebräuchliche Varietät des Persischen verwendet. Diese Varietät hat in den vergangenen hundert Jahren zahlreiche Wörter aus dem Russischen übernommen und sich immer weiter von den iranischen und afghanischen Varietäten entfernt (Wikipedia).

In den drei genannten Ländern ist Persisch Amtssprache, in Afghanistan gemeinsam mit Paschtu. Während ein weit überwiegender Anteil der Bevölkerung im Iran und in Tadschikistan eine persische Varietät als Muttersprache erwirbt, spricht in Afghanistan nur etwa die Hälfte der Bevölkerung Persisch (UNHCR 2002). In Usbekistan, Kasachstan, Kirgisien, Turkmenistan, Russland, Pakistan und China wird Persisch als Minderheitensprache gesprochen (Sadaghiani o.J.).

Insgesamt gibt es ca. 70 Millionen Menschen mit persischer Muttersprache, davon rund 39 Millionen im Iran, 17 Millionen in Afghanistan sowie weitere 17 Millionen in Tadschikistan, Usbekistan und anderen zentralasiatischen Staaten. Hinzu kommen rund 60 Millionen Menschen, die Persisch als Zweitsprache sprechen (ebd.).

Die persischen Standardvarietäten verfügen über zahlreiche Dialekte, die sich hinsichtlich der Aussprache teilweise stark unterscheiden. Dabei bildet im Iran die Teheraner Varietät den Standard, während die Varietät von Kabul in Afghanistan als Standard dient (ebd.).

Geschrieben wird das Persische mit arabischen Schriftzeichen und – ebenso wie das Arabische – von rechts nach links. Kurze Vokale (Selbstlaute) werden nicht verschriftet, daher besteht die Schriftform vieler Wörter nur aus Zeichen für Konsonanten. Eine Ausnahme stellt Tatschikistan dar, wo seit 1939 die kyrillische Schrift verwendet wird (ebd.).



Romani


Als „Romani“ (oder auch „Romanes“) wird die Sprache der Roma, Sinti, Kale und aller anderen Bevölkerungsgruppen bezeichnet, die oft unter der meist abwertend verwendeten Bezeichnung „Zigeuner“ zusammengefasst werden. Seit dem Internationalen Romani-Kongresses (RIC) im Jahr 1971 verwenden diese als Eigenbezeichnung für die unterschiedlichen Teilgruppen den Oberbegriff „Roma“ (Samer 2001). Von den in Europa lebenden 8-12 Millionen Roma sprechen Schätzungen zufolge 6-10 Millionen Romani (Pawlata & Halwachs, o.J.).

Romani ist eine indo-arische Sprache, die bis in die jüngste Zeit ausschließlich mündlich weitergegeben wurde. Es gibt zahlreiche unterschiedliche Varietäten (Dialekte), aber keine einheitliche Standardsprache. Diese Situation steht in engem Zusammenhang mit der Geschichte und der derzeitigen Situation der Roma, die vielfach diskriminiert sind und politisch, ökonomisch und kulturell marginalisiert leben (Universität Graz, online). In allen Fällen wurden und werden Wörter und andere Merkmale aus der Sprache des jeweiligen Landes in den eigenen Dialekt übernommen. Einige Gruppen wie z.B. die Romungros („ungarische Roma“) und die v.a. im Kosovo und in Albanien lebenden „Balkan-Ägypter“ sind sprachlich vollständig assimiliert, d.h. sie sprechen als Muttersprache nicht Romani, sondern die Mehrheitssprache ihres Landes.

Die einzelnen Romani-Dialekte lassen sich unterschiedlichen Gruppen zuordnen, die in verschiedenen Regionen gesprochen werden: Balkan-Varietäten (z.B. Albanien, Bulgarien, Griechenland, Iran, Kosovo, Türkei), Südvlach-Dialekte (z.B. Albanien, Bosnien-Herzegowina, Griechenland, Kroatien, Montenegro, Republik Mazedonien, Serbien, Türkei), Nordvlach-Dialekte (z.B. Moldawien, Rumänien, Ungarn), südliche zentrale Dialekte (z.B. Nordslowenien, Nordslowenien, Slowakei, Ungarn), nördliche zentrale Dialekte (z.B. Slowakei, Tschechische Republik), nordwestliche Dialekte (z.B. Belgien, Deutschland, Finnland, Frankreich, Italien, Niederlande, Österreich) und nordöstliche Dialekte (z.B. Estland, Litauen, Lettland, Polen, Russland) (Pawlata & Halwachs, o.J.).

Nahezu alle Romani-Sprecher sind zwei- oder mehrsprachig: Sie verwenden im öffentlichen und halböffentlichen Kontext die jeweilige Mehrheitssprache und im privaten Kontext, also in der Familie und im Freundeskreis, Romani (Pawlata & Halwachs, o.J.). In 15 der 25 Länder, die die Europäische Charta der Regional- und Minderheitensprachen unterzeichnet haben, ist Romani als Minderheitensprache anerkannt, darunter Bosnien-Herzegowina, Deutschland, Montenegro, Österreich, Serbien, die Slowakei und Ungarn (Europarat 2015b). Romani ist damit die in den meisten Ländern als Minderheitensprache anerkannte Sprache. Allerdings mangelt es in den meisten Fällen an der Implementierung entsprechender Fördermaßnahmen, was die Marginalisierung der Sprecher dieser Sprache widerspiegelt (Europarat 2015a).

Das Romani erfüllt bislang innerhalb des Schulsystems keine oder nur marginale Funktionen und wird zumeist eher als Bildungshindernis betrachtet (Universität Graz, online). In jüngster Zeit gibt es aber in mehreren Ländern Bemühungen, Romani zu einer Sprache weiterzuentwickeln, die über einen schriftlichen Standard verfügt und neben informellen auch formelle Funktionen erfüllen kann (Europarat 2015a).




Tigrinya


Die Sprache Tigrinya (auch: Tigrigna) wird v.a. in Eritrea (2,5 Millionen Sprecher oder rund 40% der Einwohner) und in Äthiopien (3,5 Millionen Sprecher oder rund 3,6% der Einwohner) gesprochen. Außerdem leben ungefähr 10.000 Tigrinya-Sprecher in Israel (Universität Graz 2012; Lewis et al. 2015).
Die Sprache zählt wie Arabisch zu den semitischen bzw. afroasiatischen Sprachen und ist eng verwandt mit der ebenfalls in Eritrea gesprochenen Sprache Tigre sowie mit der in der koptisch-orthodoxen Kirche genutzten liturgischen Sprache Ge’ez (UCLA o.J.; Lewis et al. 2015). Es gibt zwei Hauptvarietäten der Sprache: die äthiopische Varietät Tigray und die in Eritrea gesprochene Varietät Asmara. Beide Varietäten verfügen über mehrere regionale Dialekte (UCLA o.J.).

Tigrinya erfüllt sowohl in Eritrea als auch in Äthiopien die Funktion einer Amtssprache. In beiden Ländern wird sie daher in Behörden, aber auch in den Medien und als Unterrichtssprache genutzt. In Äthiopien ist Tigrinya eine von über 70 anerkannten regionalen Amtssprachen neben der landesweiten Amtssprache Amharisch, sie wird v.a. in der Provinz Tigray gesprochen und dient dort auch als allgemeine Verkehrssprache zwischen den verschiedenen ethnischen Gruppen (UCLA o.J.; AA 2015; GIZ 2015).

In Eritrea gibt es keine offizielle Amtssprache, alle neun größeren Sprachen sind formell gleichberechtigt. Diese sind Tigrinya, Arabisch und Tigre sowie die kleineren Sprachen Afar, Saho, Bega, Bilen, Nara und Kunama. Dominierende Sprachen sind die Landessprachen Tigrinya und Arabisch; daneben wird auch Englisch als Arbeitssprache genutzt (van der Splinter & Tzehaie 2015; Lewis 2015). Während der äthiopischen Besetzung war die äthiopische Landessprache Amharisch (Amharic) alleinige Amtssprache, die eritreischen Sprachen wurden aber von der Bevölkerung weiterhin genutzt. Heute werden der Gebrauch und die Entwicklung aller neun größeren Sprachen auf lokaler Ebene gefördert (van der Splinter & Tzehaie 2015; Lewis et al. 2015).

Sowohl in Äthiopien als auch in Eritrea werden Kinder während der Grundschulzeit in ihrer jeweiligen Muttersprache beschult, in Äthiopien gewinnt in den späteren Schuljahren die Landessprache Amharisch zunehmend an Bedeutung. Daneben erfüllt in beiden Ländern Englisch wichtige Funktionen im Bildungssystem. (GIZ 2015; van der Splinter & Tzehaie 2015; Lewis et al. 2015).
Tigrinya verfügt über ein eigenes Schriftsystem ("Fidäl"), das aus der Schrift der heute nur noch als liturgische Sprache verwendeten Sprache Ge’ez abgeleitet worden ist. Es handelt sich um eine Silbenschrift, d.h. es werden nicht wie z.B. im Deutschen Laute verschriftet, sondern Silben. Es gibt Schriftzeichen für die Konsonanten, die durch Zeichen für Vokale zu Silben ergänzt werden. Die Schrift verfügt über insgesamt mehr als 200 unterschiedliche Schriftzeichen (UCLA o.J.; Universität Graz 2012; van der Splinter & Tzehaie 2015; Lewis et al. 2015).




Literatur:





Drucken